Glatzen-Laden unerwünscht
Im schweizerischen Rheinfelden sorgt die Eröffnung eines Hooligan-Geschäfts für Unruhe und Unmut
QU: Der Sonntag im Dreiland, 11.11.2001

Im beschaulichen Kurstädtchen Rheinfelden/Schweiz könnte es mit der Ruhe bald vorbei sein. Das jedenfalls fürchten viele Einwohner für den Fall, dass demnächst in der Geissgasse ein Laden für rechtsradikale neonazistische Utensilien eröffnen sollte. "Hooligan Streetwear" steht schon jetzt an der Scheibe des kleinen Geschäfts am Rand der Fussgängerzone, und die altdeutschen Lettern, in denen das Wort "Hooligan" geschrieben ist, lassen keinen Zweifel an den Absichten der Betreiber.

Der LOLO-Versand, zuletzt ansässig in der Basler Holeestrasse steht hinter dem Laden, und das kantonale Handelsamtsblatt nennt als Betreiber einen gewissen Sascha Kunz. Der ist nach Recherchen der "Basler-Zeitung" Präsident der rechtsradikalen Partei national orientierter Schweizer (PNOS) und zur Zeit nicht zu erreichen - die Vermieterin in der Holeestrasse 131 hat den rechtsnationalen Mieter mittlerweile vor die Tür gesetzt.

Die PNOS betreibt übrigens ihre Homepage mit völkischer Propaganda und ausländerfeindlichen Parolen pikanterweise nicht in der Schweiz sondern in Deutschland. Auch Marc Masselier, der das Geschäft in der Rheinfelder Geissgasse betreiben soll, ist PNOS Mitglied. Er versichert im Übrigen felsenfest, dass alle bei ihm erhältlichen Wahren legal seien. Im Schaufenster seines Ladens versucht der Betreiber die besorgten Bürger des Zähringerstädtchens zu beruhigen.

Doch die direkt daneben hängenden Prospekte sprechen eine andere Sprache: Da wird neben rechtsradikalen Emblemen und keltischen Zeichen unter anderem auch die Reichskriegsflagge angeboten, ausserdem die gesamte Palette von Neonazi-CDs - von Gruppen wie Aufmarsch, Freikorps oder Kraftschlag bis hin zu den Holsteiner Jungs, die sich sinnigerweise mit HJ abkürzen.

Dass sie sich auf einem schmalen Grad am Rande der Legalität bewegen, wissen die LOLO-Leute offenbar. So preisen sie eine CD der Gruppe Schwarzer Orden mit dem wörtlichen Hinweis an: " Die Texte sind wie immer sehr sehr hart an der Grenze, sollte man sich beeilen, sonst weg."

Kein Wunder, dass die Rheinfelder empört sind, den Kopf schütteln oder von "Schande" sprechen. Andere haben bereits "Scheiss Nazis" auf die Scheibe geschrieben. Bürger befürchten, dass ihr Städtchen zum Treffpunkt der zahlreichen Glatzen aus dem gesamten Fricktal werden könnte, denn "Hooligan Streetweare" wäre der erste Laden in seiner Art in der Umgebung.

Immerhin: Die Kantonspolizei hat das Geschäft auf Anordnung des Bezirksamtes bereits im Auge. Was ihr nicht schwer fallen sollte, liegt es doch nicht einmal einen Steinwurf von der Wache entfernt. Auf Anordnung des Bezirksamtmann Ambrosius Kessler soll die Polizei überprüfen, ob verbotene Symbole angeboten werden und ob die erforderlichen Bewilligungen vorliegen. So richtig eingreifen können die Ordnungshüter allerdings erst, wenn "Hooligan Streetwear" eröffnet ist. Ähnliche Läden in grossen Schweizer Städten konnten sich bislang erfolgreich behaupten - die eidgenössischen Gesetze lassen da offenbar grössere Spielräume als die deutsch Gesetzgebung.

Jochen Fillisch



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