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  Schweizer Rechtsradikale feiern 1. August mit Deutschland-Lied
 

QU: Blick; 2002-08-02
von Alexander Sautter und Mischa Hauswirth

siehe auch:
Rechtsradikalen-Treff auf Bauernhof - Anthroposophen drohen mit Rauswurf!
und Anthroposophiekritik

ALLSCHWIL BL - Ganz im Geheimen wollten die Rechtsradikalen der «Partei national orientierter Schweizer« (Pnos) bereits am 31. Juli den Nationalfeiertag begehen. BLICK hat sie trotzdem aufgespürt. Auf einem Anthroposophen-Bauernhof.

Junge Männer, kahl geschoren. Sie tragen weisse Hemden mit schmalen schwarzen Krawatten und streifen mit Taschenlampen durch den Wald. Es sind die internen Ordnungskräfte der Pnos. Kein Unbefugter soll sehen, wie die Rechtsradikalen feiern.

Gegen 21 Uhr beginnt ein Deutscher mit seiner braunen Rede: «Rassen dürfen sich nicht vermischen», ruft der Mann den Kahlgeschorenen entgegen. Diese antworten mit begeistertem Applaus.

Sie nennen sich Patrioten - doch nach reichlich Alkohol singen sie das
Deutschland-Lied: «Deutschland, Deutschland über alles», grölt es durch
die Nacht.

Ort dieses Gelages: der Bauernhof «Para-dieshof» in Allschwil bei Basel, der nach
den Regeln der anthroposophischen «Demeter»-Produktion geführt wird.
Nicht zum ersten Mal fällt der Name «Paradieshof» im Zusammenhang mit Rechtsradikalen.


Anthroposophie - die Lehre Rudolf Steiners
Zürich - Entwickelt wurde die Anthroposophie von Rudolf Steiner (1861-1925). Steiner wollte damit der Mechanisierung und Verflachung des Lebens entgegenwirken. Gemäss seiner Lehre soll der Mensch höhere seelische Fähigkeiten entwickeln, um die Welt als Ganzes verstehen zu können. In der Schweiz gibt es über 30 Rudolf-Steiner-Schulen. Ableger der Anthroposophie sind auch das Bio-Label Demeter sowie die Kosmetika und Heilmittel von Weleda.
Am 12. Februar 2002 organisierte Pnos-Vordenker und Holocaust-Leugner Bernhard Schaub (48) eine «nationale Koordinationskonferenz». Um ihre wahre Identität zu verstecken, reservierten sie den Konferenzraum «Lapislazuli» im Hotel «Egerkingen» in Egerkingen SO über die Firma «Bioparadies GmbH».

Laut Handelsregister ist Hans Krattiger-Rex (66) Geschäftsführer des Demeter-Ladens «Bioparadies». Er ist auch Kassier im Vorstand der Pnos und seit 1974 Mitglied der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft (AAG). Er gilt als enger Freund von Hetzer Bernhard Schaub.

Eine unheimliche Connection. Schaub war bis 1994 selbst Mitglied der Anthroposophischen Gesellschaft. Er wurde von der anthroposophischen Rudolf-Steiner-Schule Adliswil ZH jedoch als Lehrer entlassen, weil er in einem Buch den Tod von Millionen Juden unter der Nazi-Diktatur leugnete.

Seine Nähe zur Anthroposophie legte Schaub nicht ab. Letztes Jahr veröffentlichte er ein Buch über Rudolf Steiner, in dem er versuchte, diesen als Vordenker rechtsradikalen Gedankenguts darzustellen.

Von BLICK auf das Treiben von Krattiger angesprochen, reagierte die Anthroposophische Gesellschaft Schweiz gestern umgehend: «Wir distanzieren uns von Rechtsradikalen und werden gegen Mitglieder, die eine Verbindung mit solchen haben, entschlossen vorgehen», sagte Mediensprecherin Ursa Krattiger, die mit Hans Krattiger weder verwandt noch verschwägert ist.

Auch «Bioparadies»-Teilhaber Hans Werner, auf dessen Grundstück die Feier stattfand, muss sich erklären. Die Schweizer Demeter-Geschäftsstelle verlangt von Werner eine Stellungnahme zu den Vorgängen rund um seinen Hof. Vor einem Monat sagte Bauer Werner zu BLICK: «Wir haben nichts mit Rechtsradikalen zu tun.» Gestern war Werner nicht erreichbar.

Krattiger verweigerte gegenüber BLICK jede Stellungnahme.

Rechtsradikalen-Treff auf Bauernhof - Anthroposophen drohen mit Rauswurf!
Qu: Blick 3. August 2002 /
VON ALEXANDER SAUTTER

DORNACH SO – Rechtsextreme in den Kreisen der Anthroposophen. Gestern deckte BLICK diese unheimliche Connection auf. Jetzt droht dem Anthroposophen und Rechtsradikalen Hans Krattiger (66) der Rauswurf aus der Anthroposophischen Gesellschaft.

Krattiger ist Vorstandsmitglied der «Partei national orientierter Schweizer» Pnos. Und seit 1974 Mitglied der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft (AAG).
Nicht mehr lange: «Wir wollen diese Situation so rasch wie möglich geklärt haben», sagt Otfried Doerfler, Vorsitzender der Anthroposophischen Gesellschaft Schweiz (AGS). Da Krattiger jedoch Mitglied im Welt-Dachverband AAG ist, sind der Schweizerischen Landesgesellschaft die Hände gebunden. Und die Entscheidungsträger der AAG sind seit gestern in den Ferien. Nur ein kurzer Aufschub für den Rechtsradikalen Krattiger: «Wir lehnen rassistische oder neonazistische Aktivitäten entschieden ab», so Doerfler.

Zu spüren bekam dies bereits Pnos-Vordenker Bernhard Schaub (48). Der ehemalige Rudolf-Steiner-Schul-Lehrer wurde 1994 entlassen, weil er in einem Buch den Holocaust leugnete. Am 1. August feierte er mit Rechtsradikalen auf dem Rütli, nachdem er zusammen mit Parteikollegen den Nationalfeiertag bereits am 31. Juli auf dem anthroposophischen Demeter-Betrieb «Paradieshof» in Allschwil BL beging. Pikant: «Paradieshof»-Bauer Hans Werner behauptet, das Ganze sei ein Resozialisierungsprojekt für Rechtsextreme. Vielleicht gilt das ja auch für Krattiger: Der ist dort laut Handelsregister Geschäftsführer.


© Aktion Kinder des Holocaust