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Basler Zeitung; 25.11.2009
Von Susanna Petrin
Der Präsident der Pnos-Sektion Baselland und Basel-Stadt,
Philippe Eglin (21), verliert seine Stelle als Logistiker bei
Novartis. Eglin bezweifelt im Internet den Holocaust und steht
der deutschen NPD nahe.
Er gilt als einer der umtriebigsten Rechtsextremen
der Region: Der Oberbaselbieter Philippe Eglin, Präsident
der Anfang Jahr gegründeten Sektion Baselland und Basel-Stadt
der Partei national orientierter Schweizer (Pnos). Der Sektionschef
unterhält zudem offenbar gute Beziehungen zur Nationaldemokratischen
Partei Deutschlands (NPD). Im Oktober hielt er neben NPD-Leuten
eine Rede an einer Demonstration in Friedrichshafen. Vorletzten
Samstag trat er als Redner an einer rechtsextremen Veranstaltung
in Schwyz auf.
Nicht zuletzt stellt seine Sektion auf ihrer
Website den Holocaust infrage. Das Tagebuch der Anne Frank basiere
auf einem Lügengebilde, heisst es dort. Schon seit Monaten
sind Eglin und der weitere Vorstand nicht bereit, diesen Eintrag
zu löschen. Dies obschon gegen Eglin deswegen ein Verfahren
wegen Verstosses gegen den Antirassismusartikel läuft. Ein
rechtskräftiges Urteil steht noch aus, ist aber laut der
Basler Staatsanwaltschaft wahrscheinlich.
unvereinbarkeit. All dies ist der Novartis nun
Grund genug, Eglin zu entlassen. «Wegen Unvereinbarkeit
der Novartis-Ethik und den öffentlich vorgebrachten politischen
Ansichten von Philippe Eglin plant Novartis, das Arbeitsverhältnis
mit ihm aufzulösen», bestätigt Mediensprecher
Satoshi Sugimoto auf Anfrage der BaZ. Als global tätiges
Unternehmen in über 140 Ländern sei für Novartis
Weltoffenheit und Respekt für den Menschen wichtig. «Dies
bedeutet, dass wir Diskriminierungen aufgrund von Rasse, Geschlecht
oder Religionszugehörigkeit nicht tolerieren.» Die
Novartis hat einen Verhaltenskodex, der alle Mitarbeiter zu einem
hohen ethischen Standard verpflichtet. Dieser Kodex ist laut Sugimoto
Teil des Arbeitsvertrags.
«gutes beispiel». Der Rechtsextremismusexperte
Samuel Althof lobt das rasche Eingreifen von Novartis: «Für
die Rechtsextremismus-Prävention ist es ausschlaggebend,
dass ein internationaler Konzern wie Novartis mit gutem Beispiel
vorangeht. Die Firma nimmt ihre soziale Verantwortung wahr. Dazu
gehört, dass die Leugnung eines Völkermords nicht geduldet
wird.»
Doch wie weit darf ein Konzern die Gesinnung
seiner Mitarbeiter kontrollieren? Läuft die Kündigung
auf ein Berufsverbot hinaus? Jean-Fritz Stöckli, Professor
für Arbeitsrecht an der Universität Basel, meint: «Allgemein
darf ein Arbeitnehmer der Zielsetzung des Arbeitgebers nicht entgegenwirken.
Er hat auch im aus-serdienstlichen Bereich alles zu unterlassen,
was die Erreichung der Unternehmensziele behindert. Die Ausübung
politischer Rechte findet ihre Grenze an den Pflichten aus dem
Arbeitsverhältnis.» Althof betont: Nicht sein Job wird
ihm verboten, sondern den Holocaust zu leugnen. So lange er dies
tue, verstosse er gegen gesellschaftliche Grundwerte.
Eglin will zu seiner Entlassung nicht Stellung
nehmen. Ob er auch seinen Sitz im Baselbieter Jugendparlament
verliert, ist noch offen. «Das besprechen wir an der nächsten
Sitzung», sagt Jugendrätin Lea Hungerbühler. Toleranz
habe ihre Grenzen. «Anderseits sollte jemand nicht gesellschaftlich
verurteilt werden, solange kein rechtskräftiges Urteil vorliegt»,
gibt sie aber auch zu bedenken.
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