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Sozialdarwinistische Rassentheorien aus dem okkulten Untergrund des Kaiserreichs

von Helmut Zander

Die AKdH publiziert diesen Text mit der freundlichen Genehmigung des K.G. Saur-Verlag, München.

"Soll Goethe die gleichen Bedingungen haben wie ein beliebiger Hottentotte?"
(Rudolf Steiner)

Okkultismus: Von der Welt zur Hinterwelt Okkultismus ist eine gängige, aber selten präzis definierte Selbstverortung im 19. und 20. Jahrhundert. Der Begriff hat seit der Renaissance seinen festen Platz in der europäischen Philosophietradition und bezeichnet, etwa in der Occulta Philosophia Agrippas von Nettesheim, den untergründigen, verborgenen, in diesem Sinn "okkulten" Hintergrund der Weltdeutung. Mit der Empirisierung der Naturwissenschaften wurden Forschung und philosophische Reflexion vielfach voneinander geschieden, die Rede von "zwei Kulturen" , die Differenzierung in Geistes- und Naturwissenschaften hat hier ihre realitätserschließende Funktion. Die nunmehr "rein" empirischen Naturwissenschaften erhoben teilweise einen monopolistischen Anspruch auf Wirklichkeitsdeutung , der den Geisteswissenschaften nur noch eine Provinz der Weltdeutung zuwies und Teilbereiche der naturphilosophischen Disziplinen gänzlich ausschloß: Die Astrologie wurde von der Astronomie getrennt, die Alchemie von der Chemie, die Hermetik von der Hermeneutik, und die aus der Physik nun programmatisch entfernte Metaphysik wurde vielfach zur Hinterwelt okkulter Deuter. Die fast flächendeckende "Verwissenschaftlichung der Lebenswelt" begriff der Okkultismus als Aufforderung zur Entwicklung einer umfassenden und ebenso wissenschaftlichen "Weltanschauung". Gegen die Forschungsergebnisse der exakten Naturwissenschaften hatte der Okkultismus des 19. Jahrhunderts allerdings keine Chance: im wesentlichen aufgrund seiner intellektuellen Dürftigkeit, aber auch durch positivistische Absolutheitsansprüche der damaligen Naturwissenschaften. Zudem wurde die Vermittlung zwischen Naturwissenschaften und Philosophie nun zur Domäne der Hermeneutik, deren Etablierung den Okkultismus auch in diesem Punkt marginalisierte. Damit war der Okkultismus des 19. Jahrhunderts nicht mehr, wie noch in der frühen Neuzeit, eine komplementäre, sondern eine alternative Realitätsinterpretation und wurde zur Residualkategorie gegen den empirischen Anspruch der Naturwissenschaften. Er wurde nicht mehr als integratives Modell der Weltdeutung wahrgenommen, als Theorie über verborgene Fundamente innerhalb allgemein akzeptierter Weltdeutung, sondern mehr und mehr als verstiegene Sonderwelt und gruppenstabilisierende Weltanschauungsproduktion außerhalb des herrschenden Konsenses und zog die bissige Kritik der Zeitgenossen auf sich: Es "kann kein Wort stark genug sein, die Dummheit dieser neuesten Form der alten Wundersucht zu charakterisieren", so mit "Schamgefühl" Fritz Mauthner im Jahr 1910. Die Euphorie, eine reale okkultistische Alternative aufstellen zu können, verlor sich in den 1920er Jahren. Seit diesem Zeitpunkt dominierte im Okkultismus die gegenwissenschaftliche Perspektive, in der - und dies ist eine gegenüber der Zeit um 1900 völlig gewandelte Situation - außerhalb des okkultistischen Milieus kaum noch jemand dessen wissenschaftlichen Konkurrenzanspruch ernstnahm. 1951 rechnet Adorno gnadenlos ab: "Panik bricht nach Jahrtausenden von Aufklärung wieder herein", "die Vernünftigkeit des Wirklichen ...[...wird]... durch hüpfende Tische und die Strahlen von Erdhaufen ersetzt"; Okkultismus sei per saldo "ein Symptom der Rückbildung des Bewußtseins", "ist die Metaphysik der dummen Kerle". Im vorliegenden Rahmen ist es unmöglich, auch nur eine Bestandsaufnahme der (in sehr unterschiedlichem Maß okkultistisch arbeitenden oder sich verstehenden) Alchemisten, Anthroposophen, Ariosophen, Astrologen, Astrometeorologen, Biomagnetiker, Chiromantiker, Chirosophen, Gnostiker, Mazdaznan-Anhänger, Hochgradmaurer, Illuminaten, Lebensreformer, Martinisten, Phrenologen, Rosenkreuzer, Spiritisten, Symbolisten, Theosophen, der Anhänger von Bo Yin Ra (i.e. Joseph Anton Schneiderfranken), Eliphas Levi (i.e. Alphonse-Louis Constant) oder Joséphin Peladan oder der in der Parapsychologie mit Magnetismus, Materialisationen, Medien, Odforschung, Seelenwanderung, Telepathie oder Traumdeutung Tätigen zu bieten. Es erfolgt deshalb eine Einschränkung auf den deutschen Bereich in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts, wo es eine massive Gründungswelle okkultistischer Vereinigungen und Gemeinschaften gab, bis zum Ersten Weltkrieg, der vielen Gruppierungen den sozialen und, wie sich zeigen sollte, einen wesentlichen Teil des mentalen Bodens unter den Füßen weggezogen hat. Rassentheoretische Überlegungen finden sich im Okkultismus wie in jedem Segment der Gesellschaft des 19. Jahrhunderts, wobei Umfang und Intensität offenbleiben müssen. Allerdings waren Rassentheorien offenbar meist in den Kontext einer umfassenderen okkultistischen Weltanschauung integriert; okkultistische Gruppen, die sich explizit über eine Rassentheorie konstituiert hätten, sind eher selten. Zunächst wird die Theosophie behandelt, die mit ihrem relativ frühen Auftreten, ihrer flächendeckenden Präsenz in großen Städten, ihrer hohen Institutionalisierung, ihren mehreren tausend Mitgliedern allein in Deutschland und ihren nachweislichen Wirkungen auf Zeitgenossen des Fin de siècle ein wichtiger, möglicherweise sogar zentraler Umschlagsplatz okkulter Vorstellungen war. Die Brechungen theosophischer und verwandter Vorstellungen wird paradigmatisch an drei Formationen aufgegriffen : Guido List und Adolf Josef Lanz waren zwei wirkungsgeschichtlich wichtige Exponenten der Verknüpfung von Okkultismus und völkischem Denken, die Deutschgläubige Gemeinschaft steht exemplarisch für den im engeren Sinn religiös motivierten Okkultismus, Lazar von Hellenbach indiziert die Grenzen einer voreiligen Behaftung "des" Okkultismus mit völkischen Vorstellungen. An drei okkultistischen Zeitschriften wird exemplarisch der Frage nachgegangen, in welchem Maß sich die theosophischen Rassentheorien in populären Medien niedergeschlagen haben. Eine zentrale Rolle als Erbin der Theosophischen Gesellschaft spielt in Deutschland die Anthroposophie, an der sich auch die Kontinuität völkischen Denkens aufzeigen läßt. Theosophische Gesellschaften Die Theosophische Gesellschaft (TG) wurde 1875 in New York gegründet, federführend von Helena Petrowna Blavatsky und Henry Steel Olcott . Das spiritistische Erbe, besonders Blavatskys, wurde zurückgedrängt und durch eine dreiteilige Programmatik ersetzt, die in Deutschland 1897 folgendermaßen formuliert wurde: 1. Den Kern einer allgemeinen Menschenverbrüderung zu bilden, die keinen Unterschied der Rasse, des Glaubens, des Geschlechts und der Farbe kennt. 2. Das Studium arischer und sonstiger Litteraturen, Religionen und Wissenschaften des Ostens zu fördern. 3. Die unerklärten Naturgesetze, sowie die im Menschen schlummernden psychischen oder Seelen-Kräfte zu erforschen. Mit der Übersiedlung Blavatskys und Olcotts nach Indien (ins "Hauptquartier" Adyar bei Madras) im Jahr 1878 und dem Übertritt beider zum Buddhismus verstärkte sich der Einfluß hinduistischer und buddhistischer Vorstellungen. 1885 wurde Blavatsky durch den von der englischen Society of Psychical Research initiierten Hodgson-Report der Fälschung von Briefen geheimer "Meister" ("Mahatmas") überführt, worauf sie Indien für immer verließ. Nach einer Reise durch Italien, die Schweiz, Deutschland und Belgien ließ sie sich 1887 in London nieder, wo sie u.a. für die "esoterische Schule" der TG und als Freimaurerin tätig war. Um die Jahrhundertwende präsentierte sich die Theosophie in mehrere konkurrierende Gemeinschaften gespalten. Neben der TG Adyar als größter Gruppe war die zweitgrößte seit 1895 The Theosophical Society in America unter William Quentin Judge, 1900 mit Sitz in Point Loma , an deren Spitze 1900 Katherine Tingley trat. In Deutschland spiegelte sich die zersplitterte internationale Situation wider : Die erste deutsche theosophische Loge Germania war 1884 unter der Präsidentschaft Wilhelm Hübbe-Schleidens gegründet worden, doch brach sie über dem Mahatma-Skandal wieder zusammen ; 1894 wurde ein deutscher "Zweig" wiederbegründet . Nach Katherine Tingleys "Kreuzzug" für Theosophie existierte seit 1896 eine deutsche Sektion der amerikanischen Gesellschaft, die Theosophische Gesellschaft in Deutschland mit acht Logen unter dem Vorsitzenden Franz Hartmann und dem Vizepräsidenten Theodor Reuß (Hauptquartier Leipzig). Hartmann jedoch trennte sich schon 1897 wieder und gründete in München die Internationale Theosophische Verbrüderung (späterer Hauptsitz: Leipzig). Im Jahr 1900 schließlich wurde in Berlin die deutsche "Sektion" der TG Adyar gegründet, deren erster Sekretär Rudolf Steiner war. Nach Olcotts Tod wurde Annie Besant Präsidentin der TG Adyar, unter der die TG ihre größte Ausdehnung erreichte, aber in Deutschland auch die Verselbständigung der Anthroposophischen Gesellschaft Rudolf Steiners hinnehmen mußte. Die Bedeutung der TG für die Rezeption religionsgeschichtlichen Materials und insbesondere für Vorstellungen asiatischer Religionen ist kaum zu überschätzen. Der Boom der Reinkarnationsvorstellungen um die Jahrhundertwende dürfte entscheidend auf ihren Einfluß zurückgehen. In der Vermittlung eines spiritualistischen und monistischen Weltbildes hat sie bis tief ins bildungsbürgerliche Milieu gewirkt; die Rezeption bei Künstlern wie Piet Mondrian, Wassily Kandinsky, Odilon Redon oder Joseph Beuys mag dafür exemplarisch stehen. Einen verbindlichen Schriftenkanon gibt es dem Selbstverständis der Theosophie nach nicht, doch haben im Lauf der Jahre Blavatskys Hauptwerke, die Entschleierte Isis und insbesondere die Geheimlehre , de facto kanonischen Rang erhalten. Für die Zeit um die Jahrhundertwende zählt auch Die Esoterische Lehre oder Geheimbuddhismus von Alfred Percy Sinnet zum zentralen theosophischen Lesegut. Diese Schriften sind teilweise eng miteinander verknüpft: Die bei Sinnet mit einem zentralen Stellenwert versehenen und intensiv zitierten "Mahatmabriefe" dürften (im wesentlichen?) von Blavatsky stammen, die nun ihrerseits Sinnets Geheimbuddhismus für ihre Geheimlehre verwandte, die teilweise aus Zettelbergen durch Mitarbeiter zusammengestellt, teilweise posthum durch Besant ediert wurde . Rassentheoretische Vorstellungen sind ein umfänglicher Bestandteil der Werke Blavatskys wie Sinnets, werden allerdings nicht besonders hervorgehoben und verschwinden in der Außenansicht hinter dem kosmologischen Programm, das sich gleichwohl in der Rassenlehre materialisiert und das den weiteren Horizont für die Interpretation der Rassenvorstellungen bildet. Blavatsky konzipiert eine monistische Weltanschauung mit einem pantheistischen Gottesbild: Sie lehrt "die fundamentale Identität aller Seelen mit der universellen Oberseele" (I,45) und Gott als "gleichbedeutend mit der Natur" (I,444). Die Kosmologie interpretiert sie als "Emanation" (I,46), als "Evolution vom Geist zum Stoff" (I,683), an der der Mensch durch Reinkarnationen partizipiere. Das hier eingeschriebene rassentheoretische Programm findet sich schon bei Sinnet formuliert. Er nimmt eine Entwicklung des Menschen über sieben Planeten hinweg an, wobei auf jeder Planetenrunde sieben "Wurzelrassen" einander abfolgen sollen, die in sieben "Stammrassen" und diese wiederum in sieben "Zweigrassen" untergliedert seien , so daß sich 74 = 2401 Rassendurchgänge ergeben. Über all dem wölbt sich, aus indischen Weltzeitaltervorstellungen übernommen, zusätzlich eine Kreislauftheorie des Kulturwandels . Die aktuelle Zeit wird in die fünfte Wurzelrasse der vierten Runde verlegt (I,208). Bei Blavatsky liest sich eine Konkretisierung und Abbreviatur ihrer Rassenvorstellungen folgendermaßen: Die Zeit naht heran, wo nur mehr drei große Menschentypen übrig blieben werden. Die Zeit ist vor dem Äufdämmern der Sechsten Wurzelrasse; die drei Typen sind der weiße (arische Fünfte Wurzelrasse), der gelbe und der afrikanische Negertypus - mit ihren Kreuzungen (atlanto-europäische Abteilungen). Rothäute, Eskimos, Papuas, Australier, Polynesier u.s.w. - sterben alle aus. Jene, welche begreifen, daß eine jede Wurzelrasse durch eine Stufenleiter von sieben Unterrassen mit je sieben Zweigen u.s.w. hindurchläuft, werden das 'warum' verstehen. Die Flutwelle der inkarnierten Egos ist über sie hinausgerollt, um in entwickelteren und weniger greisenhaften Stämmen Erfahrung zu ernten; und ihr Verlöschen ist daher eine karmische Notwendigkeit. Einige außerordentliche und unerklärte statistische Daten über das Verlöschen von Rassen sind von de Quatrefages gegeben. Keine Lösung ausgenommen eine nach occulten Grundsätzen, ist im stande, dieselben zu erklären. (II, 824f.) An dieser Textstelle lassen sich zwei zentrale Elemente einer Konstruktionslogik der theosophischen Rassenlehre aufweisen: 1. die evolutive Hierarchisierung von Rassen und 2. die offene Konkurrenz mit empirisch-natur-wissenschaftlichen Ansprüchen. 1. Blavatskys evolutiver Pantheismus setzt sich konsequent in der Rassenlehre fort, in diesem Schlüsselzitat nicht offen erkennbar, an anderer Stelle aber explizit verknüpft: die Geheimlehre "beschreibt die kosmische Evolution und erklärt den Ursprung von allem auf Erden, einschließlich der physischen Menschen, giebt die wahre Geschichte der Rassen von der ersten bis herab zur fünften (unserer) Rasse, und geht nicht weiter" (I,26). Binnenlogisch ist diese Verklammerung konsequent, weil es im Selbstverständis eines monistischen Weltbildes nichts geben kann, was sich seinem Ablaufmuster, hier: der Evolution, entziehen könnte. Die Rassenevolution wird von Blavatsky teleologisch gedacht: Den Zielpunkt will sie zwar nicht nennen, aber aus Zwischenbemerkungen wird klar, daß sie mit mit einer linearen Fortschrittskonzeption arbeitet. Die ersten vier Rassen werden als im wesentlichen kontiuierlicher Entwicklungsprozeß geschildert, mit Verlängerung in die Zukunft hinein: In der sechsten Wurzelrasse rechnet sie mit "fortgeschrittenen Denkern" (I,317), die siebte werde "die Rasse der 'Buddhas', der 'Söhne Gottes', geboren von unbefleckten Eltern" sein (II,507). Aus dieser gerichteten Evolution folgt, daß der Ablauf letztlich nicht frei ist, und an diesem Punkt setzen die Zwänge und Hierarchisierungstendenzen der Rassenlehre an. Konsequenterweise spricht sie in dem Schlüsselzitat davon, daß das "Verlöschen" von Rassen "eine karmische Notwendigkeit" sei. Nach der Logik des Systems folgt aus diesem Punkt, daß "Rothäute, Eskimos, Papuas, Australier, Polynesier u.s.w." unausweichlich 'aussterben' müssen, weil sie ihre Funktion in der Evolutionsgeschichte des Kosmos ausgespielt haben. Am Beispiel der "Australier" erläutert sie dies mit dem rassenideologischen Repertoire des 19. Jahrhunderts: Australien ist eines der ältesten [...] Länder und befindet sich in der greisenhaften Abgelebtheit des hohen Alters, ungeachtet seines 'jungfräulichen Bodens'. Es kann keine neuen Formen hervorbringen, wenn ihm nicht neue und frische Rassen, und künstliche Kultur und Züchtung zu Hilfe kommen. (II, 207) Blavatskys gerade aktuelle Aussterbeliste erweist sich bei näherem Hinsehen als eine Stabilisierung der Vorherrschaft der "weißen", "arischen" Rassen und der europäisch-amerikanischen Kultur, an die die indische als "älteste arische Rasse" (I,347) angebunden ist. Auch diese Rassen werden zwar zugunsten neuer Kulturen untergehen, aber in einer unabsehbaren Zukunft (II,465). Daraus gefolgerte hierarchisierende Äußerungen, wie die "Abstufungen der Intellektualität zwischen den verschiedenen Menschenrassen - dem wilden Buschmann und dem Europäer", behauptet Blavatsky allenthalben. Die prima facie apolitische Evolutionslehre ist im Detail eine mentale Stabilisierung der machtpolitischen Herrschaftsverhältnisse des Kolonialzeitalters, die offenbar bis in die eugenische Terminologie der Rassenzüchtung hinein den europäischen Imperialismus legitimieren: jedenfalls sind die "frischen Rassen", die mit "künstlicher Kultur und Züchtung" den Australiern "zu Hilfe" kommen sollen, leicht als ideologische Unterstützung der europäischen Unterwerfung der Aborigines zu lesen. Allerdings ist die eurozentrische Wahrnehmung in der Theosophie durch die Hochschätzung asiatischer Kulturen, besonders der indischen, aufgebrochen, für deren politische Emanzipation sich dann Annie Besant auch aktiv und erfolgreich eingesetzt hat. Die Rede vom theosophischen "Universalismus" hat im wesentlichen in dieser Erweiterung des europäischen Horizontes seine Berechtigung. Eine scheinbare lebensweltliche Plausibilität erzielen die theosophischen Vorstellungen durch ihre Explikation in organizistischen Metaphern. Blavatsky kennt, wie zitiert, den damals üblichen Stammbaum der Menschen mit ihren "Wurzel-, Stamm- und Zweigrassen", dabei "greisenhafte Stämme" und den "Keim" der kommenden sechsten Unterrasse (den die Amerikaner bilden [II,464]), Sinnet spricht konsequenterweise auch von Zeiten der "Blüte" . Er parallelisiert die Volksgeschichte mit dem Leben des Individuums: wie der Mensch, durch ein "unerbittliches Verhängnis gefesselt, [...] durch eine vorgezeichnete Laufbahn vorwärts drängt, deren Stufen - Säuglingsalter, Kindheit, Jugend, Reife, Alter [...] - unabänderlich feststehen", so gelte "das Gleiche [...] für die Völker. [...] Es giebt eine Geometrie, welche auf die Völker die Gleichung ihrer Entwicklungskurven anwendet. Daran kann kein Sterblicher rütteln." Die Akzeptanz dieser Metaphern in Verbindung mit einer augenscheinlich kaum abgegrenzten Erklärungspotenz deckt fast alle sozialdarwinistischen Konsequenzen ab. Das (Aus-)Sterben von Rassen ist bei einer ungebrochenen Übertragung kaum noch zu vermeiden, und die Suche nach gerade untergehenden Populationen wird von diesen Denkstrukturen gedeckt. Gegenüber abstrakteren Rassenideologien sind so konstruierte Weltanschauungselemente auch in einem nichtintellektuellen Bildungsbürgertum zu begreifen und haben deshalb m.E. als eine Plausibilisierungsstruktur von hoher Bedeutung zu gelten. 2. Blavatsky begibt sich in die Konkurrenz, ja geradezu in einen gesuchten Schlagabtausch mit den empirischen Wissenschaften, ein für sie und andere Okkultisten ausgesprochen typisches Vorgehen: (a) Zitate von zeitgenössischen Koryphäen zur Absicherung theosophischer Behauptungen, (b) Widerspruch gegen - aus theosophischer Sicht - unvereinbare Positionen und (c) schließlich das Angebot theosophischer Lösungen auf ungelöste Probleme gehören zu den durchgängigen Argumentationsmustern in der Geheimlehre. (a) Der Verweis auf Jean-Louis-Armand de Quatrefages im obigen Schlüsselzitat ist durchaus typisch für den affirmativen Rekurs auf die Naturwissenschaften: de Quatrefage, Anthropologe (und dezidierter Gegner Gobineaus), den sie offenbar über sein Werk L'Espèce humaine wahrgenommen hat und den sie oft mit präziser Quellen- und Seitenangabe zitiert (z.B. II,464), wird zum Beleg für die Konkordanz theosophischer und allgemein akzeptierter naturwissenschaftlicher Rassentheorien. Hier spiegelt sich ein zentrales Anliegen von Blavatskys Theosophie wider: auf der Höhe des wissenschaftlichen Diskurses und im Einklang mit den Spitzen der Forschung eine theosophische Weltanschauung zu begründen und so "die Vereinigung von Wissenschaft, Religion und Philosophie", wie der Untertitel der Geheimlehre lautet, zu realisieren. Über die Gefahr der Historisierung theosophischer Positionen durch die Revision wissenschaftlicher Erkenntnisse hat sich Blavatsky offenbar keine Gedanken gemacht. Ihre Rassenlehre hat sie jedenfalls mit großem Vertrauen in die Ergebnisse der zeitgenössischen Forschung nicht zuletzt an die Darwinismusdebatte der 80er und 90er Jahre des 19. Jahrhunderts geknüpft. (b) Am Widerspruch gegen wissenschaftliche Positionen wird die Ernsthaftigkeit dieser Debatte für Blavatsky besonders deutlich: Eine Abstammung des Menschen vom Affen lehnt sie nämlich nachdrücklich ab, weil einige Theosophen Sinnets Geheimbuddhismus so verstanden hatten: "weder Occultismus noch Theosophie haben jemals die wilden Theorieen [sic] der heutigen Darwinisten verfochten - am allerwenigsten die Abstammung des Menschen vom Affen" (I,209). Sie entwirft stattdessen ein eigentümliches Alternativmodell, das von der Unfähigkeit von Rassen, sich zu kreuzen, ausgeht, von der "Unfruchtbarkeit zwischen zwei Menschenrassen, geradeso wie zwischen zwei Tierspezies von verschiedener Art" (II,205). Dann aber kann die Rassengeschichte nur so verlaufen, daß Rassen ganz untergehen und neue durch die Evolution des Geistigen freigesetzt werden, die in ihrer Entwicklung die alten Rassen aufheben. Die Unfruchtbarkeit tasmanischer Frauen, von der Charles Darwin gesprochen habe, wird in diesem Zusammenhang als Unfähigkeit zur Rassen"kreuzung" gedeutet, weil die Tasmanier eben einer gerade untergehenden Rassen angehörten: Die "Thatsache" der Unfruchtbarkeit sei "für den Occultisten [...] sehr klar. 'Kreuzung', wie es genannt wird, von Europäern mit Tasmanierinnen - das ist mit Vertreterinnen einer Rasse, deren Vorfahren ein 'seelenloses' und gemütloses Ungeheuer und ein wirklicher menschlicher, wenn auch noch ebenso gemütloser Mensch waren - brachte Unfruchtbarkeit mit sich." (II,206) Die Australier werden sogar als "Abkömmlinge [...] halbtierischer Stämme oder Rassen" eingestuft (II,205). Auf diesem Hintergrund sucht sie Ernst Haeckels Theorie der kontinuierlichen Entwicklung vom Affen zum Menschen zu widerlegen: die Menschenaffen hätten zwar "einen Funken rein menschlicher Wesenheit" in sich, der Mensch jedoch nicht "einen Tropfen pithekoiden Blutes in seinen Adern" (II,203). Eine profunde Auseinandersetzung mit der Evolutionsdebatte findet allerdings bei Blavatsky nicht statt. Die Rezeption Darwins beschränkt sich über weite Strecken auf einen fortschrittsorientierten Sozialdarwinismus, die Diskussion etwa um die Zellbiologie und ihre Folgen für die Evolutionslehre in den 1870er/80er Jahren, um nur ein Beispiel der Theoriefortschreibung zu nennen, kommen bei ihr nicht vor, und die Debatte um die Genetik und die daraus folgende Erweiterung der Evolutionstheorie durch das Mutationsprinzip sind erst wenige Jahre nach ihrem Tod aufgebrochen. Die rassentheoretische Debatte führt bei Blavatsky weitgehend ein Eigenleben und ist im übrigen mehr in der populären Auseinandersetzung als in der Forschungsavantgarde angesiedelt. (c) Die Korrektur des säkularen Wissenschaft findet nun einerseits mit dem Gestus demonstrativer Bescheidenheit statt: "Die esoterische Philosophie, daran wollen wir uns erinnern, füllt bloß die von der Wissenschaft übrig gelassenen Lücken aus, und berichtigt ihre falschen Voraussetzungen." (II, 206). Aber de facto besteht der selbstbewußte Anspruch, das letztlich besser fundierte Wissen zu besitzen und die empirischen Wissenschaften überbieten zu können. Explizit im Blick auf die an den Tasmaniern erläuterten Elemente ihrer Rassenlehre schreibt Blavatsky "der Wissenschaft" ins Stammbuch: "In Bezug auf keinen Punkt des Obigen ist die Wissenschaft bis jetzt bereit zu glauben - aber sie wird es am Ende müssen." (II, 206) Blavatsky hat sich nun in ihrem Selbstverständnis nie unter die Rassisten des 19. Jahrhunderts gezählt, im Gegenteil: die Aufhebung der Trennung der Religionen oder die brüderliche Vereinigung der Menschheit waren programmatische Ziele ihrer Theosophie. Aber mit den in ihrem Evolutionssystem angelegten Zwängen, wo am Fortschritt die überwundene und aufgehobene Geschichte abgelesen werden kann, wo also "fortschrittliche" Rassen ihr Gegenbild erzeugen, zurückgebliebene nämlich und untergehende, ist sie an ihren eigenen Egalitätsforderungen gescheitert: Brüderlichkeit gibt es nur im eingegrenzten Bereich "rassischer" Zeitgenossenschaft, weil die Völker unter der Perspektive ihrer Evolution eben nicht gleich und die Menschen ergo ungleich sind. Brechungen des Okkultismus 1. Guido von List und sein Umkreis Als Wegbereiter der Verbindung von völkischem Gedankengut mit Okkultismus und insbesondere mit der Theosophie gilt Guido List , "von" List, wie er sich seit Anfang des 20. Jahrhunderts nannte. Seine um die Jahrhundertwende möglicherweise begrenzte Ausstrahlung über den Dunstkreis des deutsch-völkischen Wien hinaus hat weltgeschichtliche Dimensionen erhalten, weil er über Josef Lanz alias Jörg Lanz von Liebenfels Hitlers rassistische Vorstellungen beeinflußt haben soll und aus diesem Grund auch gut bearbeitet ist. Lists Anspruch der Erneuerung der abendländischen Kultur aus dem Fundus der germanischen Tradition ist insoweit dem Okkultismus zuzurechnen, als er diese Forderung mit wissenschaftlichem Anspruch vertritt und mit eigenen Forschungen zu belegen sucht, publiziert in den Bänden seiner Guido-List-Bücherei, etwa im Geheimnis der Runen (1908) oder der Bilderschrift der Ario-Germanen (Ario-Germanische Hieroglyphik; 1910). Im Kontext der im 19. Jahrhundert immer stärker rassisch gedeuteten, ursprünglich sprachwissenschaftlichen Kategorie einer arischen Rasse bietet List eine eigene Theorie an, die Germanen an die Spitze der Rassenentwicklung zu denken. List verlagert einen Teil seiner Begründungen in alte oder unüberprüfbare Quellen: die heterogene Mischung von Mantren, Edda, Astrologie oder Kabbala gehören zu dem Fundus, wo reale Quellen schnell in fiktive übergehen. Seit Ende des 19. Jahrhunderts, als wichtige theosophische Werke in deutscher Sprache erschienen, bezog List auch diesen Bereich mit ein: Blavatskys wichtigste Veröffentlichungen hat er gekannt, ihre Kosmologie in seine Vorstellungen eingebaut , und vice versa akzeptierten ihn deutsche Theosophen als Popularisator ihrer Ideen . 1903 publizierte er in der Zeitschrift Gnosis , die 1904 mit Rudolf Steiners Zeitschrift Lucifer zusammengeschlossen wurde . Lists Einfluß ist, wie so oft, nur schwer präzise zu bestimmen, aber sein Wirkungsfeld läßt sich an der Guido von List Gesellschaft andeutungsweise identifizieren. Hier hatten sich illustre Persönlichkeiten zur Unterstützung Lists und der Propagierung seiner Ideen zusammengefunden, vermutlich durchwegs unter Akzeptanz seiner völkischen Vorstellungen. Signifikanterweise sind wiederum die Anschlüsse an die Theosophie deutlich : Franz Hartmann, eine der wichtigsten Persönlichkeiten der deutschen Theosophie, gehörte zu dieser Gesellschaft , Friedrich Wannieck, ein Großindustrieller , war ausgewiesener Theosoph, ebenfalls der habsburgische General Blasius Schemua, der darüber hinaus Beziehungen zur esoterischen Schule Alois Mailänders oder zu der Herausgeberin des Zentralblatts für Okkultismus, Demeter Georgievitz-Weitzer, besaß. Franz Herndl, der als Verfasser okkulter Novellen hervorgetreten war, fand sich dort , Max Seiling, der aus dem Spiritismus in die Theosophie und später zu Steiners Anthroposophie wechselte, mit der er schließlich, zum Katholizismus konvertierend, brach, gehörte dazu, auch Friedrich Schwickert, Astrologe und Verehrer von Edward Bulwer-Lytton, einem der einschlägigen okkulten Romanschriftsteller des 19. Jahrhunderts, oder Karl Heise, um 1900 Mazdaznan-Anhänger und später in der Zusammenarbeit mit Rudolf Steiner zu finden. Last not least stößt man in Lists Gesellschaft auch auf den "Ariosophen" Lanz von Liebenfels der seine arische Rassenideologie mit Argumenten von wissenschaftlichem Anspruch unterfütterte, von archäologischem Material für seine Rassentheorien bis hin zu naturwissenschaftlichen Erkenntnissen, wie den 1887 entdeckten Röntgenstrahlen oder der 1896 entdeckten Radioaktivität, die er zum Unterbau seiner parapsychologioschen Vorstellungen verwandte . Daß er von Blavatsky beeinflußt ist , verwundert bei dieser Konstellation nicht mehr. 2. "Deutschgläubige Gemeinschaft" Eine dezidiert religiöse Variante des völkischen Okkultismus liefert die Deutschgläubige Gemeinschaft, 1911 von Otto Sigfrid Reuter gegründet. Hier ging es nicht nur um Weltanschauungsproduktion, sondern um Kirchengründung mit einem dezidiert auf "die Deutschen" finalisierten rassistischen Anspruch. Er forderte 1912, "Deutscher (reiner und freier) Abstammung" zu sein und "aus diesem Grund Religion [zu] haben in Freiheit, die dem Deutschen ziemt". Die gesamte Kosmologie wird deutschtümelnd ausgerichtet: "Also nicht: Das All ist in mir, sondern ich bin aus dem All geboren, mit meiner rassischen Bestimmtheit, als die deutsche Gestaltung des Alls." Die Legitimation dieser völkischen Religion geschieht hier im gleichsam selbstverständlichen Rückgriff auf germanische Literatur, insbesondere auf die Edda. Die Konkurrenz mit der philologischen Forschung wird offenbar in den "regelmäßigen Eddastunden" nicht einmal mehr gesucht, Gruppenkonsens und schlichte Behauptungen ersetzen die kritische Prüfung der Quellen. Die so begründete deutsche Religion mit ihrer Apotheose von deutscher Rasse und Nationalstaat war schon vor dem Ersten Weltkrieg in der Semantik zeitgenössischer Wissenschaft immer weniger zu verorten, so daß nur der Rückgriff auf alternative Theorien blieb. Die okkultistische Isolierung vom wissenschaftlichen Diskurs wurde zu einer Überlebensbedingung dieser Variante christlicher Religion. 3. Lazar von Hellenbach In welchem Ausmaß der Okkultismus der Jahrzehnte um 1900 völkischen Vorstellungen Vorschub geleistet oder sie propagiert hat, muß im vorliegenden Rahmen offenbleiben. Vor generalisierenden Einschätzungen warnen jedoch nicht nur Gemengelagen wie der Internationalismus der Theosophie bei gleichzeitigen sozialdarwinistischen Auf- und Abstiegschoreographien, sondern auch Okkultisten wie Lazarus von Hellenbach . Er hatte die Theorie eines "Metaorganismus" zwischen physischem Leib und geistigem Ich (oder Seele) entworfen, der übersinnlicher Wahrnehmung fähig sein sollte und dem er paranormale Fähigkeiten wie Hellsehen, Telepathie oder Gedankenübertragung zuwies: von Hellenbach war also mit okkulten Gegenständen (und natürlich mit der Theosophie ) bestens vertraut. Politisch war er auf der Seite des Sozialismus zu finden, und dementsprechend liegt, wenn er auf Themen im Kontext rassischer Fragen zu sprechen kommt, der Schwerpunkt seiner Argumentation auf der sozialen Erklärung ethnischer Phänomene. In seinen Ausführungen über "den Juden" etwa interpretiert er spezifisch jüdische Eigenschaften als Folgen ihrer sozialen Situation, "die sie sich nicht selbst gegeben haben, die ihnen aufgedrungen wurden" . Die Physiognomie und Sprache der Juden hat in der Regel nichts Einladendes und Ansprechendes; [...] Man betrachte die engen, schmutzigen Stadtteile, die man ihnen überall zuwies, man bedenke die Verachtung und Verfolgung, die sie erlitten, und man wird sich über die unvortheilhafte Rasseneigenthümlichkeit nicht mehr wundern können. In fast lamarckistischer Interpretation bringt Hellenbach soziale Prägungen gegen vermeintlich naturwüchsige Determinanten ins Spiel. Konsequenterweise ist er im Blick auf das Judentum ein Gegner des Antisemitismus und im übrigen der völkischen Rhetorik durchwegs abgeneigt. 4. Okkultistische Zeitschriften Die Frage nach der realen Präsenz von Rassentheorien läßt sich beim momentanen Stand der Forschung kaum beantworten. Eine Annäherung ermöglichen die okkultistischen Zeitschriften, die vermutlich näher an den Fragen des Leserkreises waren als die theosophischen Programmschriften, die meist ohnehin aus dem angelsächsischen Raum stammten. Die drei ausgewählten Zeitschriften decken einen Zeitraum vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg ab und sind alle der Theosophie verpflichtet. (a) Der Vâhan war das Mitteilungsblatt für Theosophen, die der Theosophischen Gesellschaft Adyar nahestanden. Hier wurden vor allem Übersetzungen aus englischen theosophischen Zeitschriften publiziert; er erschien von 1899 bis 1906. Völkische Themen spielten keine hervorgehobene Rolle, vielmehr dominierten Fragen der systematischen Kohärenz der theosophischen Weltanschauung, insbesondere Probleme der Seelenwanderungslehre. Anfang 1902 wurde die Rassenthematik jedoch in einem Artikel Occident und Orient. Ohne Ansehen der Rasse des Theosophen George R.S. Mead behandelt, in dem das egalitäre Ideal der Theosophie hochgehalten wurde, etwa in der Kritik an einem amerikanischen Zweig, der sich geweigert hatte, eine "Negerin" als Vorsitzende zu akzeptieren (3, S.115). Aber schon auf der Titelseite der Märznummer des Jahres 1902 hießt in einem Kommentar zur Gründung der italienischen Sektion: Nach unserer theosophischen Lehre ist die teutonische Unter-Rasse eine spätere, also entwickeltere, als die lateinische; in ersterer haben sich durchschnittlich ältere Menschenseelen verkörpert, und da ist es nicht mehr als recht, dass sich der ältere Bruder des hoffnungsvollen jüngeren annimmt. So findet sich nur durch wenige Seiten getrennt die Deklamation des theosophischen Universalismus neben der sublimen Hierarchisierung des Verhältnisses zwischen Italienern und "Teutschen". Noch zum Ende dieses Jahres 1902 äußerte sich wiederum Mead zur Rassenfrage, diesmal zu den Hautfarben: Er hielt vorsichtig an einer möglichen Abstufung der Rassen fest, stellte allerdings die übliche Rangfolge auf den Kopf: "Thatsache ist, dass der höchst entwickelte Menschentypus dunkle Haut hat, während ein geringerer Fortschrittsgrad mit hellerer Farbe verbunden sein mag." (4, S.40) Im nächsten Jahrgang der Zeitschrift findet sich ein Artikel von A.P. Sinnet, der die theosophische Spekulation über die "Wurzelrasse" und die "fortgeschrittensten" Menschen widergibt (5, S.84) - ohne Reflexion auf die Hierarchisierungsimplikate. Im letzten Jahrgang erhielt Karl Bleibtreu die Gelegenheit, sich mit Heinrich Driesmans auseinanderzusetzten, mit ihm gegen die Milieutheorie zu wettern, sich aber in Rassenfragen gegen ihn zu stellen und die theosophische Konzeption der Rasse'reinheit' gegenüber der "Blutmischung" zu verteidigen. Die Konsequenzen zog Bleibtreu mit systematischer Unerbittlichkeit: Driesmans Milieu- und Mischungstheorie tauge nicht zur Erklärung "unserer auserwählten arischen Rasse", mache etwa nicht deutlich, weshalb in Skandinavien "dies Eismilieu das physisch und psychisch höchststehende Menschenmaterial (Arier) neben dem tiefstehenden (Eskimos, Lappen) gezüchtet haben soll" (7, S.88). Schließlich wirft eine Debatte über die Einschätzung der "Kreuzung mit einer niederen Rasse", wenn also ein Europäer "eine Wilde" heirate (7, S.139), in mehreren Voten einige Schlaglichter auf die mentale Disposition der Leserschaft. Wie immer man sich zu dieser Frage stellte, ob man bei der 'Minderwertigkeit' einer Rasse immerhin nicht automatisch an die Minderwertigkeit ihrer Menschen glaubte (7, S.139f.), ob man eine solche Heirat als Hilfe zur Höherentwicklung vorsichtig begrüßte oder im Gegenteil als "Schwäche, Gefühlsduselei oder Caprice" abtat, weil sich im Kontext der Seelenwanderungstheorie "hunderte von Lebensläufen [...] nicht in einem Leben wettmachen" ließen (7, S.184), immer stand das Modell von höheren und niederen Rassen unbefragt im Hintergrund. Aus diesen Texten und Debatten läßt sich die Folgerung ziehen, daß rassistische Vorurteile in diesem theosophischen Milieu entweder vorhanden waren und aktualisiert werden konnten oder aber von den theosophischen Inhalten überhaupt erst induziert wurden. Wie dem auch sei: offenbar lag die theosophische Rassenlehre abrufbereit vor, und die Explikation von Rassenvorurteilen im System der Theosophie geschah mit Debatten ums Detail, aber ohne Widerspruch im Prinzip. (b) Die Neue Metaphysische Rundschau, Tischner zufolge Nachfolgerin der Zeitschrift Sphinx und der Metaphysischen Rundschau , verstand sich als Publikationsorgan für den gesamten Bereich okkulter Phänomene und erschien von 1897 bis 1917 . Sie wollte wissenschaftlich exakt und in "ver-ständlicher Form" verfaßt sein und hatte sich der "mystischen Forschung" verschrieben (1897/98, S.5). Die Nähe zur Theosophie signalisierte sie durch Artikel prominenter Theosophen (z.B. Franz Hartmanns) oder die Rubrik "Theosophische Rundschau", später durch die Übernahme des theosophischen Emblems ins Titelblatt. Rassentheoretische Artikel gab es in den ersten Jahren nicht, jedenfalls nicht offensichtlich. Von daher ist es überraschend, daß im Jahrgang 1906 nicht nur Heinrich von Lessel über Wotans Schuld und Verhängnis, sondern auch Guido List mit gleich zwei Artikelserien, über Das Geheimnis der Runen und Von der Armanenschaft der Arier, Platz fand. Im kommenden Jahr folgte Adolf Josef Lanz mit weiteren völkisch einschlägigen Artikeln: über den "Affenmenschen in der Bibel" und über die "assyrischen 'Menschentiere'" in der anthropologischen Forschung. Im Jahr 1910 (S.36f.) findet sich ein kurzer Hinweis auf Ernst Ludwig Freiherr von Wolzogens Festspiel Die Maibraut im Wiesbadener Naturtheater, in der Lists "Armannenweisheit" gefeiert wird. Mit aller Vorsicht kann man aus diesem Befund schließen, daß völkische Themen nicht im Vordergrund standen, aber auch nicht auf besonderen Widerstand stießen. Nicht überraschend ist die Reaktion auf die Nationalisierungswelle mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs, der nicht in das transnationale Wissenschaftsverständnis des Okkultismus und auch nicht zur Internationalität der Theosophischen Gesellschaft paßte (die die nationalistischen Strömungen in den einzelnen Ländern kaum pazifizieren konnte ), gleichwohl aber in der evolutionären theosophischen Hierarchisierung von Völkern interpretierbar war, wie sich bei der Anthroposophie (vgl. Kap. 4) noch zeigen wird. Auch in der Neuen Metaphysischen Rundschau war der Hurra-Patriotismus der verendenden Belle Époque zu hören, wenn auch nicht ohne leise Zwischentöne. Peryt Shou (i.e. Albert Schulz) bekam die Gelegenheit zu einem pathetischen völkischen Bekenntnis: "Des Blutes Mysterium hat sich uns aufgetan. Wir sind bis in unseres Wesens letzte Faser von einem Ton erschüttert und verwandelt. Wir sind 'Deutsche' geworden, 'Deutsche' hinüber über unser Grab, 'Deutsche' dort oben selbst." (1914, 211) Fünf Seiten später gestand ein anonymer Autor, möglicherweise Paul Zillmann, daß jeder "die Weltlage durch sein national gefärbtes Glas" anschaue, aber auch er vollzog die nationalistische Wendung: "Die geistigen Kräfte, die göttlichen Heerscharen, stehen auf Seiten derer, die sich dem Geistigen geöffnet haben: Deutschland und Oesterreich." (1914, 217). Daß unter diesen Umständen Paul de Lagarde (i.e. Paul Anton Bötticher) posthum zur "Wegbereitung der nationalen Religion" aufrufen durfte (1915, S.3), ist nicht mehr verwunderlich. (c) Das Zentralblatt für Okkultismus schließlich , von 1907 bis 1933 erschienen, war die vielleicht populärste der hier aufgeführten Zeitschriften . Auch sie ist dem theosophischen Umfeld eindeutig zuzuordnen: in ihrem Titelblatt trug sie u.a. das theosophische Emblem , bekannte Theosophen gehören zu den Beiträgern, der Verlag Max Altmann war einer der wichtigsten Publikationsorte theosophischer Literatur vor dem Ersten Weltkrieg. Der Blick auf dieses Blatt schließlich mahnt möglicherweise, wie analog Lazar von Hellenbach, zur Vorsicht bei der generalisierenden Vermutung, daß die okkultistischen Zeitschriften mit völkischem Gedankengut durchsetzt gewesen wären. Im dritten Jahrgang findet sich zwar ein Doppelartikel von B. Wiedenmann zu "versunkenen Kontinenten" und den "Rassen und Runden" der Menschheit, der damit die Präsenz theosophischer Rassenvorstellungen signalisiert, aber dies ist auch schon der einzige offensichtliche Bezug auf rassentheoretische Vorstellungen. Eine Änderung brachte der Erste Weltkrieg mit sich, mit dem allerdings auch die Herausgeberschaft aus den Händen von Demeter Georgievitz-Weitzer auf Max Altmann überging. In Jahrgang 1914/15 gab es eine Reihe von nationalistisch oder völkisch affizierten und manchmal kontaminierten Artikeln, aus denen einer von dem schon im Umfeld Lists erwähnten Karl Heise herausgegriffen sei. Er konnte mit Berufung auf Lanz eine Suada gegen "Rassenverschleierung" und "Fremdrassentum" loslassen und sein "Hinauf zum Ariertum!" über den deutschen Okkultismus herabrufen (S.225). Die deutsche Theosophie: Steiners Anthroposophie Mit der Trennung der Anthroposophischen von der Theosophischen Gesellschaft Adyar am Ende des Jahres 1912 war die Anthroposophie die dominante Vertreterin theosophischer Vorstellungen in Deutschland; die weiterbestehenden theosophischen Vereinigungen wurden zu marginalen Größen. Durch Rudolf Steiner mutierte die Theosophie zu einer stark durch die deutsche kulturelle Tradition geprägten "Weltanschauung", mit naturphilosophischer Goetherezeption, deutschem Idealismus oder Ernst Haeckels religiösem Biologismus als wichtigen Ideenlieferanten. Steiners philosophischer Angelpunkt war ein spiritueller Monismus: Er nahm, wie Blavatsky, eine fundamental geistige Verfassung auch der materiellen, sich grosso modo evolutiv aus dem Geistigen entwickelnden Welt an und machte Präsenz und Wirkungen dieses Geistigen zum beherrschenden Thema der Anthroposophie: "Anthroposophie ist ein Erkenntnisweg, der das Geistige im Menschen zum Geistigen im Weltall führen möchte." (GA 26, 14) Seine Rassentheorien, die er praktisch vollständig nach seinem Eintritt in die Theosophische Gesellschaft im Jahr 1900 formulierte , sind in diese Kosmologie eingebaut: Die Rassen werden als materialer Teil der Evolution des Geistigen verstanden, wobei es, auch hier folgt Steiner der theosophischen Tradition, zu einer Hierarchisierung von Rassen, von "keimenden" (GA 104, 89), also von blühenden und absterbenden Völkern kommt, Wertungen, die weitgehend kongruent mit denjenigen Blavatskys sind. In diesem theosophischen Horizont beschreibt er detailliert die "planetarischen" Runden der Kosmogenese und benennt darin auch minutiös die Rassen der Weltgeschichte, die sich am leichtesten in einem tabellierten Überblick erfassen lassen : 1. Saturnzustand 2. Sonnenzustand 3. Mondenzustand 4. Erdenzustand - (1.) polarische Wurzelrasse - (2.) hyperboräische Wurzelrasse - (3.) Lemurier - (4.) Atlantier -- Rmoahls -- Tlavatli-Völker -- Tolteken -- Ur-Turanier -- Ur-Semiten -- Akkadier -- Mongolen. - (5.) arische (GA 11,32) oder nachatlantische Wurzelrasse -- Altindische Unterrasse (7227-5067 v.Chr.) -- Urpersische Unterrasse (5057-2907 v.Chr.) -- Ägyptisch-chaldäische Unterrasse (2907-747 v.Chr.) -- Griechisch-lateinische Unterrasse (747 v.-1413 n.Chr.) -- Fünfte nachatlantische Unterrasse (1413-3573 n.Chr.) -- die zukünftige Unterrasse (3573-5733 n.Chr.) -- weitere nachatlantische Untertasse (5733-7893 n.Chr.) - (6.) zukünftige nachatlantische Wurzelrasse - (7.) weitere nachatlantische Wurzelrasse. 5. Jupiterzustand 6. Venuszustand 7. Vulkanzustand Aus dem theosophischen Hintergrund stammt die Struktur dieses Modells: die Planetenzustände und die Differenzierung in Wurzel- und Unterrassen sowie die Spezifizierung der Rassen in Untergruppen zu jeweils sieben Einheiten gibt es schon bei Blavatsky und Sinnet, die Parallelisierung von Bewußtseinsfortschritten im Fortgang der planetarischen Verkörperungen ebenfalls. Der Atlantiskomplex ist in der Geheimlehre gleichfalls durchgängig präsent, aber möglicherweise liegen Steiners Quellen auch in der populärwissenschaftlichen Literatur der Jahrhundertwende. Ignatius Donnelly hatte 1882 den Beweis zu erbringen versucht, daß zwischen Europa und Amerika ein Kontinent gelegen habe , eine ausgesprochen populäre Theorie, der jedoch durch die Entdeckung der Kontinentaldrift durch Alfred Wegener im Jahre 1912 der geophysikalische Boden entzogen war. Auch die Begriffe der Unterrassen sind im (populär-)wissenschaftlichen und/oder theosophischen Kontext zu verorten: Die "Turanier" beispielsweise, die schon Blavatsky kennt , besaßen ihre Plausibilität in der wissenschaftlichen Debatte des 19. Jahrhunderts: sie waren von dem Orientalisten Max Müller als neue Kategorie für nicht-indogermanisch und nicht-semitisch sprechende Völker Asiens und Europas eingeführt worden; mit den Erkenntnisfortschritten in der Ethnolinguistik wurde auch diese Theorie obsolet. Solche Beispiele machen deutlich, in welchem Ausmaß Steiner (wie auch Blavatsky) sich als Disputant in der naturwissenschaftlichen Diskussion der Jahrhundertwende begriff. Er ordnete sich zwar in die "okkulte Wissenschaft" ein (GA 140, Titel), aber eben nicht im Sinne eines rückständigen Außenseiters, sondern er beanspruchte, "auf der Höhe des wissenschaftlichen Denkens" (GA 11, 14) seinen Beitrag zur Überwindung des Materialismus (GA 11, 9-14) und zur Lösung der "Welträtsel" (vgl. GA 18), letztlich zu einer integralen Weltanschauung zu liefern. Die sozialdarwinistischen Konsequenzen des evolutionistischen Denkens greifen bei Steiner ähnlich rigide wie bei seinen theosophischen Vorbildern. Seine Hierarchisierungen nimmt er auf dem Hintergrund einer hochreduktiven Rassentheorie vor, die von drei oder fünf Rassen ausgeht - weiße Europäer, schwarze Afrikaner und gelbe Asiaten, sowie als "Seitenzweige" rote Indianer und braune Malayen : Die Indianer hält er für eine "degenerierte Menschenrasse" im "Hinsterben" (GA 105, 106f.). "Die Neger" etwa gehören für Steiner zu einer "degenerierten", "zurückgebliebenen" Rasse (GA 105, 106), zu den "letzten Überbleibseln" vergangener Zeiten (GA 105, 107) mit einem "starken Triebleben", und sie sind deshalb "auf Rennen und auf die äußere Bewegung aus, die von den Trieben beherrscht ist" (GA 349, 55). Aus dieser evolutionären Zurückweisung dekretiert Steiner kulturelle Inferiorität: "Soll der vollkommene Geist ebensolche Voraussetzungen haben wie der unvollkommene? Soll Goethe die gleichen Bedingungen haben wie ein beliebiger Hottentotte?" (GA 8, 47) Was Steiner hier als weite Perspektive aus der Höhe anthroposophischer Kosmogenese darstellt, erweist sich bei näherem Hinsehen als unbewältigter Kulturkonflikt, in dem sich die Angst vor der ihm fremden schwarzafrikanischen Kultur in der fast trotzigen Behauptung europäischer Überlegenheit Bahn bricht: [...] wir geben diese Negerromane den schwangeren Frauen zu lesen, da braucht gar nicht dafür gesorgt zu werden, daß Neger nach Europa kommen, damit Mulatten entstehen; da entsteht durch rein geistiges Lesen von Negerromanen eine ganze Anzahl von Kindern in Europa, die ganz grau sind, Mulattenhaare haben werden, die mulattenähnlich aussehen werden! (GA 348, 189) Die Postulierung universeller geistiger Zusammenhänge wird zum Einfallstor für Ängste, so daß für Steiner die Abschottung bis zur geistigen Romanzensur hin die Folge ist. Politisch gesagt: "Die Negerrasse gehört nicht zu Europa, und es ist natürlich nur ein Unfug, daß sie jetzt in Europa eine so große Rolle spielt." (GA 349, 53) Das Judentum, von Steiner als Rasse definiert, erliegt in dieser Hermeneutik der gleichen kulturellen Ausgrenzung. Die evolutionstheoretische Herabsetzung arbeitet mit der Behauptung, das Judentum habe die Stufe eines kollektiven Bewußtseins noch nicht verlassen: "Der Bekenner des Alten Testaments sagte noch nicht in seiner Persönlichkeit: Ich bin ein Ich. Er fühlte sich in dem ganzen alten jüdischen Volke und fühlte das 'Gruppen-Volks-Ich'" (GA 103, 58). Die Folgen sind fast stereotyp die gleichen wie bei "den Negern" und laufen auf eine Eliminierung aus der Geschichte hinaus: Da die monotheistische "Mission" des Judentums abgelaufen sei (GA 121, 127) und "die Offenbarung des alten Judentums [...] als etwas Wertloses auf unserer Erde angesehen werden" müsse (GA 148, 80), "könnten die Juden eigentlich nichts Besseres vollbringen, als aufgehen in der übrigen Menschheit, sich vermischen mit der übrigen Menschheit, so daß das Judentum als Volk einfach aufhören würde" . "Das Judentum als solches hat sich aber längst ausgelebt, hat keine Berechtigung innerhalb des modernen Völkerlebens, und daß es sich dennoch erhalten hat, ist ein Fehler der Weltgeschichte." (GA 32, 152) Ähnliche Vorstellungen, zumindest was die "Wilden" anbetrifft, lassen sich auch bei Blavatsky finden, hinsichtlich des Judentums scheint bei ihr allerdings keine derart dezidierte Abwertung im Namen des Fortschritts vorzuliegen. Bei Steiner wie Blavatsky ist dies aber weniger, jedenfalls nicht primär, Ergebnis einer rassistischen Selbstdefinition, als vielmehr Folge der Zwänge des sozialdarwinistischen Ansatzes: die ehemaligen Akteure der Geschichte werden zu Opfern des Fortschritts, und diese Konstruktionslogik verleitet dazu, die Kulturen, die man hinter sich gelassen zu haben glaubt, auch zu benennen: "die Neger", "die Wilden" oder "die Juden" sind dafür im 19. Jahrhundert nur allzu beliebte Opfer. Ein Unterschied Steiners zu Blavatsky und der englischsprachigen Theosophie besteht allerdings in der Finalisierung der Rassen- und Völkergeschichte, die der deutschnational großgewordene Steiner in die "weiße Rasse", näherhin ins "Deutschtum" (GA 64, 36) verlegt. Zu einem entscheidenden Terminus wird dabei der Begriff des Volkes, die nächstkleinere Kategorie unterhalb der Rasse, dem eine Schlüsselposition zuwächst (das aber hat auch linguistische Gründe, da im englischen kein äquivalentes Wortfeld für Volk/völkisch zur Verfügung steht): "Volksgeister" (GA 121, 24), "Volksgemüt" , "Volksmerkmale" (GA 121, 75), "Volksseelencharakter" , "Volksseelenwesen" , "Volkstum" (GA 121, 85), "Völkerindividualität" (GA 121, 30), oder "Gruppen-Volks-Ich" (GA 103, 58) sind nur eine Auswahl aus Steiners "völkischem" Vokabular, das teilweise aus dem völkischen Diskurs entnommen ist, teilweise aber wohl auch auf Neubildungen Steiners zurückgeht (z.B. "Völkerindividualität"). Dabei versteht er unter "Volksseele" oft die kollektive Identität eines "Volksseelenwesens" , unter "Volksgeist" oft ein individuelles, engelartiges Wesen: Wenn Sie sich solche Wesenheiten denken, die auf der Stufe der geistigen Hierarchien stehen, die wir Erzengel nennen, haben Sie einen Begriff von dem, was man 'Volksgeister' nennt, was man die dirigierenden Volksgeister der Erde nennt. (GA 121,24) Derartige Volksgeister werden nun einzelnen Völkern zugeordnet, die Steiner anthropomorph als "Völkerindividualitäten" bezeichnet (GA 121, 30). Auch hierbei bestimmt Steiner wiederum sehr bewußt seine Position in der wissenschaftlichen Debatte: so könnten die "Völkercharaktere", wie Steiner, die damalige völkerpsychologische Diskussion aufgreifend, erläutert, von der "gewöhnlichen Wissenschaft" (GA 121, 7) nicht ausreichend erkannt werden, aber auch unter "Okkultisten" (GA 121, 12) sei das Thema gemieden worden. Nur bei sich selbst sieht Steiner also den entscheidenden Einblick in die okkulte Dimension der Völkergeschichte. Zu den möglicherweise typisch deutschen Elementen von Steiners völkischen Ansichten gehört auch seine Integration der "germanisch-nordischen Mythologie" (GA 121). Dabei handelt es sich - um ein kurzes Beispiel zu geben - um die synkretistische Amalgamierung von Topoi der germanischen Literaturen innerhalb seines synkretistischen Evolutionsmodells: So werden mit der Begründung, die "nordische Mythologie" vermittle das 'klarste' "Bild der Weltenevolution" (GA 121, 136), Baldur und Loki zu Repräsentanten von Fortschritt und Vergangenheit . In ähnlicher Manier integriert Steiner weitere, im völkischem Milieu beliebte Figuren aus der germanischen Mythologie. Eine systematische Pointe der Anthroposophie, die enge Korrelierung von geistiger und irdischer Welt, arbeitet er auch in "völkischen" Fragen heraus. In Rezeption der Mikro-Makrokosmos-Analogie haben die Ereignisse zwischen Völkern in der materiellen Welt ihr Pendant in der geistigen Sphäre: Kriege sind ihrer "wahren" Natur nach nur Epiphänomene von Kämpfen in der übersinnlichen Welt: Dieser Kampf im Himmel gleichsam, er spielt sich ab zwischen Rußland und Frankreich in der geistigen Welt, ein lebendiger Kampf zwischen Osten und Westen. Und dieser Kampf ist die Wahrheit, und dasjenige, was sich in der physischen Welt abspielt, das ist die äußere Maja, das ist die Entstellung der Wahrheit. (GA 174b, 63) Auch die evolutive Dimension kehrt in der Völkertheorie wieder: Aber in allem, was sich in und mit den Völkern entwickelt, entwickelt sich noch etwas anderes. Es ist ein Fortschritt in der menschlichen Entwickelung. (GA 121, 25) Ist das nicht ein ungeheuer harter Gedanke, daß ganze Völkermassen unreif werden und nicht die Fähigkeit entwickeln, sich zu entfalten, daß nur eine kleine Gruppe fähig wird, den Keim zur nächsten Kultur abzugeben? - Aber dieser Gedanke wird für Sie nicht mehr etwas Beängstigendes haben [...]. Die Rasse kann zurückbleiben, eine Völkergemeinschaft kann zurückbleiben, die Seelen aber schreiten über die einzelnen Rassen hinaus. (GA 104, 89) Steiner verbleibt dabei keineswegs auf der abstrakten Ebene eines formalen Entwicklungsmodells, sondern unterfüttert es mit Stereotypen, mit negativen wie positiven Vorurteilen, die teils aus seinen Jahren vor 1900, teils aus der Zeit als Theosoph stammen und um die Jahrhundertwende nicht selten waren: Die französische Kultur sei "gewissermaßen reif und überreif geworden" (GA 174b, 61), "dem britischen Volk" attestiert Steiner eine besondere Nähe zum Materialismus (GA 157,39), "den slavischen Nationen" "Feindseligkeit [...] gegenüber der deutschen Bildung" (GA 31,117), den Russen aber auch eine Dichtungstradition "aus den Tiefen der eigenen nationalen Wesenheit" (GA 33,111). Die Apotheose des deutschen Volkes gipfelt in der Akzeptanz von Formulierungen, die es in eine Erlöserfunktion einrücken und letztlich eine weniger prosaische Formulierung des deutschen Überheblichkeitssyndroms "Am deutschen Wesen / Soll die Welt genesen" darstellen. So zitiert er zustimmend den katholischen Priester Xavier Schmidt: "Wie Israel auserwählt war, den Christus leiblich hervorzubringen, so ist das deutsche Volk auserwählt, denselben geistig zu gebären." Und Steiner kommentiert: "Wie ist da das Erfassen des Christentums im Geiste von diesem einfach gebildeten Priester Xavier Schmidt gekennzeichnet! Es lebt das, was ich charakterisiert habe, schon durchaus bis in das tiefste Volksgemüt hinein." Allerdings finden sich bei näherem Hinsehen auch vermittelnde, teilweise sogar gegenläufige Töne. Steiners Vorstellungen etwa von der Entwicklung des Individuums und vor allem von dessen Reinkarnationsgeschichte marginalisieren gesellschaftliche und biologische Faktoren massiv, weil sie mit jeder Inkarnation neu zusammengestellt werden. Die Karmatheorie unterstellt ein Durchwandern von Völkern im Verlauf der Reinkarnationen (GA 157, 28) und hebt damit die physiologischen Rassengrenzen auf. An einigen Stellen baut Steiner psychologisch vor: im Schlaf etwa könne man gerade dem Volksgeist begegnen, den man hasse (GA 174b, 59). Auf der sozialen Ebene mag eine kulturnationale Definition des "Deutschtums" - "ein Deutscher ist man nicht, ein Deutscher wird man" - von der evolutiven oder genetischen Fixierung distanzieren. Allerdings wäre es auch nicht schwierig, zu all diesen moderierenden Äußerungen wieder Gegenbelege zu finden, etwa diejenigen aus dem Umfeld einer vulgärmaterialistischen Blutmythologie: "Wir verstehen die Rassenfrage aber nur, wenn wir das geheimnisvolle Wirken des Blutes und der Blutmischung unter den Völkern verstehen." (GA 55, 42) Steiners Œuvre ist letztlich von einer nicht systematisierten oder hermeneutisch integrierten Ambivalenz gekennzeichnet, in der Unvereinbares und Widersprechendes stehengeblieben ist. Es hängt dabei von den Interessen der Leser ab, ob die Anthroposophie rassistisch interpretiert wird oder nicht. Die Rezeptionsgeschichte bietet Belege für beides. Wirkungen Die Wirkungen der völkischen Vorstellungen aus dem Okkultismus und vor allem aus Theosophie und Anthroposophie heraus sind weder innerhalb der Theosophie noch außerhalb leicht auffindbar, weil diese Gruppierungen nicht primär als völkische wahrgenommen wurden und deren völkische Vorstellungen in andere Theorieformationen eingeschweißt sind. Vor allem bei dem Versuch, die ideologischen Hintergründe des Nationalsozialismus aufzudecken, wurde zwar mehrfach auch auf den Okkultismus der Jahrhundertwende verwiesen, doch eine wissenschaftlich zufriedenstellende Aufarbeitung fehlt weitgehend, da es oft beim Kurzschluß von der zeitlichen Koexistenz okkult-völkischer mit nationalsozialistischen Vorstellungen auf deren Wechselwirkungen blieb. Direkte Wirkungen auf Hitler hat es vermutlich nur durch Lanz von Liebenfels gegeben, über die Thule-Gesellschaft sind die Wirkungen jedoch auch in weitere Bereiche des Nationalsozialismus eingeflossen . Die Anthroposophische Gesellschaft wurde (wie auch die Theosophische) von den Nationalsozialisten verboten, viele Anthroposophen wurden zwischen 1933 und 1945 zu Opfern des Regimes, manche aus politischen Gründen verhaftet. Die Frage nach personellen und ideologischen Gemeinsamkeiten wurde vermutlich auch deshalb lange nicht gestellt. Dennoch hat es eine Reihe von Anthroposophen gegeben, die im Nationalsozialismus die Nähe zum eigenen völkischen Gedankengut erkannten, etwa den "Erzoberlenker" der Christengemeinschaft, Friedrich Rittelmeyer , oder den SS-Untersturmbannführer Werner Georg Haverbeck, der noch 1989 mit den in der Anthroposophischen Gesellschaft eher in den Hintergrund gerückten völkischen Vorstellungen Steiners ihn in deutschnationaler Absicht als "Anwalt für Deutschland" reklamierte - sehr zum Mißfallen vieler Anthroposophen . Umgekehrt haben sich Nationalsozialisten anthroposophischer Vorstellungen, nicht unbedingt aus dem Bereich völkischer Vorstellungen (und nicht notwendig als überzeugte Anthroposophen), bedient: Der SD-Chef Otto Ohlendorf, 1941/42 Leiter der SS-Einsatzgruppe D in der Sowjetunion, förderte die biologisch-dynamische Landwirtschaft , Rudolf Hess ließ einige Waldorfschulen bis 1937 weiterführen und schützte den biodynamischen Landbau, dessen Verband erst nach seinem Flug nach England verboten wurde , und Medikamente der Arzneimittelfirma WELEDA wurden von dem Dachauer KZ-Arzt Sigmund Rascher bei Menschenversuchen verwandt . Hitler selbst soll durch den Anthroposophen Walter Johannes Stein mit Vorstellungen Steiners bekannt gemacht worden sein und eine Vorliebe Hitlers für biodynamische Produkte wird kolportiert; Steiners politische Vorstellungen hat Hitler allerdings explizit abgelehnt. Steiners völkerpsychologische Vorstellungen einschließlich ihrer Hierarchisierungen von Völkern prägen bis in die Terminologie hinein manche anthroposophische Veröffentlichungen bis heute, wenn etwa 1953 "eine wissenschaftliche, das heißt objektive Volksseelenkunde" propagiert oder 1965 "dem [sic] Engländer [...] eine tiefe Abneigung gegen alle begriffliche Theorie und Systematik" verordnet oder noch 1990 (!) das "hebräische Volk" im Kontext von Steiners Untergangsszenario interpretiert wird . Von einer kritischen Auseinandersetzung mit diesen Rassismen oder gar deren Revision ist unter Anthroposophen fast nichts zu spüren. Neben und in den humanistischen Vorstellungen unter Anthroposophen findet sich weiterhin die völkische Tradition. Deshalb gibt es von anthroposophischer Seite auch die Befürchtung, "daß viele heutige Anthroposoph/innen wohl auch rassistische Ansichten haben" . * * * Quellen und Literatur: Der Okkultismus der Jahrhundertwende ist unzureichend erforscht, die Masse des primären Materials nicht wissenschaftlich gesichtet. Die einschlägigen Publikationen sind durchwegs älteren Datums und entweder Veröffentlichungen über den Okkultismus ohne Berücksichtigung der völkischen Dimension (Kiesewetter, Tischner) oder Veröffentlichungen aus völkischer Perspektive ohne Referenzen auf den Okkultismus . Erst mit der historiographischen Aufarbeitung der NS-Zeit rückten diese Fragen als "Hintergrund" des Nationalsozialismus ins Interesse, vielfach als Frage nach seiner weltanschaulichen Genese, in der weniger seriösen Literatur mit dem Anspruch, dessen "eigentliche" Kräfte offenzulegen. Das Interesse konzentrierte sich dabei auf wenige Personen, Hitler und Himmler auf nationialsozialistischer, List und vor allem Lanz auf okkultistischer Seite. Weitgehend außerhalb des Blickfeldes bleibt die Thematik in den einschlägigen Bearbeitungen der Geschichte des Rassismus. Für den Bereich Okkultismus und völkische Vorstellungen ist die Arbeit von Glowka hilfreich, aber kursorisch; Fricks umfangreiches Werk stellt eine beachtliche Sammelleistung dar, ist allerdings nicht immer zuverlässig und für völkische Fragen wenig ertragreich. Für die völkischen Vorstellungen der Theosophie ist mir keine umfassende wissenschaftliche Literatur bekannt, sehr nützlich ist jedoch Goodrick-Clarke. Bibliographisch ist weiterhin Mohler wichtig. Viele ältere Einzelveröffentlichungen sind heute grosso modo nur noch von wissenschaftsgeschichtlicher Bedeutung, insbesondere sind sie für den Komplex der okkultistischen Wurzeln des Nationalsozialismus durch Goodrick-Clarke überholt. Die meisten Grundschriften der Theosophie (etwa Blavatskys Entschleierte Isis und ihre Geheimlehre oder Besants Uralte Weisheit) werden von theosophischen Verlagen weiterhin verlegt und sind gut greifbar. Neben einer großen Zahl von Selbstverständigungsliteratur sind inzwischen auch kritische Veröffentlichungen erschienen (Ruppert, wichtig Campbell, Klatt). Steiners Schriften werden seit 1955/56 in der Rudolf Steiner Gesamtausgabe ediert. Bislang sind etwa 350 Nummern erschienen, darunter auch die einschlägige, teilweise unten genannte rassentheoretische Literatur. Veröffentlichungen zu Steiners Person gibt es fast nur aus anthroposophischer Perspektive (Lindenberg, Wehr), zu einzelnen Aspekten seiner Weltanschauung ist inzwischen auch kritische Literatur auf dem Markt (z.B. Bannach, Heyer, Geisen, von Stieglitz). Steiners rassische Vorstellungen sind in den letzten Jahren thematisiert worden (Zander), teilweise in scharfen Tönen (Wölk). Mit Steiners Nachwirkungen im Nationalsozialismus hat sich durchweg kritisch der Anthroposoph Wagner auseinandergesetzt, zur Rezeption auch nach 1945 vgl. Zander. Programmatische Schriften: Annie Besant: Die uralte Weisheit. Eine kurzgefaßte Darstellung der Lehren der Theosophie (1897). Leipzig: Th. Grieben 1898. - Helena Petrowna Blavatsky: Isis entschleiert. Ein Meisterschlüssel zu den alten und modernen Mysterien, Wissenschaft und Theologie. Bd.I: Wissenschaft (1877). Leipzig: Lotus-Verlag o.J. [1907]; Die Entschleierte Isis. Ein Meisterschlüssel zu den Geheimnissen alter und neuer Wissenschaft und Theologie. Bd.II: Theologie (1877). Leipzig Theosophisches Verlagshaus o.J. [1909]. - Dies.: Die Geheimlehre. Die Vereinigung von Wissenschaft, Religion und Philosophie. 4 Bde. (1888-1893). Leipzig: W. Friedrich o.J. [1899-1921]. - Alfred Percy Sinnet: Die Esoterische Lehre oder Geheimbuddhismus (1883). Leipzig: J.C. Hinrichs'sche Buchhandlung 1884. RUDOLF STEINER (Auswahl einschlägiger Werke; alle Ausgaben: Dornach: Rudolf Steiner Verlag; GA = Gesamtausgabe): Aus der Akasha-Chronik (1904-1908). Dornach 1986 (= GA 11). - Die Geheimwissenschaft im Umriß (1910). Dornach 1977 (= GA 13). - Die geistigen Hintergründe des Ersten Weltkrieges (1914-21). Dornach 1962 (= GA 174b). - Die Mission einzelner Volksseelen im Zusammenhange mit der germanisch-nordischen Mythologie (1910). Dornach 51982 (= GA 121). - Vom Leben des Menschen und der Erde. Über das Wesen des Christentums (1923). Dornach 1980 (= GA 349). Zeitschriften: Neue Metaphysische Rundschau. Monatsschrift für philosophische, psychologische und okkulte Forschungen, in welcher enthalten ist Archiv für Biomagnetismus; Rundschau für Astrologie; Theosophisches Forum; Phrenologische Rundschau; Metaphysische Bücherei. Ab dem zweiten Jahrgang: Neue Metaphysische Rundschau. Monatsschrift für philosophische, psychologische und okkulte Forschungen in Wissenschaft, Kunst und Religion. Herausgegeben und verlegt von Paul Zillmann, Zehlendorf bei Berlin, ab dem zweiten Jahrgang Gross-Lichterfelde bei Berlin, 1 (1897) - 22 (1915) [ab Bd. 5 (1902) als Band 9 (1902) gezählt]. - Der Vâhan. Zeitschrift für Theosophie, Organ der Theosophischen Gesellschaft; ab Jahrgang 4, Heft 5: Der Vâhan. Unabhängige Monatsschrift für Theosophie. Redakteur: Richard Bresch. Leipzig, wohl im Selbstverlag, 1 (1899-1900) bis 7 (1905-1906). - Zentralblatt für Okkultismus. Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften, herausgegeben von Karl Brandler-Pracht, ab 3/1909-1910 von Demeter Georgievitz-Weitzer, ab 8/1914-1915 von Max Altmann (Schriftleiter: Arthur Grobe-Wutischky). Leipzig: Verlag von Max Altmann, 1 (1907-1908) bis 26 (1932-1933). Historiographische Literatur: Klaus Bannach: Natur als Geist. Eine systematische Interpretation der Anthroposophie [i.Vorb.]. - Bruce F. Campbell: Ancient Wisdom Revived. A History of the Theosophical Movement. Berkeley u.a. 1980. - Karl Richard Hermann Frick: Die Erleuchteten. Bd.I: Gnostisch-theosophische und alchemistisch-rosenkreuzerische Geheimgesellschaften bis zum Ende des 18. Jahrhunderts - ein Beitrag zur Geistesgeschichte der Neuzeit; Bd.II: Licht und Finsternis. Gnostisch-theosophische und freimaurerisch-okkulte Geheimgesellschaften bis an die Wende zum 20. Jahrhundert, T.1: Ursprünge und Anfänge; T.2: Geschichte ihrer Lehren, Rituale und Organisationen. Graz 1973-1987; hier: II/2, S.259-344. - Thomas Geisen: Anthroposophie und Gnostizismus. Darstellung, Vergleich und theologische Kritik. Paderborn u.a. 1992. - Hans-Jürgen Glowka: Deutsche Okkultgruppen 1875-1937. München 1981. - Nicholas Goodrick-Clarke: The Occult Roots of Nazism. The Ariosophists of Austria and Germany 1890-1935. Wellingborough 1985. - Friedrich Heyer: Anthroposophie - ein Stehen in Höheren Welten? Konstanz 1993. - Carl Kiesewetter: Geschichte des neueren Okkultismus. Geheimwissenschaftliche Systeme von Agrippa von Nettesheim bis zu Carl du Prel. Leipzig: W. Friedrich 1891. - Norbert Klatt: Theosophie und Anthroposophie. Neue Aspekte zu ihrer Geschichte aus dem Nachlaß von Wilhelm Hübbe-Schleiden (1846-1916) mit einer Auswahl von 81 Briefen. Göttingen 1993. - Christoph Lindenberg: Rudolf Steiner. Eine Chronik 1861-1925. Stuttgart 1988. - Ders.: Rudolf Steiner. Reinbek 1992. - Armin Mohler: Die konservative Revolution in Deutschland 1918-1932. Ein Handbuch. 2., neu bearb. u. erw. Aufl. Darmstadt 1972, insbes. S.221-224; Ergänzungsband ebd. 1989. - Horst Reller, Manfred Kießig u. Helmut Tschoerner (Hg.): Handbuch Religiöse Gemeinschaften. Freikirchen, Sondergemeinschaften, Sekten, Weltanschauungen, Missionierende Religionen des Ostens, Neureligionen, Psycho-Organisationen. Gütersloh 41993, S.409-476. - Hans-Jürgen Ruppert: Theosophie - unterwegs zum okkulten Übermenschen. Konstanz 1993. - Klaus von Stieglitz: Die Christosophie Rudolf Steiners. Voraussetzungen, Inhalt und Grenzen. Witten 1955. - Rudolf Tischner: Geschichte der Parapsychologie. Tittmoning 1960. - Arfst Wagner: Anthroposophen und Nationalsozialismus. Probleme der Vergangenheit und Gegenwart [Teil I]. In: Flensburger Hefte, Nr.32 (1991), S.6-78. - Ders.: Anthroposophen in der Zeit des Nationalsozialismus [Teil II]. In: Flensburger Hefte, Sonderheft Nr.8 (1992), S.50-130. - Ders. (Hg.): Dokumente und Briefe zur Geschichte der anthroposophischen Bewegung und Gesellschaft in der Zeit des Nationalsozialismus. 4 Bde. Rendsburg 1991-1992. - Gerhard Wehr: Rudolf Steiner. Leben, Erkenntnis, Kulturimpuls. Freiburg i.Br. 1982, München 21987. -Volkmar Wölk: Natur und Mythos. Ökologiekonzeption der "Neuen" Rechten im Spannungsfeld zwischen Blut und New Age. Duisburg 1992. - Helmut Zander: Der Weltgeist auf dem Weg durch die Rassengeschichte. Anthroposophische Rassentheorie. In: Justus H. Ulbricht u. Stefanie von Schnurbein (Hg.): Völkische Religion und Krisen der Moderne. Köln/Weimar/Wien [i.Vorb.].

Quelle: Handbuch zur "Völkischen Bewegung" 1871-1918. Hg. v. Uwe Puschner, Walter Schmitz und Justus H. Ulbricht. München et al.: Saur 1996.



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