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  Rechtsextreme im Sensebezirk?
 

6. Dezember 2003
QU: Freiburger Nachrichten

Rechtsextreme im Sensebezirk?
Umstrittene Partei will im Kanton Freiburg eine Versammlung abhalten

Eine rechtsextreme Partei wolle sich diesen Sonntag zur Gründung einer Freiburger Sektion im Sensebezirk treffen, meldet die «Antifa Bern». An verschiedenen Orten Deutschfreiburgs sind unterdessen politische Sprayereien aufgetaucht.

Von PATRICK HIRSCHI

«Weg mit der PNOS», «Gegen Nazis», «Antifa heisst Angriff» - Solches und ähnliches steht seit gestern auf Haus- oder Strassenmauern in verschiedenen Dörfern des Sensebezirks. Offenbar wurde in der Nacht von Donnerstag auf Freitag gesprayt.

«Das muss etwa zwischen ein und zwei Uhr passiert sein», vermutet Erwin Wohlhauser von der Polizei in Tafers. Er hatte sich die verschmierten Wän- de in Alterswil angeschaut. Weitere Sprayereien ähnlichen Inhalts seien ihm zudem aus Düdingen gemeldet worden. Wohlhauser wird den Fall nun an die Kriminalpolizei weiterleiten.

Rechtsradikaler Parteitag wird angekündigt

Am Freitag ist die «Antifa Bern», eine antifaschistische Gruppierung aus dem autonomen Umfeld der Berner Reitschule, mit einer Medienmitteilung an die Öffentlichkeit gelangt. In diesem Communiqué heisst es, dass die rechtsextreme Partei National Orientierter Schweizer (PNOS) für diesen Sonntag einen Parteitag im Kanton Freiburg plant. Ziel sei es, eine freiburgische PNOS-Sektion aus der Taufe zu heben.

Die PNOS kündigt auf ihrer Internetseite für den 7. Dezember einen Parteitag der Sektion Bern an, der im Kanton Freiburg stattfinden soll. Zudem werde an diesem Tag die Sektion Freiburg vorgestellt. Für genauere Informationen wird auf eine E-Mail-Adresse verwiesen.
Zwar übe sich die PNOS in Geheimniskrämerei, teilt die «Antifa Bern» weiter mit. Jedoch habe man herausgefunden, dass sich Interessierte am Sonntag zwischen 13 und 13.30 Uhr auf dem Edelweiss-Parkplatz in Mariahilf einzufinden hätten. Wo der eigentliche Parteitag stattfindet, sei zurzeit noch nicht bekannt.
Ursprünglich sollte die Versammlung in der «Alpenrose» in Alterswil stattfinden. Wirt Markus Rappo bestätigt dies. «Jemand reservierte den Saal telefonisch vor etwa zwei bis drei Monaten», erzählt er den FN. «Auf meine Rückfrage, ob es sich um eine rechtsextreme Organisation handle, verneinte es die Person.»
Am Donnerstag dieser Woche sei Rappo dann vom Oberamt informiert worden, dass es sich bei diesem Treffen eben doch um eine Versammlung von Rechtsextremen handle. Flugs habe er die Gesellschaft daraufhin wieder ausgeladen.
«Wir wurden bereits vor zwei Jahren vom Oberamt informiert, dass sich eventuell rechtsradikale Gruppen in der Region versammeln könnten», bestätigt der Wirt. Den Namen der reservierenden Person gab er nicht preis. Allerdings sei es ein für den Sensebezirk nicht ungewöhnlicher Nachname.

Polizei ist auf der Hut

Die «Alpenrose» wurde ebenfalls Ziel der Sprayer. Markus Rappo hält die Aktion nicht für das Werk von Rechtsradikalen. «Es sieht eher aus wie Anti-Nazi-Parolen», meint er.

Gibt es einen Zusammenhang zwischen den Schmierereien und der Ankündigung der «Antifa»? - Von offizieller Seite wird nichts bestätigt. Es darf vermutet werden, dass sich nicht nur PNOS-Sympathisanten am Sonntag beim Treffpunkt einfinden. Wenn Leute von der «Antifa» auf die Rechtsradikalen treffen, könnte die Sache leicht eskalieren. Vielleicht sind die Sprayereien als Warnung der «Antifa» an die Adresse der PNOS zu verstehen.
Dass eine Zusammenkunft von Rechtsextremen geplant ist, wisse man, bestätigt Hans Maradan, Pressesprecher der Freiburger Kantonspolizei. Man verfolge die Angelegenheit und treffe Massnahmen, um allfällige Ausschreitungen zu verhindern.
Momentan gibt es laut Maradan aber keine Hinweise, dass es sich um eine verfassungswidrige Organisation handelt. «In eine Versammlung würden wir nur auf Anordnung der Behörden eingreifen», sagt Maradan. Eine derartige Veranstaltung in einem Restaurant sei gemäss Oberamt sowieso nicht bewilligungspflichtig.
Inzwischen hat die Gemeinde Alterswil Anzeige gegen Unbekannt wegen Sachbeschädigung erstattet. Die Reinigung werde bestimmt einiges kosten, meint Ammann Hubert Sturny. Er bedauert die Verschandelung. «Es ist sehr schade, weil ausgerechnet am Samstag noch Dorfmärit in Alterswil ist.» Im übrigen sei etwas in der Art in der Gemeinde zum ersten Mal vorgefallen.
«Antifa» will weiter warnen

Das Bundesamt für Polizei geht in einem auf seiner Homepage publizierten Bericht davon aus, dass Parteien wie die PNOS versuchen, relativ unpolitische Gruppen von Skinheads und Rechtsradikalen zu politisieren. In letzter Zeit sei bei rechten Kreisen ein Rückgang der Gewaltbereitschaft verzeichnet worden. Ob dies nur eine kurzfristige Strategie darstelle oder langfristig und damit programmatisch sei, könne erst später beurteilt werden. Die PNOS hat diesen Oktober im Kanton Aargau an den Nationalratswahlen teilgenommen, sei dabei aber kläglich gescheitert, wie die «Antifa» berichtet.

In einem per E-Mail geführten Interview sagt ein anonymer Vertreter der «Antifa Bern», dass der Treffpunkt in Mariahilf am Sonntag nach seinen Einschätzungen bestehen bleibe. Die «Antifa» werde heute rund 50 potentielle Veranstaltungsorte in der Umgebung von Mariahilf über die Machenschaften der PNOS informieren. Ob man am Sonntag selber präsent sein werde, dazu könne man im Moment keinen Kommentar abgeben. Ob die «Antifa» hinter den Sprayereien steckt, dazu äussert er sich nur vage und verweist auf die Tatsache, dass man das Communiqué verschickt habe, bevor der Vandalenakt begangen wurde. hi



 



 


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