Samuel Althof: Wenn es um Internet-Seiten geht, versuchen wir,
herauszubekommen, wer sie erstellt hat, und gehen strafrechtlich
gegen den Urheber vor. Das geschieht in Zusammenarbeit mit einigen
Providern. Wenn es nicht gelingt, den Webmaster zu identifizieren,
arbeiten wir darauf hin, dass die Seite gelöscht wird.
Wer
genau engagiert sich in Ihrer Organisation?
Über Grösse und Profil unserer Gruppe informieren wir
nicht. Es gibt drei Sprecher und sonst keine öffentlichen
Kriterien.
Warum
diese Heimlichkeit? Werden Sie bedroht?
Wir orten verschiedene Bedrohungen: Von Drohbriefen über
Morddrohungen und Diffamierungen bis zu ausgeklügelten Attacken.
Zum Beispiel Versuche, Trojaner in unsere Systeme einzuschleusen.
Hat
Ihr Engagement nicht etwas von einem Kampf gegen Windmühlen?
Kommt darauf an, wie man das gewichtet. Gerade haben wir einen
16-Jährigen erwischt, der über eine Neonazi-Seite Viren
ins Internet eingespeist hat. Wir konnten ihn identifizieren.
Er muss sich jetzt über das Jugendstrafrecht für seine
Handlungen erklären. Zusätzlich haben wir ihm den Dialog
angeboten, nach dem Motto: «Was ist los mit dir?»
In diese Arbeit beziehen wir Sozialinstitutionen ein. Jeder jugendliche
Nazi, mit dem wir ins Gespräch kommen, ist ein Fortschritt
für ihn und für uns.
Was
ist das beste Mittel im Kampf gegen Rechts?
Es gibt keine Lösung für dieses Problem, nur ein Handling.
Bei Jugendlichen liegt die Motivation, Neonazi zu werden, in einer
Identitätsproblematik. Sie definieren ihre Identität,
indem sie sich gegen etwas abgrenzen.
Ist
das nicht eine gefährliche Verharmlosung?
Nein. Junge Neonazis in der Schweiz sind nicht politisch. Man
muss zwischen jüngeren und älteren Neonazis sowie programmatischen
und nichtprogrammatischen Neonazis unterscheiden. Es gibt auch
Unterschiede, zwischen der deutschen und der Schweizer Neonaziszene.
In Deutschland existiert eine Terrorszene, in der Schweiz quasi
nicht. Schweizer Rechtsextreme kommen meist aus der Mittelschicht
und wohnen in Gegenden, wo nicht viele Ausländer leben.
Wie
kann sich der Normalbürger gegen Rechtsextremismus engagieren?
Man muss die Berührungsängste verlieren. Wo Beziehungen
entstehen, kann kommuniziert werden. Und das ist ein wichtiges
Instrument zur Integration dieser Menschen.
Welches
Ziel haben Sie?
Wir wollen eine Gesellschaft, in der die Menschen gleichwertig
sind. Unser Ziel ist jedoch nicht, dieses Ideal zu erreichen.
Unser Ziel ist es, auf dieses Ziel hinzuarbeiten.
Interview: Jan Fischer
Dienstag,
23. Oktober 2001, um 20 Uhr: Chat über Nazi-Skinheads bei
www.akdh.ch mit dem Baselbieter Szenekenner Franz Kohler.
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