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Basellandschaftliche Zeitung, 27. Februar 2003
In
Eile / Mitten in der Nacht ist der Holocaust-Leugner Bernhard
Schaub aus Dornach weggezogen. Jetzt wird er betrieben.
Dornach/Kreuzlingen.
In einer Nacht-und-Nebel-Aktion ist Bernhard
Schaub aus seiner Wohnung in Dornach ausgezogen. Der Holocaust-Leugner
und
das ehemalige Mitglied der Partei National
Orientierter Schweizer (PNOS)
wohnt nun in Kreuzlingen.
Schaub,
der sich als "staatlich bezahlter Rechtsextremer" bezeichnet,
logierte bis Ende Januar in der Amthausstrasse 16 in Dornach.
Dort
hinterlässt er einen verdutzten Wohnungseigentümer:
"Schaub ist einfach
abgehauen. Er ist mir drei Monatsmieten schuldig", sagt sein
ehemaliger
Vermieter, der nicht namentlich genannt sein will. Er wolle nun
eine
Betreibung gegen Schaub einleiten.
Die
Juden hätten zur Treibjagd aufgerufen
In
der leeren Wohnung fand der Vermieter einen Brief von Schaub.
"Darin
waren 50 Franken fürs Putzen und Vorschläge für
potenzielle Nachmieter."
Eine Frau, die Schaub vorgeschlagen hatte, habe sich dann auch
um die
Wohnung beworben, sagt der Vermieter. Beim Vorstellungsgespräch
habe die
Frau erwähnt, dass Bernhard Schaub "gute Vorträge"
halten würde. Sie bekam
die Wohnung nicht. (siehe:
DOK)
Schaub
hat im Brief an seinen Vermieter auch Gründe für seinen
Wegzug
genannt: Er sei aus bestimmten Gründen gezwungen, ein Doppelleben
zu führen.
Weil die Medien ihn gerne einen "Neonazi" nennen würden,
habe er schon
einige Male seine Stelle verloren, er lebe von der Hand in den
Mund. Schaub
weiter: "Die Juden genauer: Samuel Althof von der "Aktion
Kinder des
Holocaust" haben zur Treibjagd gegen mich aufgerufen."
"Sie
sprechen doch so viel von Ehre und Redlichkeit"
"Schaub
macht da eine klassische Täter-Opfer-Umkehrung", winkt
Samuel Althof
ab. Schaub mache sich zum Verfolgten, der von der Gesellschaft
sanktioniert
werde. Dabei sei er selber schuld an der Situation, sagt Althof.
Man erkenne
an dem überhasteten Wegzug, wie Schaub mit den Leuten umgehe:
"Die
Rechtsextremen geben doch immer so viel auf Ehre und Redlichkeit.
Es wird
von hohen Werten gesprochen und hier sieht man: Es stimmt nicht
mal im
Kleinsten." Schaub sei dazu fähig, Vertragsbruch zu
begehen und missbrauche
das Vertrauen des Vermieters.
Der
Vermieter in Dornach betont, nie etwas von Schaubs Engagement
gewusst zu
haben. "Er war immer sehr freundlich zu uns. Wir sahen ihn
selten." Und nun
sei er "verschwunden, ohne Adieu zu sagen." Der von
der bz angesprochene
Bernhard Schaub wollte zu den Vorwürfen keine Stellung nehmen.
Neue
Vermieterin in Kreuzlingen
Schaubs
Vermieterin in Kreuzlingen heisst Claire Stehrenberger. Sie ist
die
Grosstante des Anwalts Jörg Stehrenberger, der seinerzeit
den inzwischen
verstorbenen Revisionisten Gerhard Förster verteidigt hat.
Gerhard Förster
wurde in Baden verurteilt, weil er Schriften des mitangeklagten
Autors
Jürgen Graf aus Basel mit antisemitischen Passagen veröffentlicht
hat.
Im
"Fall Förster" sei er nur Pflichtverteidiger gewesen,
betont, darauf
angesprochen, der Kreuzlinger Anwalt: "Ich trage das rechtsextreme
Gedankengut nicht mit." Bernhard Schaub kenne er nur aus
einem
Zeitungsbericht. Hätte seine Tante die Vergangenheit Schaubs
gekannt, hätte
sie ihm wohl kaum eine Wohnung vermietet, sagt Stehrenberger.
"Sie ist sehr
sozial und eher eine 'Linke'", so der Anwalt über seine
Grosstante. "Sie ist
auch eine grosse Spenderin an die Rudolf Steiner Schule".
(rew)
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