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Bernhard
Schaub, in der Szene bekannter Rechtsaussen-Ideologe, wohnt in
Kreuzlingen
QU: Kreuzlinger Zeitung, 21. Februar 2003
von Kurt Peter
KREUZLINGEN:
Der als Revisionist und Holocaust-Leugner bekannte Bernhard Schaub
wohnt seit kurzem in Kreuzlingen. Die "Aktion Kinder des
Holocaust" (AKdH) bezeugt dem ehemaligen Klubschul-Lehrer
"vielfältige Verbindungen in die rechtsextreme, faschistische
Szene". Und die Aktion bestätigt auch Schaubs Aussage
"Ich bin Sozialhilfeempfänger, ich bin staatlich bezahlter
Rechtsextremer".
Bernhard
Schaub war bis Januar 1993 Lehrer für Geschichte und Deutsch
an der Rudolf-Steiner-Schule in Adliswil. Doch nach seinem ersten
öffentlichen Auftreten als Holocaust-Lügner (die Massenvernichtung
der Juden sei womöglich auch nur eine "angloamerikanisch-zionistische
Propaganda-Lüge"
Schaub) im Winter 1992/93 wurde
er von der Schule entlassen. Doch Schaub war als Lehrer auch im
Thurgau tätig: In der Migros-Klubschule Ostschweiz.
"Ein
grossartiger Versuch"
Ende 1998 hatte die Migros Klubschule von der publizistischen
Tätigkeit Schaubs erfahren ("Adler und Rose").
Damals erklärte die Schulleitung, dass Schaub entlassen worden
sei. Im Sommer 1999 zeigte es sich jedoch, dass Schaub noch immer
an der Klubschule beschäftigt war. Unter anderem zuständig
für die Betreuung von Kursleitern und für die Einstellung
von Lehrern. Schaub meinte damals in einem Vortrag in München,
dass der "Nationalsozialismus ein grossartiger Versuch"
gewesen sei. Für die Klubschule schliesslich der Grund, Schaub
aus dem Dienst zu entlassen.
Die "Partei national orientierter Schweizer"
(PNOS) führt auf ihrer Homepage Bernhard Schaub noch immer
als Propagandaleiter. Die "Aktion Kinder des Holocaust"
hingegen bestätigt, dass Schaub aus der Partei ausgeschlossen
wurde. Schaub sei wegen des autoritären Führungsstils
und seiner streng nationalsozialistischen Ideologie ausgeschlossen
worden. Bernhard Schaub selbst sehe das nicht so, erklärt
die AKdH, sondern rede noch immer von einem freiwilligen Austritt.
Keine
Relevanz mehr
Die PNOS wollte an den Wahlen im Kanton Baselland teilnehmen und
hatte bereits eine Listennummer bekommen. Die
Partei verzichtete dann aber auf die Teilnahme. Für
Samuel Althof von der AKdH ist dies ein untrügliches Zeichen
dafür, dass die Partei keine politische Relevanz mehr hat.
Das PNOS-Parteiprogramm, deutlich aus der Feder von Bernhard Schaub,
ist nach der einschätzung der AKdH geprägt von einer
antisemitischen, antidemokratischen und rechtsextremistischen
Tradition. Diese schliesse direkt an Ideologie und Parteiprogramm
der NSDAP an. (siehe: Die
Partei National Orientierter Schweizer (PNOS) : Eine historische
Einordnung)
In seinem Buch "Adler und Rose", erschienen 1992, äussert
Bernhrad Schaub unter anderem die Auffassung, der Zweite Weltkrieg
sei ein Präventivkrieg Hitlers gewesen und, wie schon erwähnt,
die Massenvernichtung an Juden habe es nicht gegeben. In Schaubs
Sicht "gerät die deutsche Geschichte zu einem permanenten
Abwehrkampf gegen alles Geistesfeindliche. Das 20. Jahrhundert
wird zum Höhepunkt der Verschwörung gegen das Deutschtum"
(Jens Heisterkamp).
Illustre
Gesellschaft
Die "Antifaschistische Informations-, Dokumentations- und
Archivstelle" in München führt Bernhard Schaub
zusammen mit anderen Persönlichkeiten am ganz rechten Rand.
Schaub wird als Revisionist bezeichnet, der vor einschlägigen
Zirkeln referiert. Gemeinsam mit anderen Schweizer Holocaust-Leugnern
wie Jürgen Graf, Arthur Vogt und Andres J. W. Studer habe
Schaub die revisionistische "Arbeitsgemeinschaft zur Enttaubisierung
der Zeitgeschichte" gegründet. Belege für Schaubs
antisemitische und holcaustleugnende Einstellungen fänden
sich zuhauf, meint die Münchner Stelle.
Sozialhilfeempfänger
Bernhard Schaub mache keinen Hehl daraus, dass er Sozialhilfeempfänger
sei, so Samuel Althof. Das Zitat "Ich bin Sozialhilfeempfänger,
ich bin ein staatlich bezahlter Rechtsextremer" sei belegt,
so Althof. Und Bernhard Schaub wohnt seit kurzem in Kreuzlingen.
Natürlich gebe er keine Auskunft über einzelne betroffene
Personen, so der auch für Sozialhilfe zuständige Stadtrat
Renato Canal. Doch die bestehende Gesetzeslage verhindere seiner
Meinung nach einen "staatlich bezahlten Rechtsextremen".
Wer solche Aussagen tätige, egal wie er heisse, woher er
komme und welche Gesinnung er habe, müsse auch in Kreuzlingen
den Weg durch die Behörden gehen.
Da sei zunächst einmal der Gang zur Regionale Arbeitsvermittlung
(RAV). Zudem habe die Stadt Kreuzlingen genug Möglichkeiten,
Menschen ohne Job in verschiedene Arbeitsprojekte einzubinden.
"Wir können Personen natürlich auch in eines der
Beschäftigungsprogramme schicken", erklärt Stadtrat
Renato Canal.
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