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Sonntagsblick, 30. 10. 2005
EXTREMISMUS Linke Aktivisten erpressen Wirte und Ladenbesitzer.
Sie drohen ihnen mit Gewalt, wenn sie weiterhin rechtsradikale
Kunden bedienen.
siehe
auch:
Antifa Basel verwechselt das Jahr 2005 mit dem Jahr 1933 und geht
mit Mafiamethoden gegen Ladenbesitzer vor.
Neue
PDA, Indymedia
und Revolutionärer Aufbau
VON ALEXANDER
SAUTTER
Nach einer ersten Warnung ist die Zeit der Zurückhaltung
endgültig vorbei.» So steht es auf einem Flugblatt,
das in den letzten Wochen in Basel zirkulierte. Der Absender:
eine Gruppe namens «Antifaschistische Aktion».
Adressat
ist der auf militärische Kleidungsstücke spezialisierte
Laden Mig-Shop. Der verkauft
T-Shirts der Marke Thor Steinar - Kleidungsstücke, die auch
bei Rechtsradikalen beliebt sind, weil das Firmenlogo an Nazisymbole
erinnert.
Julia K.,
eine Vertreterin der Antifaschistischen Aktion, drohte dem Geschäftsführer
des Ladens, er müsse «die Konsequenzen selber tragen»,
wenn er den Verkauf der Kleidungsstücke nicht einstelle.
Der Geschäftsführer,
ein gebürtiger Syrer, versteht die Aufregung nicht. «Alle
zeigen jetzt mit dem Finger auf uns», sagte er gegenüber
der «Basler Zeitung». Mit faschistischem Gedankengut
habe er «nichts am Hut». Dennoch hat er die T-Shirts
mit einem Verkaufswert von rund 7000 Franken aus dem Sortiment
genommen.
Nun hat sich
die Polizei eingeschaltet: «Wir ermitteln wegen dem Flugblatt
gegen Unbekannt, wegen Nötigung», bestätigt Markus
Melzl von der Staatsanwaltschaft Basel gegenüber SonntagsBlick.
Das erpresserische
Vorgehen der linken Aktivisten stösst auf Kritik. Samuel
Althof, Sprecher der Aktion Kinder des Holocaust, beobachtet die
rechtsextreme Szene seit Jahren und hat schon zahlreichen Neonazis
zum Ausstieg verholfen. Selbst er wirft den selbsternannten Antifaschisten
«Mafia-Methoden» vor: «Sie agieren mit faschistischen
Mitteln und sind damit Teil des Problems und nicht Teil der Lösung.»
Basel ist kein Einzelfall: Anfang des Monats wurde in Thun BE
der Besitzer eines Kleiderladens in anonymen Briefen bedroht.
Auch er, weil er T-Shirts der Marke Thor Steinar führte.
Jetzt wurde der Verkauf eingestellt.
Die neuste
Eskalation ereignete sich am vergangenen Wochenende in Zürich:
Etwa 150 Autonome versammelten sich im Altstadtquartier Niederdorf
und zogen von dort vor mehrere Restaurant und Bars, in denen angeblich
rechtsradikale Gäste bedient werden. Den Wirten wurde unverhohlen
mit Gewalt gedroht: «Wir werden es nicht mehr länger
hinnehmen, dass FaschistInnen in dieser Stadt Treffpunkte und
Infrastruktur angeboten werden», heisst es in einem Flugblatt,
das die Vermummten zurückliessen.
«Ich
bin kein Faschistenfreund», sagt ein Zürcher Wirt,
der aus Angst anonym bleiben will. «Nur weil auch Männer
mit kurzgeschorenen Haaren bei mir ein Bier trinken, teile ich
doch nicht ihr Gedankengut.»
Aktionen sind
für Extrem-linke kontraproduktiv
Der Polizei
sind die Vorfälle bekannt: «Wir dulden in dieser Stadt
keinen Extremismus, egal ob von rechts oder von links»,
so Susann Birrer, Infochefin der Stadtpolizei Zürich. «Es
geht auch nicht an, dass Gruppierungen mit Selbstjustiz drohen.
Wir beobachten deshalb die Situation aufmerksam.»
Für Samuel
Althof sind die Erpressungsversuche der extremen Linken kontraproduktiv:
«Rechtsextreme werden durch solche Aktionen in ihrem Widerstandswillen
gegen Linke noch bestärkt und damit vertieft in die Szene
abgedrängt.» Und das sollte eigentlich niemand wollen,
zuallerletzt die linken Aktivisten.
Name ist der
Redaktion bekannt
2000 Linksextreme
Dem linksextremen
Spektrum in der Schweiz werden derzeit rund 2000 Personen zugeordnet.
«Die Gewaltbereitschaft der linksextremen Szene ist ungebrochen»,
heisst es im Staatsschutzbericht 2004 des Bundesamts für
Polizei. Als einflussreich gilt der Revolutionäre Aufbau
Zürich. Die Gruppe publiziert auf ihrer Internetseite immer
wieder Bekennerschreiben zu Farb- oder Sprengstoff-anschlägen
auf Banken und Bundeseinrichtungen.
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