J
a g d a u f r e c h t e W
e b s e i t e n
QU:FAZ.Net, 7. Februar 2001
6.
Feb. 2001 Die Aktion Kinder des Holocaust (AKdH) prangert auf
ihrer Webseite Provider an, die rechtsextreme Seiten verbreiten.
Die in der Schweiz ansässige, international agierende Organisation
hat erreicht, dass der amerikanische Internet-Provider Yahoo 44
Seiten mit rechtsextremen Inhalten gelöscht hat. Im letzten
Jahr hat die AKdH außerdem 100 Strafanzeigen gegen die Betreiber
rechtsextremer Seiten gestellt. Sprecher Samuel Althoff erklärte
FAZ.NET, wie seine Organisation dabei vorgeht.
Welche
Erfahrungen machen Sie mit den Providern? Reagieren die sofort,
wenn Sie Webseiten mit rechtsextremen Inhalten melden?
Da
muss man unterscheiden zwischen amerikanischen und europäischen
Providern. Bei den europäischen Providern erfolgt die Löschung
relativ schnell. Bei den amerikanischen Providern ist das oft
schwieriger. Da braucht es mehr Druck und Hartnäckigkeit.
Und oft muss man den Leuten erklären, was auf den Seiten
steht, weil sie kein Deutsch können und auch die geschichtlichen
und die aktuellen politischen Zusammenhänge nicht kennen.
Grundsätzlich
ist unser Bestreben aber nicht nur, die Seite zu löschen,
sondern die Täter der Strafverfolgung zuzuführen. Wenn
wir uns mit einer nazistischen Webseite beschäftigen, dann
haben wir in erster Linie den Täter im Visier. Im letzten
Jahr haben wir in Deutschland, Österreich und der Schweiz
etwa 100 Strafanzeigen gestellt, davon waren nur drei nicht erfolgreich.
Wenn
Sie Druck auf einen Provider machen - wie sieht das aus?
Im
Fall Yahoo haben wir eine Petition auf unserer Webseite www.akdh.ch,
für die wir in vier Wochen etwa 3500 Unterschriften gesammelt
haben. Eines unserer besten Druckmittel ist das Outen.
Wir zeigen auf, welche Nazi-Seiten wo gehostet werden und wie
die Provider reagieren. Diese Liste steht auch auf unseren Seiten.
T-Online
braucht lange zur Sperrung
Welche
Erfahrungen haben Sie mit deutschen Providern gemacht?
Im
Grunde genommen recht positive. Manche brauchen ein bisschen lange,
bis eine Seite gesperrt wird, zum Beispiel bei T-Online. Bei anderen
dagegen dauert es nur fünf Minuten.
Denken
Sie, dass die Gesetze ausreichen, um im Internet begangene rechtsextreme
Straftaten zu verfolgen?
Wenn
man das geltende Recht konsequent anwendet, kann man sehr viel
erreichen. Bestimmte Gesetzeslücken werden Schritt für
Schritt geschlossen - so zum Beispiel, dass man in Deutschland
auch belangt werden kann, wenn man die Holocaustleugnung über
einen ausländischen Provider ins Internet einspeist.
In
Amerika stoßen Sie immer wieder darauf, dass das Recht auf
freie Meinungsäußerung - freedom of speech
- sehr hoch bewertet wird.
Die
freedom of speech wird von den Neonazis missbraucht.
Wenn der Minderheitenschutz geringer gewertet wird als die freedom
of speech, dann ist das ein großes Problem.
Nazi-Versteigerungen
schaden dem Ruf
In
Yahoo.de stehen weiterhin Nazi-Gegenstände zur Versteigerung
- Bücher, Uniformen und auch eine komplette Flak. Sehen Sie
dagegen irgendeine Handhabe?
Den
Leuten muss klar sein, dass es sich um eine widerliche Geschmacklosigkeit
handelt. Yahoo sollte von sich aus darauf verzichten. Solche Angebote
schaden dem guten Ruf der Firma.
Yahoo
hat angekündigt, in den USA Filter einzusetzen um solche
Gegenstände nicht in die Auktionen gelangen zu lassen. Ist
das sinnvoll oder sollte es Gesetze dagegen geben?
Das
wird nicht viel nützen - die Nazis versuchen auf allen Wegen,
ihre Dinge an den Mann zu bringen. Mal gehen sie durch den Filter,
mal nicht. Ich denke aber nicht, dass man das per Gesetz regeln
muss. Die Manager von Yahoo sind clever genug zu wissen, dass
sie damit ihrem eigenen Ruf schaden. Wir setzen vor allem auf
das Bewusstsein der Öffentlichkeit, dass solche Dinge die
Grundlage sind, dass Menschen von Nazis angezündet und ermordet
werden.
Das Gespräch führte Peter Schumacher
Text:
@ps
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