"Antifaschistischen Lifestyle bekämpfen"
Die Polizei befürchtet einen Anschlag gegen den MIG-Shop
in Basel durch die Linksextreme. Der MIG-Shop verkaufe Nazi-Klamotten,
behauptet die Antifaschistische Aktion auf Plakaten und Flugblättern.
Die Ladeninhaber sprechen von «Rufmord» Film
sehen (Tele Basel, 10.10.2005)
Meldung
von Tele Basel (11.10.2005)
Die Neui PdA het hüt Morge dr Gwalt-Ufruef gege dr Basler
Kleiderlade MIG-Shop zrug zoge. Telebasel het gescht über
dä Ufruef brichtet, wo die Neui PdA uf ihrer Homepage veröffentlicht
het. Dr Parteisekretär Andrey Lützelschwab het gegenüber
Telebasel gseit, d'Partei sigi gege Gwalt. Sie sig aber au gege
dr Verkauf vo so genannte faschistische Kleider.
Siehe
auch:
Neue PDA Indymedia
und Aufbau
MIG-Shop
befürchtet linksextreme Attacken
Quelle: Basler Zeitung; 14.10.2005
Basler Kleiderladen will nach Plakataktion der
Antifa umstrittene Textilmarke aus dem Sortiment entfernen
Stefan Gyr
Auf zahlreichen Internetseiten ist ein Gewaltaufruf der Antifaschistischen
Aktion gegen den MIG-Shop verbreitet worden. Die Polizei widmet
dem Kleiderladen «ein besonderes Augenmerk».
«Wo der MIG-Shop ist, wissen alle. Und
nach einer ersten Warnung ist die Zeit der Zurückhaltung
endgültig vorbei.» Die letzten Sätze auf dem Flugblatt
der Antifaschistischen Aktion Basel können ohne weiteres
als Aufruf zur Gewalt gegen den Laden am Leonhardsgraben aufgefasst
werden. Zahlreiche linksextreme Organisationen in der Schweiz
wie auch im Ausland haben am Wochenende die Antifa-Erklärung
auf ihren Internetseiten eins zu eins verbreitet.
«Stimmung angespannt». Einzelne Gruppierungen
wie die Neue PdA Basel strichen die Schlusssätze. Der «Verkauf
von faschistischen Marken» müsse gestoppt werden, doch
dies müsse «nicht in Gewalt ausarten», erklärt
die Neue PdA. Der Revolutionäre Aufbau Basel übernahm
dagegen den Antifa-Aufruf in voller Länge auf seine Homepage.
Die Besitzer des MIG-Shops befürchten nun
Attacken von Linksextremen. Vor gut einer Woche hat die Antifa
in Basel Flugblätter und Plakate gestreut, auf denen sie
dem Kleiderladen vorwarf, «Nazi-Klamotten» zu verkaufen
(die baz berichtete). «Bei uns ist die Stimmung angespannt»,
meint Mikail Gör, Mitinhaber und Geschäftsführer
des MIG-Shops.
Zwar hätten ihm die Bevölkerung wie
auch die Stammkundschaft «zu 95 Prozent den Rücken
gestärkt». Auch linke Leute hätten sich hinter
ihn gestellt. Denn er habe mit dem Rechtsextremismus «nichts
am Hut». Dennoch könnten Übergriffe auf den Laden
oder die Inhaber verübt werden, befürchtet auch Samuel
Althof von der «Aktion Kinder des Holocaust».
«Üble Terroraktion». Nach seiner
Einschätzung drohen dabei kaum Attacken aus der lokalen Szene.
«Denn in Basel weiss man inzwischen: Das ist kein rechtsextremer
Laden.» Doch die Antifa-Erklärung sei im Internet weit
verbreitet worden. Althof verurteilt das Vorgehen der Antifa als
«üble Terroraktion, die weit über das Ziel hinausschiesst».
Die Basler Polizei hat den Antifa-Aufruf «zur Kenntnis genommen»,
wie Mediensprecher André Auderset erklärt. Die Polizei
widme deshalb dem MIG-Shop ein «besonderes Augenmerk».
Der Kleiderladen will nun der Antifaschistischen
Aktion Basel entgegenkommen und die umstrittene Textilmarke aus
dem Sortiment entfernen. Er halte die Vorwürfe der Antifa
noch immer für ungerechtfertigt, sagt Mikail Gör. «Doch
ich suche einen Kompromiss mit diesen Leuten.»
Antifa
nimmt Basler Kleiderladen ins Visier
Quelle: Basler Zeitung; 08.10.2005
Besitzer
des MIG-Shops wollen nach Plakataktion Strafanzeige gegen antifaschistische
Gruppe erstatten
Stefan
Gyr
Der MIG-Shop verkaufe Nazi-Klamotten, behauptet die Antifaschistische
Aktion auf Plakaten und Flugblättern. Die Ladeninhaber sprechen
von «Rufmord».
«Rechten
Lifestyle bekämpfen!»: So sind die Plakate überschrieben,
die am Dienstag und Mittwoch nicht nur auf das Schaufenster des
MIG-Shops, sondern in der halben Stadt geklebt wurden.
Der
Laden am Leonhardsgraben verdiene mit dem Verkauf von «rechter
Streetwear» Geld und biete Faschisten eine bequeme Bezugsquelle
für einschlägige Lifestyle-Artikel, meint die Antifa,
die Antifaschistische Aktion. Sie hat überdies in der Nachbarschaft
des MIG-Shops Flugblätter mit der gleichen Botschaft in die
Briefkästen gesteckt. Die Ladenbesitzer, die Brüder
Mikail und Deniz Gör, zeigen sich empört. Sie wollen
gegen die Antifa Basel Strafanzeige wegen Rufschädigung und
Sachbeschädigung erstatten.
Umstrittenes
Logo. «Alle zeigen jetzt mit dem Finger auf uns»,
klagt Geschäftsführer Mikail Gör. Er sei gleich
danach ins Restaurant Hirscheneck gegangen und habe dort gefragt,
wer hinter der Plakataktion steckt. Niemand habe sich getraut,
sich zu melden.
Stein
des Anstosses sind für die Antifa die Kleidungsstücke
der Marke «Thor Steinar». Sie werden in Brandenburg
angeblich im Umfeld von Neonazis hergestellt und vertrieben. Das
Markenlogo zeige «völkisch-heidnische Runen, die auch
in Nazideutschland zur Kennzeichnung faschistischer Organisationen
verwendet wurden», ist auf den Plakaten der Antifa zu lesen.
Die
Kleidermarke sei denn auch in der rechtsextremen Szene sehr beliebt.
«Modebewusste Nazis tragen nicht mehr schnöde Bomberjacken
und Springerstiefel, sondern hochwertige Streetwear», erklärt
die Antifa. Sie befürchtet deswegen eine «Normalisierung
faschistischer Inhalte». Allerdings gehen die Meinungen
über das Runenlogo der Textilmarke «Thor Steinar»
weit auseinander. Zu Beginn dieses Jahres hat die Brandenburger
Justiz über 250 Strafverfahren im Zusammenhang mit dem umstrittenen
Emblem eröffnet. Zwei Landgerichte bestätigten das Verbot
des Logos.
Verbot
aufgehoben. Im vergangenen September hob das brandenburgische
Oberlandesgericht das Verbot auf. Begründung: Das Markenlogo
sei «nicht verwechselbar mit einem verfassungsfeindlichen
Symbol».
Mikail
Gör betont, er habe mit dem Rechtsextremismus nichts am Hut.
Eine fremdenfeindliche Haltung liege ihm fern, da seine Familie
aus Syrien stamme. Der MIG-Shop führe Kleidungsstücke
für verschiedenste Gruppierungen. «Ich kaufe Marken
ein, und wenn gewisse Labels Rechtsradikale anlocken, kann ich
nichts dafür», findet Gör.
Zudem
könne nicht mehr ohne weiteres von einem Bekleidungsstück
auf die Gesinnung geschlossen werden. Produkte der Marke «Thor
Steinar» würden nicht nur von Rechtsextremen getragen,
und Bomberjacken und Springerstiefel seien heute auch bei linken
Punks beliebt. «In unserem Laden kaufen denn auch sowohl
linke als auch rechte Leute ein», erzählt Mikail Gör.
«Und es ist noch nie zu einer Schlägerei gekommen.»
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