BRD: Anthroposophen wehren
sich gegen Fernsehsendung
«Schade, dass sich die Verantwortlichen
der Report- Sendung vor den Dreckkarren einiger hartgesottener Anti-Waldorf
Missionare hat spannen lassen.» Dies stellt Detlef Hardorp, bildungspolitischer
Sprecher der anthroposophischen Waldorfschulen in Berlin Brandenburg,
auf der Website der Zeitschrift «Info3» fest. Grund seines
Ärgers: Eine kritische Sendung über die Rudolf Steiner-Schulen
(Waldorfschulen) in der vom Südwestrundfunk (SWR) produzierten
ARD-Sendung «Report Mainz» am 28. Februar.
RPD
Die ARD hatte in ihrer Sendung «Report»
am vergangenen Montag, 28. Februar, eine Reportage gebracht, in der
ehemalige Waldorfschüler, Eltern ehemaliger Schüler und Pädagogen
zu Wort kamen. Diese berichteten über rassische, antisemitische
und nationalistische Vorurteile und Diskriminierungen an den anthroposophischen
Schulen.
Der Basler Samuel Althof, Sprecher
der Aktion Kinder des Holocausts*) (AKdH), sagte zum Beispiel: «Seit
zirka zwei Jahren werden uns Geschichten zugetragen aus der Bundesrepublik
Deutschland von antisemitischen Vorfällen an Waldorfschulen. Diese
Vorfälle sind verschiedener Art, sie beinhalten zum Teil Gewalt
gegenüber Kindern, sie beinhalten aber auch verbale Gewalt: Du
darfst nicht jüdisch sein, du sollst besser aufhören, Hebräisch
zu lernen.»
Solche Vorurteile wurden in der Sendung
mit dem anthroposophischen Lehrsystem in Zusammenhang gebracht. Norbert
Biermann, ein ausgestiegener Waldorflehrer, sagte: «Jeder Waldorflehrer
fühlt sich den Lehren Steiner verpflichtet, und solange es keine
öffentliche Distanzierung von diesen rassistischen Thesen gibt,
ist es für mich unbegreiflich, dass solche Schulen diese Ideologie
im ausgehenden 20 Jahrhundert noch vertreten und dafür auch noch
staatliche Förderung beanspruchen.»
Auf der Website http//:www.info3.de
wird dazu ermuntert, sich bei der ARD bzw. beim SWR bemerkbar zu machen:
«Es würde sicherlich nicht schaden, wenn dem Report-Team
einige sachliche Stellungnahmen zukämen». Auf der Website
heisst es allerdings auch: «In der Tat wiesen einige der (in der
TV-Sendung, d. Red.) präsentierten Epochenhefte merkwürdige
Anzeichen für eine Art rassekundlichen Unterricht inklusive der
entsprechenden theosophischen Terminologie (Arier etc.) auf. Hier besteht
offenkundig Handlungsbedarf und die Kritik muss als berechtigt angesehen
werden.
Am gleichen Ort unterzog Detlef Hardorp,
bildungspolitischer Sprecher der Waldorfschulen in Berlin-Brandenburg,
sämtliche Aussagen einer detaillierten Kritik. Er bestritt insbesondere,
dass in Waldorf-Schulen die Ideologie Steiners gelehrt werde: «Dass
Lehrer einer Rudolf Steiner- oder Waldorfschule sich an Steiner orientieren,
ist allerdings nicht zu
bestreiten.»
Jedoch: «Regelmässig setzen
sich Lehrerkollegien kritisch mit Steiner auseinander.» Die Aussagen
von Samuel Althof bezeichnete Hardorp als «völlig unglaubwürdig».
Gegenüber dem RPD hielt Althof
an seiner Darstellung fest. An vielen Steiner-Schulen sei der Antisemitismus
allerdings nicht so direkt spürbar, sondern eher «subkutan».
Dies sei jedoch gerade deshalb eine gefährliche Form von Antisemitismus,
weil sie unbewusst praktiziert werde und so Normalität impliziere.
Dies erfordere eine Auseinandersetzung
auch mit den Inhalten der Lehren Steiners. In diesem Sinne stellte denn
auch die Redaktion der Report-Sendung fest: «Es geht uns wohlgemerkt
nicht darum, die Waldorfschulen generell in eine falsche braune Ecke
zu rücken. Wir glauben aber dass es für die Verantwortlichen
höchste Zeit wäre, sich kritisch mit dem Vater der Waldorfschule,
Rudolf Steiner, auseinander zusetzen.»
Althof gibt sich verhalten optimistisch:
Es gebe bei der Redaktion von Info3 Anzeichen einer Bereitschaft zu
einem Dialog und zur Selbstreflektion, stellte er gegenüber dem
RPD fest. Dies bestätigte gegenüber unserer Agentur auch Felix
Hau, Chefredaktor bei Info3. Sein Blatt gilt als Sprachrohr einer jüngeren,
kritischeren Fraktion von Anthroposophen.
Weiterfuehrende URL zum Thema "Info3":
http//:www.info3.de
*) Die AKTION KINDER DES HOLOCAUST
ist ein internationaler Zusammenschluss
von Nachkommen Überlebender der nationalsozialistischen Judenverfolgung
und
des antifaschistischen Widerstands sowie deren Angehörige und Freunde.
***************************************************
Dies ist eine automatisch erzeugte Meldung.
Das Original finden Sie unter
http://www.refpresse.ch/agentur/meldungen/3344.htm