Telefax an das
Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten,
3003 Bern
031 322 53 20
Die
Antwort des Bundesrates
Münchenstein, den 24. Februar 2000
Sehr geehrte Frauen Bundesrätinnen
Sehr geehrte Herren Bundesräte
Mit Bedauern hat die AKTION KINDER
DES HOLOCAUST heute die Entscheidung des Bundesrates zur Kenntnis genommen,
den österreichischen Bundeskanzler Wolfgang Schüssel und Aussenministerin
Benita Ferrero-Waldner im Rahmen des traditionellen Antrittsbesuchs
zu empfangen.
Das zynische Parteiprogramm der FPÖ gibt, nach deren Aufstieg zur
Koalitionspartei mit der ÖVP, jedoch Grund zu Vorsicht und Besinnung
auf humanitäre Traditionen in unserem Land.
Die AKTION KINDER DES HOLOCAUST verfolgt mit grosser Sorge den unaufhaltsam
scheinenden Aufstieg eines Mannes und der FPÖ, die Ausländerhass
und Rassismus auf ihre Fahnen geschrieben haben.
Ein Politiker, der Auschwitz ein Straflager genannt und die Soldaten
der Waffen SS als " a n s t ä n d i g e Männer mit Charakter"
bezeichnet hat, hat selbst jeglichen Anstand aufgegeben!
Eine Partei, die einen solchen Mann als ihren Obmann nicht nur duldet,
sondern umjubelt, gehört nicht in eine der Menschenwürde und
den Menschenrechten verpflichtete demokratische Regierung.
Eine Politik, die Ausländer mit Kriminellen gleichsetzt, nur als
fremdenfeindlich zu bezeichnen, hiesse diese zu verharmlosen, denn wenn
Haider am 30.9.1995 in einer Rede vor Veteranen der Waffen-SS sagte:
"Wir geben Geld für Terroristen, wir geben Geld für gewalttätige
Zeitungen, wir geben Geld für arbeitsscheues Gesindel und wir haben
kein Geld für a n s t a e n d i g e Menschen " , dann stehen
diese Worte in der Tradition pervertiertem menschlichen Anstandes eines
Heinrich Himmlers, der anlässlich seiner berüchtigten Posener
Rede vom Oktober 1943, sich mit folgenden Worten an die Mörderbande
der SS wandte:
"Von Euch werden die meisten wissen, was es heisst, wenn hundert
Leichen
beisammen liegen, wenn 500 daliegen oder wenn 1000 daliegen. Dies
durchgehalten zu haben (die Judenvernichtung), und dabei - mit Ausnahmen
menschlicher Schwächen a n s t ä n d i g geblieben zu sein,
das hat uns hart gemacht. Dies ist ein niemals geschriebenes und niemals
zu beschreibendes Ruhmesblatt unserer Geschichte."
Die AKTION KINDER DES HOLOCAUST unterstützt die beschlossenen Sanktionen
und den Boykott der Kulturschaffenden gegen Österreich. Wir wissen
uns einig mit vielen österreichischen Demokraten, Künstlern
und Wissenschaftlern, die schon seit langer Zeit gegen das Treiben von
Haider ihre Stimme erhoben haben. Wir schliessen uns diesem friedlichen
Protest an.
Es darf nie mehr vorkommen, dass die Regierung eines Staates von einer
Partei erobert wird, deren Führer sich lavierend und opportunistisch
auf sein demokratisches Verhalten herausredet, wie es schon so mancher
Diktator getan hat, der dann zum Totengräber der Demokratie geworden
ist.
Wir bitten den Bundesrat die bilateralen Kontakte zu Österreich
nicht im "normalen" Rahmen des traditionellen ersten Auslandbesuchs
der neuen österreichischen Regierung aufrecht zu erhalten und den
Bundeskanzler Wolfgang Schüssel und Aussenministerin Benita Ferrero-Waldner
nicht zu empfangen.
Die Sprecher der AKTION KINDER DES
HOLOCAUST
Philip Karger Samuel Althof
Das Patronatskomitee:
Auschwitz-Komitee in der Bundesrepublik
Deutschland e.V.
Antifa Bern
Uri Avnery, Israel. Ehemaliges Mitglied der Knesset. Vorsitzender der
Friedensbewegung Gush Shalom.
Peter Bichsel, Solothurn. Autor
Micha Brumlik, Frankfurt
CCSI/SOS Racisme
Madleine Dreyfus, Zürich. Psychoanalytikerin
Angeline Fankhauser. Nationalrätin 1983-1999
Dr. S. Feigel, Zürich. Ehrenpräsident Israelitische Cultusgemeinde
Zürich
Dr. Vincent C. Frank, Basel.
Jürg Frischknecht, Zürich
Peter Gingold, Frankfurt. Ehemaliges Mitglied der Resistance
Prof. Heiko Haumann, Historisches Seminar der Universität Basel
François Loeb, Unternehmer, Bern
Yitzchak Mayer, Botschafter des Staates Israel, Bern
Bent Melchior, Kopenhagen. Emeritus Chief Rabbi
Dr. Stefan Keller, Zürich. Autor von: Grüningers Fall
Hans Peter Kehl, Basel-Stadt. Grossrat
Maria Klemm-Herbers, Theologin, Mitglied des Landeskirchenrates der
Röm. kath. Kirche BL.
Susanne Leutenegger Oberholzer. Nationalrätin
Thomas Lyssy, Basel. Vizepräsident Schweizerisch Israelitischer
Gemeindebund,
Charlotte Opfermann,, USA. College of the Mainland, Texas City-Houtson
TX USA
Werner Rom, Zürich. Präsident Israelitische Cultusgemeinde
Zürich
Albrecht Rychen, Lyss. Rektor, Ehem. Nationalrat SVP
Michael Schindhelm. Direktor Theater Basel
Prof. Emerita Gabriele Silten, USA. City College, Pasadena, Kalifornien
Prof. Ekkehart Stegemann, Theologische Fakultät der Universität
Basel
Prof. Dr. Clemens Thoma, Leiter des Instituts für jüdisch-christliche
Forschung an der Universitären Hochschule Luzern
Petrus van der Let, Wien. Regisseur,
VVN-BdA Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes Bund der Antifaschistinnen
und Antifaschisten
Prof. Dr. Regina Wecker, Historisches Seminar der Universität Basel
Simon Wiesenthal, Wien.