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Sonntags Blick, 08.08.2004
Von Alexander Sautter
ZÜRICH.
Sie heissen Sefir, Pablo oder Ali. Am 1. August marschierten sie
mit den Rechtsradikalen stramm aufs Rütli. Aber sind diese
nicht eigentlich gegen Ausländer?
«Heil dir, Helvetia, hast noch der Söhne ja»,
klang es am 1. August aus vierhundert Kehlen. Neonazis hielten
auf dem Rütli ihre eigene Zeremonie zum Nationalfeiertag
ab. Unter den selbst ernannten Superpatrioten war auch Sefir (19)
aus Kroatien. Dem BLICK sagte er: «Ich bin nicht in der
Schweiz geboren, aber dafür jetzt ein richtiger Schweizer.»
Iwan
(21) aus Serbien behauptet: «Ich habe mich in der Schweiz
angepasst und arbeite hart. Andere Ausländer nutzen die Schweiz
nur aus, deshalb bin ich gegen die.»
Sefir
und Iwan sind keine Einzelfälle. Das bestätigt Jürg
Bühler vom Dienst für Analyse und Prävention (DAP),
dem so genannten Inlandgeheimdienst: «Wir beobachten, dass
sich teilweise auch Ausländer und so genannte Secondos der
rechtsextremen Bewegung anschliessen.»
Sie
hassen Ausländer und sind selber welche. Sie brüllen
fremdenfeindliche Parolen und sprechen zu Hause türkisch,
spanisch oder kroatisch.
«Das
ist kein Widerspruch», sagt Samuel Althof von der Aktion
Kinder des Holocaust (AKDH), ein Kenner der rechten Szene: «Es
gibt auch rassistische Immigranten. Die Überanpassung kann
so weit führen, dass sie sich einer rechtsextremen Schweizer
Jugendgang anschliessen.»
Zudem
bietet die Szene, so Althof weiter, scheinbar auch Freundschaft
und Familienersatz: «Allerdings nur, solange die Ideologie
nicht kritisiert oder hinterfragt wird. Tut man das, dann fliegt
man raus. Genau wie bei einer Sekte.»
Oft
findet der Einstieg über die Musik statt. An rechtsradikalen
Partys treten einschlägig bekannte Bands auf. «Dort
spielt die Ideologie noch nicht so eine ausgeprägte Rolle»,
sagt DAP-Vize Jürg Bühler: «Die rechte Szene wird
dann vorwiegend als Jugendbewegung wahrgenommen.»
Ein
Beispiel für das Paradox des ausländischen Schweizer
Nationalisten ist D. M. Der gebürtige Italiener gründete
vor vier Jahren die Nationale Partei Schweiz, die mittlerweile
wieder aufgelöst wurde. Der Grund: Rechtsradikale Jugendliche
- egal ob Schweizer oder Ausländer - werden im Alter oft
vernünftiger. Bühler: «Die Fluktuation dieser
Bewegungen ist sehr hoch. Das Einstiegsalter wird zwar immer tiefer,
aber nach ein paar Jahren steigen die meisten wieder aus.»
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