aktuell

archiv

home

  Nach dem Wahlerfolg in Langenthal: Pnos-Chef vor Gericht 
 

Berner Zeitung; 27.10.2004

BZ-Austausch

Nach dem Wahlerfolg in Langenthal: Pnos-Chef vor Gericht

Am Sonntag konnte sich der Rechtsextreme Pascal Lüthard als Sieger der Langenthaler Stadtratswahlen feiern lassen. Heute muss er vor Gericht erscheinen - wegen Raufhandel, Land- und Hausfriedensbruch.

Diesen Sonntag hat er genossen, der Wahlkampfmanager aus Glashütten bei Murgenthal. Lächelnd stellte sich Pascal Lüthard am Sonntagabend den Medien vor, als Stützpunktleiter der Partei National Orientierter Schweizer (Pnos). Gekommen war der Rechtsextreme ohne Bomberjacke und Springerstiefel, dafür mit Anzug, Krawatte und Gel im Haar. Locker posierte er fürs Pressefoto, erklärte den Medien selbstbewusst, dass seine Partei «für eine bessere Schweiz» kämpfe. Neben ihm Gesinnungsgenosse und Strassenbauer Tobias Hirschi, der am selben Tag ein Mandat im Langenthaler Stadtrat ergattert hatte (wir berichteten).

Das Bild von Saubermann Lüthard und Stadtrat Hirschi: Mittlerweile ist es schweizweit bekannt. Als nette, anständige Jungpolitiker versuchten sich die beiden in Szene zu setzen. Dass sie auch anders können, zeigt ein Blick in die Vergangenheit. Und der Zufall will es, dass Pascal Lüthard genau heute für seine Jugendsünden geradestehen muss. Wegen Landfriedensbruch, Hausfriedensbruch und Raufhandel steht er in Aarwangen vor dem Richter.

23 Schläger gebüsst

Konkret geht es um die Gewaltnacht vom 21. September 2002, als Rechtsextreme das autonome Kulturzentrum in Langenthal angegriffen und demoliert hatten. Die Ermittlungen des Untersuchungsrichteramtes sind inzwischen abgeschlossen. 23 junge Männer haben ein Strafmandat und Bussen in der Höhe von 500 bis 1500 Franken erhalten. Fünf weitere, noch minderjährige Randalierer, mussten vor dem Jugendgericht antreten.

Auch Pascal Lüthard und sein Bruder waren dabei, als es im Kulturzentrum drunter und drüber ging. Weil sie die Strafen nicht akzeptieren wollen, kommen ihre Fälle jetzt vor den Richter. Gegenüber dieser Zeitung will Lüthard den Rekurs nicht weiter begründen. «Jetzt habe ich meine Aufgabe in der Pnos gefunden», sagt er lediglich. Die Zeiten der Sachbeschädigungen und Schlägereien seien damit vorbei. «Ich wehre mich nur, wenn ich angegriffen werde.»

Ganz ähnlich, kurz und knapp, äussert sich Stadtrat Tobias Hirschi, wenn er Fragen über seine Vergangenheit beantworten muss. Zum Beispiel der Aufmarsch am 1. Mai dieses Jahres, als 150 Rechtsextreme durch Langenthal zogen und die Feier der Sozialdemokraten mit lauten, menschenverachtenden Parolen zu stören versuchten. SP-Gemeinderätin Laura Baumgartner erinnert sich ganz genau, wer damals an vorderster Front gestanden hatte: Tobias Hirschi mit einer Langenthaler Fahne in den Händen. Es war die erste Begegnung der Sozialdemokratin mit dem jetzt gewählten Stadtrat. «Wir hatten Angst vor diesen Leuten, weil sie mit Knüppeln und Baseballschlägern bewaffnet waren», so Baumgartner.

Zu handfester Gewalt kam es kurze Zeit später am Langenthaler Bahnhof, wo die 150 Demonstranten auf 70 Linksautonome stiessen und sich mit diesen eine Strassenschlacht lieferten. «Nach solchen Zwischenfällen», sagt Laura Baumgartner, «schmerzt es schon, wenn so einer an den Stadtratswahlen teilnimmt - und auch noch gewählt wird.» Stefan Schneider

 


 



 


© Aktion Kinder des Holocaust