Durch
die Blume: Mit Undank zurück
QU: Basler Zeitung, 08.12.2001 Kommt er oder kommt er nicht, diese Frage beschäftigte wochenlang viele Rheinfelderinnen und Rheinfelder. Dabei ging es nicht um das Auftauchen des Samichlauses, der am Donnerstag an den meisten Orten pflichtgemäss erschienen ist, sondern um einen unliebsamen Laden. «Lolo-Versand» sollte er heissen, doch mit Lolipops hatte er nichts am Hut. Kindisch war die ganze Sache allerdings durchaus, nur vielleicht nicht ganz so harmlos: Ein paar Kurzhaarige wollten nämlich an der Geissgasse umstrittene Artikel an den Skinhead bringen; «Hooligan-Streetwear», wie es auf dem Schaufenster heisst. Wir leben zwar in einer freien Marktwirtschaft, trotzdem ist es vielen lieber, wenn nicht wirklich alles, was legal ist, auch verkauft wird. Vor allem nicht vor der eigenen Tür und vis-à-vis eines Drittwelt-Ladens. Sogar der Stadtrat sah sich veranlasst, seine Sorge über das Geschäft öffentlich kund zu tun. «Die Polizei wurde beauftragt, die weitere Entwicklung im Zusammenhang mit dieser Ladeneröffnung sorgfältig zu überwachen», versuchte er die Bevölkerung zu beruhigen. Allerdings gab es auch Leute, die der Neueröffnung gelassen entgegensahen. «Die haben sich den dümmsten Standort ausgesucht. In Rheinfelden gibt es eine schlagkräftige Ausländerclique, die sich das nicht bieten lassen wird», war etwa zu hören. Wie dieser Widerstand aussehen kann, demonstriert derzeit das zerschlagene Schaufenster. Hinter dem Laden standen Mitglieder der Partei National Orientierter Schweizer (Pnos). Zwar weisen sie den Vorwurf weit von sich, einer Neonazi-Partei anzugehören, doch ihr Programm spricht eine deutliche Sprache: «Die Partei National Orientierter Schweizer strebt als Offensive gegen diese Umvolkung den Austausch der Mächtigen an, um dem Schweizer Volk innerhalb der europäischen Völkerfamilie eine Zukunft zu sichern», ist da zu lesen. Einige Menschen fühlen sich da an Parolen erinnert, die vor rund sechzig Jahren in Deutschland - und nicht nur dort - geplärrt wurden. So etwas wollten viele dann doch lieber nicht in Rheinfelden haben, und sie wehrten sich mit Erfolg. Wäre der Laden tatsächlich gekommen, dann hätte das Zähringerstädtchen das Geschenk gehabt, das ungewollte. Glücklicherweise hat jetzt das Rückgaberecht funktioniert. Valentin Zumsteg
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