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Schlingensiefs Schauspieler verkauft weiter Nazi-Artikel

Vom Ausstieg noch weit weg
Schlingensiefs Schauspieler verkauft weiter Nazi-Artikel
VON DANIELA PALUMBO
QU: Sonntagszeitung, 4. November 2001

Die AKdH hat die ihr zugespielte Rechnung an die Sonntagszeitung weiter gegeben.
Bei dem von der Sonntagszeitung genannten Basler Zwischenhändler handelt es sich vermutlich um den Besitzer des neu entstehenden Lolo-Versands an der Holeestr. 95 in 4054 Basel (Lieferbedingungen). Ein «Hooligan-Laden» mit dem gleichen Namen soll demnächst in Rheinfelden eröffnet werden. (Siehe:
«Hooligan-Laden» wird überprüft )

Laut Schweizerischem Handelsblatt vom 10. 09. 2001 firmiert Sacha Kunz als Besitzer des LOLO-Versands unter dieser Adresse: Eintrag Nr. 4828 vom 03.09.2001. (Sacha Kunz ist Präsident der Partei National Orientierter Schweizer PNOS.)

Mitinhaber des Lolo-Versand ist Marc Masselier. Auch er ist Mitglied der PNOS . Er betrieb die National Security Agency Meselli in Duggingen.

Der LOLO-Versand ist im Aufbau und unter folgender Redirecting-Adresse erreichbar: http://www.lolo-versand.ch.vu/ Tatsächlich aber liegt die Seite beim Nazi-Provider http://www.odinsrage.com (Information:odinsrage.com und yoderanium gehören dem selben Besitzer genannt yoder [who is odinsrage.com] ) und ist unter http://members.odinsrage.com/lolo/
erreichbar.

siehe auch: Jetzt kommen die Neonazi-Parteien und Aus einem Gästebuch der PNOS

ZÜRICH - Mit seiner umstrittenen «Hamlet»-Inszenierung will Christoph Schlingensief Neonazis von deren Hass-Ideologie abbringen. Ob ihm das gelingt, darf bezweifelt werden: Einer der angeblichen Aussteiger, die in dem Theaterprojekt auf der Bühne stehen, ist Geschäftsführer einer Firma, die mit Nazi-Musik und Ku-Klux-Klan-Fahnen handelt.
Seit dem 15. Oktober stehen Schlingensiefs Vorzeige-Ex-Neonazis Torsten Lemmer und Tim Holzschneider wieder im Zürcher Schauspielhaus auf der Bühne. Ausserhalb der Proben und Vorstellungen geht Holzschneider indes noch anderen Geschäften nach. Er ist Geschäftsführer der Firma VGR Multimedia. Am 18. Oktober 2001 lieferte das deutsche Unternehmen aus Hilden (Nordrhein-Westfalen) CDs, Aufnäher und Fahnen an eine Basler Adresse. Wert: 563 Mark.
Die Liste der Ware liest sich wie ein Glaubensbekenntnis zu den Nazis: Aufgeführt sind etwa die CD «Zerschlag deine Ketten» der Skinhead-Band Sturmwehr sowie die Scheibe «Weisse Musik Vol. I» der Neonazi-Band Kraftschlag. Geliefert wurden auch Aufnäher mit Schriftzügen wie «Stolz und Weiss» sowie mehrere Fahnen des rassistischen Ku-Klux-Klan. Die Lieferung ging an einen Zwischenhändler in Basel.
Die Firma VGR Multimedia ist Rechtsnachfolgerin von Lemmers Firmen Creative Zeiten Verlags- und Vertriebs-GmbH (CZ) und Funny Sounds and Vision GmbH, die beide in Düsseldorf Konkurs angemeldet haben. Bis zum 21. August 2001 hatte Torsten Lemmer selbst die Firma VGR geleitet.
Gemäss Lemmer sollen bis Ende Jahr nur noch die Restbestände im Wert von 20 000 bis 30 000 Mark verkauft werden. Er und Holzschneider würden kein Geld aus dem Erlös erhalten, sagt Lemmer. Die VGR habe Andreas Zehnsdorf, den ehemaligen Mitgeschäftsführer von CZ, angestellt. Dieser beziehe ein Monatsgehalt und habe von Tim Holzschneider alle Vollmachten erhalten.

Schlingensief und Lemmer suchen Geld für den Aussteigerverein

Mit diesen Firmenumstrukturierungen will Torsten Lemmer gemäss eigenen Aussagen den Verkauf der Firma bis Ende Jahr vorbereiten, um sein Neonazi-Aussteigertum unter Beweis zu stellen. Garant für die Glaubwürdigkeit Lemmers ist der 81-jährige Ludwig Moos, Lemmers Grossvater und Inhaber der Firma VGR.
In einem der SonntagsZeitung vorliegenden Sitzungsprotokoll des Schauspielhauses Zürich vom 15. Oktober bezeichnet Lemmer seinen Grossvater als «langjähriges SPD-Mitglied». Von einem sozialdemokratischen Engagement Moos' gibts in Deutschland allerdings keine Spuren - im Gegenteil: Gemäss der Berliner Fachzeitschrift «blick nach rechts» war Ludwig Moos in den Jahren 1992 und 1993 für die Freie Wählergemeinschaft (FWG) - eine Republikaner-Abspaltung - stellvertretendes Ausschussmitglied des Düsseldorfer Stadtrats.
Um den Neonazi-Aussteigerverein Rein, für den Schlingensief und Lemmer Geldgeber suchen, nicht zu gefährden, soll jetzt Torsten Lemmer auf Druck des Regisseurs einen Nachfolger für Tim Holzschneider suchen. Denn dieser ist laut Schlingensief «als Geschäftsleiter nicht glaubwürdig, da er nicht mit der nötigen Hirnkapazität ausgestattet ist».



«Hooligan-Laden» wird überprüft

QU: Basler Zeitung, 6. November 2001

In Rheinfelden sorgt ein Laden für Aufsehen, noch bevor er eröffnet ist. An der Geissgasse bietet der «Lolo-Versand» demnächst «Hooligan Streetwear» und umstrittene Symbole zum Verkauf an. Bezirksamtmann Ambrosius Kessler lässt durch die Polizei abklären, ob ein Gesetzesverstoss vorliegt.






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«Hooligan Streetwear», «Skinhead»-Embleme und keltisches Kreuz: Viele Rheinfelder stört das Schaufenster des «Lolo-Versands». Foto BaZ

Rheinfelden. vzu. «Was ist denn das, ein Neonazi-Laden mitten in Rheinfelden», ruft ein Jugendlicher aus, der mit Kollegen durch die Geissgasse spaziert und den neuen Laden kurz vor dem Albrechtsplatz sieht. Auch ein anderer Passant äussert sich bei einem Augenschein der BaZ entrüstet: «Das ist eine Schande für Rheinfelden.» Stein des Anstosses ist das Schaufenster des «Lolo-Versands», der in ein paar Wochen sein Geschäft eröffnen will.

«Skinheads» und «Hooligans»

«Hooligan Streetwear» steht auf der Scheibe zu lesen. Im Schaufenster werden Symbole präsentiert, die man sonst auf einschlägigen Neonazi-Seiten im Internet findet. Zum Beispiel ein Kreuz in einem Ring, das von den weissen Rassisten der «White Pride»-Bewegung gerne verwendet wird. Daneben sind Gesichtsmasken, Embleme mit der Aufschrift «Skinheads» und Fahnen mit martialischen Zeichen zu sehen. «In Kürze wird der Lolo-Versand hier in Rheinfelden den Hatt-Shop eröffnen» steht auf einem Blatt Papier geschrieben. Wenig Freude löst diese Ankündigung in der Nachbarschaft aus. «Die ganze Gasse regt sich auf, so etwas brauchen wir hier nicht», sagte jemand, der nicht namentlich genannt werden will. Es ist auch von Angst die Rede, dass ein solcher Laden unerfreuliche Kundschaft anziehen könnte.
Laut dem «Schweizerischen Handelsamtsblatt» befindet sich der Sitz des «Lolo-Versands» an der Holeestrasse 133 in Basel. Zweck der Einzelfirma ist der «Versand von Kleidern und Schuhen». Weiter ist dem «Handelsamtsblatt» zu entnehmen, dass ein Sacha Kunz, Basel, hinter dem Versandgeschäft steht. Wie Recherchen der BaZ ergeben haben, ist Kunz Präsident der ultrarechten Partei National Orientierter Schweizer (Pnos). In dieser Funktion hat er am 31. Juli dieses Jahres eine Feier von Rechtsextremen im fricktalischen Oberhof auf dem Bauernhof der Familie Hess mitorganisiert.
Vom Begriff «Neonazi-Laden» will Marc Masselier, Teilhaber des «Lolo-Versands», nichts wissen: «Wir werden nur legale Dinge vekaufen. Und wir richten uns an ein breites Publikum», erklärte er gegenüber der BaZ. So sollen auch Artikel für Hardrock-, Techno- und Punk-Fans angeboten werden.

Legal oder illegal?

Trotzdem haben das Bezirksamt und die Kantonspolizei den neuen Laden an der Geissgasse bereits ins Visier genommen. «Ich wurde von einer Frau am Freitag auf das Schaufenster aufmerksam gemacht. Sie hat sich darüber entsetzt gezeigt», sagte Bezirksamtmann Ambrosius Kessler gestern auf Anfrage. Kessler lässt jetzt durch die Polizei abklären, ob der Laden über die nötigen Bewilligungen verfügt und ob er verbotene Symbole anbietet. «Wenn die Resultate der Abklärungen vorliegen, werden wir entscheiden, ob wir ein Untersuchungsverfahren einleiten oder nicht», so Kessler. Wie von der Kantonspolizei zu erfahren war, gibt es in grösseren Städten eine Vielzahl solcher Läden, deren Inhaber sich meistens nicht strafbar machen. Ob legal oder illegal, für den Bezirksamtmann Kessler ist der Shop auf jeden Fall «verpönt».




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