Klage
gegen URL-Redirects auf Neonazi-Sites
QU: heise.de, 26.Juli 2001
Die
Justiz muss sich nun mit der Frage auseinander setzen, ob das
Redirecting, also die Weiterleitung einer URL auf eine andere
Web-Adresse, bei rechtsextremen Internetseiten strafbar ist. Die
in der Schweiz ansässige Aktion Kinder des Holocaust (AKDH)
hat Anzeige gegen den Stuttgarter Anbieter eines solchen Redirectings,
de-nic-vu, gestellt.
AKDH
ist ein internationaler Zusammenschluss von Nachkommen Überlebender
der nationalsozialistischen Judenverfolgung und des antifaschistischen
Widerstands sowie deren Angehörige und Freunde. Sie arbeitet
mit verschiedenen Organisationen zusammen. Die Gruppe hat es sich
zur Aufgabe gemacht, die Verbreitung von Neonazi-Seiten im Web
zu stoppen.
Bei
ihren Bemühungen ist die Initiative auf eine Vielzahl rechtsextremer
Seiten gestoßen, die der Stuttgarter Domain-Dienstleister
unter anderen Namen weitergeleitet hat. Nach Auskunft von AKDH-Sprecher
Samuel Althof seien auf den Web-Sites verbotene Bands, Kennzeichen
verfassungswidriger Organisationen, Propagandamittel sowie volksverhetzende
Äußerungen gefunden worden. Die Anzeige habe sich das
Unternehmen auch deshalb zuzuschreiben, weil es die Seiten nur
sehr zögerlich oder gar nicht sperrte. de-nic-vu vergibt
Third Level Domains unterhalb von de.vu, einer Second Level Domain
innerhalb der ccTLD von Vanuatu. Die ccTLD-Registry von .vu hat
dagegen mit den Redirects nichts zu tun.
Wie
die Westfälische Rundschau berichtet, ist die Methode des
Redirecting in der rechtsextremen Szene beliebt. Sie erleichtert
die Verbreitung der braunen Seiten im Internet. Über die
vom Redirector kostenlos bereitgestellte Internetdresse werden
Besucher automatisch zu der Stelle geleitet, wo die Seite wirklich
liegt zumeist auf einem Server im Ausland. Das bringt für
die Betreiber der Web-Sites die Vorteile, kürzere und leichter
zu merkende Adressen zu erhalten sowie die Seiten in Suchmaschinen
registrieren lassen zu können.
Währenddessen
hat der nordrhein-westfälische Innenminister Fritz Behrens
(SPD) mit Blick auf die drastisch gestiegene Zahl rechtsextremistischer
Seiten im Internet eine freiwillige Selbstkontrolle der Internet-Provider
gefordert. "Rechtsextremisten legen es mehr und mehr darauf
an, ihre Auftritte auf jugendliche Zielgruppen auszurichten."
Den digitalen Möglichkeiten des Netzes gingen immer mehr
junge Menschen "auf den Leim", so der Minister. Nach
Angabe des Düsseldorfer Innenministeriums hat sich die Zahl
der deutschsprachigen, rechtsextremistischen Seiten im Internet
innerhalb des vergangenen Jahres auf mehr als 1000 verdoppelt.
(mti/c't)
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