An die MedienvertreterInnen:
Sehr geehrte Damen und Herren
Unten angefügt senden wir Ihnen die Presseerklärung / Einleitung
zur Veranstaltung "Anthroposophie: Rassenlehre ohne Rassismus?"
der AKTION KINDER DES HOLOCAUST vom 1. Februar 2000 (19 Uhr) im Kartäusersaal
des Bürgerlichen Waisenhauses in Basel
Moderation der Veranstaltung: Dr. Stefan Keller, Wochenzeitung WoZ
Telefon für Rückfragen und Anmeldung: 061 411 45 46 oder 078
619 33 33
Einführung und
Presseerklärung der
AKTION KINDER DES HOLOCAUST (AKdH)
zur Veranstaltung
"Anthroposophie: Rassenlehre ohne Rassismus?"
vom 1. Februar 2000, 19 Uhr
im Kartäusersaal des Bürgerlichen Waisenhauses in Basel
Sehr geehrte Damen und Herren
Ich begrüsse Sie im Namen der AKdH ganz herzlich zu diesem Abend.
Der Abend steht im Sinne der Information
zum kürzlich begonnenen Dialog zwischen Vertretern der anthroposophischen
und der jüdischen Gemeinschaften.
Wie ist es zu diesem Abend gekommen:
Nachdem wir auf das Buch "Das Rätsel des Judentums" von
Ludwig Thieben erstmals erschienen 1931 und 1991 neu aufgelegt im Perseus
Verlag in Basel, stiessen und über dessen, auch in Fachkreisen
erkannten, antisemitischen Inhalt erschraken, erschien es uns dringend
notwendig eine öffentliche Debatte zum Thema Antisemitismus in
der Anthroposophie zu lancieren.
Wir vermittelten eine Diskussion
mit Vertretern der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft und mit
Sachverständigen aus Theologie, Judaistik, der Philosophie und
dem Vizepräsidenten des SIG für den 9. Juni 1998, in der Universität
Basel. Die Moderation des Gespräches hätte Ständerat
Prof. Gian-Reto Plattner übernommen.
Dieses Gespräch war im Detail mit der Allgemeinen Anthroposophischen
Gesellschaft (AAG) abgesprochen und sollte - auch nach Auffassung der
Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft - dazu beitragen, dass,
ich zitiere: "antijüdische Klischees in und ausserhalb der
anthroposophischen Bewegung abgebaut werden".
Am 4. Juni wurde das Gespräch von Herrn Donald Vollen im Auftrag
des Vorstandes der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft überraschend
abgesagt mit der Begründung, Anthroposophen hielten den Einstieg
in das Gespräch über das neu aufgelegte Buch von Ludwig Thieben
"Das Rätsel des Judentums" nicht für sinnvoll. Sie
wollten nicht mit einem "Streitgespräch" beginnen.
Diese Absage stiess bei den Podiumsteilnehmer auf Unverständnis.
Wir blieben im Gespräch mit
Vertretern der AAG, die uns versicherten, sie wollen ihrerseits zu einem
Gespräch nach Dornach einladen.
Ein ganzes Jahr verstrich und nichts
geschah!
Nächster Schritt:
So entschlossen wir uns zu einem nächsten Schritt und luden ein
Jahr später am 7. September 1999, gemeinsam mit Basta, Grüne
Partei, SP Basel-Stadt und Frauenliste, zu einem vorbereitenden Informationsabend
im Gewerkschaftshaus zum Thema: "Antisemitismus, Rassismus und
Sexismus in der Anthroposophie?"
Eingeladen war schon damals der Journalist
und Politologe Peter Bierl, der über die "Wurzelrassenlehre
Rudolf Steiners - Das zentrale Element des anthroposophischen Rassismus"
referieren wollte, sowie Prof. Ekkehard Stegemann, Professor an der
Theologischen Fakultät der Uni Basel und Präsident der Christlich-Jüdischen
Arbeitsgemeinschaft Basel. Sein Thema: "Antijüdische Stereotypen
in der anthroposophischen Tradition - Fragezeichen?"
Zur Moderation des Gespräches hatten wir Ständerat Prof. Gian-Reto
Plattner eingeladen.
In gegenseitiger Absprache mit einem Vertreter der AAG erklärten
wir uns bereit das Podium zu erweitern und luden, hinsichtlich eines
kontradiktorischen Gespräches, Herrn Dr. Andreas Heertsch nachträglich
ein.
Auch dieses Gespräch scheiterte.
Warum?
Stefan Leber, Mitglied im Vorstand des Bundes der Waldorfschulen und
Verfasser des Werkes "Anthroposophie und Waldorfpädagogik
in den Kulturen der Welt" wurde nachträglich von Gian-Reto
Plattner ohne Absprache mit den Veranstaltern als Vertreter der anthroposophischen
Seite und an Stelle von Herrn Dr. Andreas Heertsch eingeladen.
Dies wurde von uns, da Stefan Leber unseres Erachtens extreme Positionen
bezüglich "Rassen" vertritt und von den übrigen
Podiumsteilnehmer abgelehnt.
(Lebers Positionen sind nachzulesen
in seinem Aufsatz "Anthroposophie und die Aufgabe des Menschengeschlechts",
der im März 1998 in der anthroposophischen Zeitschrift "Die
Drei" sowie in dem von Leber herausgegebenen Werk "Anthroposophie
und Waldorfpädagogik in den Kulturen der Welt", Stuttgart,
1997)
Nächster Schritt:
Vermutlich aufgeschreckt durch den öffentlichen Wirbel, den diese
Absage verursachte, entschlossen sich Vertreter der Anthroposophie zu
handeln:
Sie luden, gemeinsam mit der Christlich-Jüdischen Arbeitsgemeinschaft
am 18. Januar 2000 zu einem Podium nach Dornach ein.
Folgendes wurde festgestellt: In der Anthroposophie besteht ein erhebliches
Defizit an Wissen über das Judentum. Wir sind erfreut darüber,
dass Anthroposophen nun bestrebt sind, sich grundlegende Kenntnisse
über das Judentum zu erwerben und dass sie den Dialog weiter führen
wollen.
Der erste Schritt zum Anfang eines
Dialogs war gelungen.
Und noch ein Wort zum Schluss:
Der AKdH ist durchaus bewusst, dass für zahlreiche Anhänger
der AAG die Kritik der AKdH als direkter Angriff auf die
Anthroposophische Bewegung, als Versuch der Ausgrenzung der Anthroposophen
verstanden wurde. Solche war und ist nicht unser Anliegen.
Es geht auch keinesfalls darum, das Ansehen der Anthroposophen in der
Öffentlichkeit anzugreifen. Es geht einzig und allein darum - dies
allerdings mit aller Deutlichkeit und Konsequenz - auf rassistische
Elemente in der
Steiner'schen Lehre und im Schriftgut der Anthroposophen hinzuweisen
und darauf hinzuwirken, dass sich führende Anthroposophen von rassistischen
Äusserungen klar distanzieren, so wie wir dies am 18. Januar erstmals
im Goetheanum von Herrn Dr. Andreas Heertsch gehört haben.
In diesem Sinne sind wir gespannt
auf weitere Veranstaltungen und wünschen Ihnen einen interessanten
Abend.
PS: Hinweis auf das offene
Forum in welchem schon seit Ende Dezember zum Thema diskutiert
wird.
AKTION KINDER DES HOLOCAUST
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