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NZZ am Sonntag, 25.09.2005
Erneut ist ein Vorstandsmitglied der rechtsextremen Partei national
orientierter Schweizer (PNOS) wegen Rassendiskriminierung
angezeigt worden.
Von
Markus Steudler
Schon wieder
sieht sich ein Vorstandsmitglied der rechtsextremen PNOS mit dem
Vorwurf der Rassendiskriminierung konfrontiert: Die Aktion Kinder
des Holocaust (AKdH) hat am Freitag der letzten Woche den erst
vor einem Monat ins Amt gewählten PNOS-Vorstandssekretär
Michael Haldimann aus Unterseen (BE) angezeigt, wie AKdH- Sprecher
Samuel Althof erklärt.
Auslöser
war ein Text des österreichischen Rassenbiologen und Nazis
Friedrich Keiter (1906-1967) von 1941, den Haldimann am 15. September
in einem Internet-Diskussionsforum publiziert hatte. «Dieser
Text ist die absolut widerlichste Art rassistischer Äusserungen,
die ich in den letzten Jahren in einer öffentlichen Debatte
gesehen habe», sagt Althof. Der Text handelt vom «Seelenleben
der Neger». «Die Geschlechtskraft der Neger ist nicht
sehr viel grösser als die anderer Rassen, doch tritt ihr
Trieb unverhüllter, von allem Seelischen abgespalten, in
Erscheinung», steht beispielsweise geschrieben. Und: «Es
gibt in Negerafrika kein richtiges Liebesleben, nur eine teils
kindlich, teils frech wirkende Offenherzigkeit des Verlangens.»
Auf die Anzeige
angesprochen, räumt ein peinlich berührter Haldimann
ein, dass der Text «womöglich gegen den Antirassismus-Paragraphen
verstösst». Da es sich um einen wissenschaftlichen
Beitrag handle, sei die Anzeige der AKdH aber «Wissenschafts-
Beschneidung». Dass die PNOS am 21. August den neuen «Bundesvorstand»
mitsamt Namen veröffentlichte, ist ihm unangenehm. Genauso
unangenehm scheint ihm zu sein, dass er die Partei nun in Verruf
bringt. «Inhalt und Text vertreten meine Meinung und nicht
die der Partei», schrieb er vorausahnend im Diskussionsforum.
Dabei muss
sich die PNOS mittlerweile fast monatlich gegen den Vorwurf der
Rassendiskriminierung wehren. Im Juli erklärte das Bezirksgericht
Aarau, das 20 Punkte umfassende Parteiprogramm enthalte eine kollektive
Schmähung der Ausländer, und verurteilte den Ex-Parteipräsidenten
Jonas Gysin und drei Vorstandsmitglieder wegen Verstosses gegen
den Antirassismus-Paragraphen zu Bussen von 300 bis 500 Franken.
Neben dem Urteil, das noch nicht rechtskräftig ist, sind
weitere Anzeigen wegen desselben Vorwurfs gegen PNOS-Mitglieder
hängig.
Haldimann,
der 2001 im Umfeld der «Befreiungsfront Bödeli»
erstmals im rechtsextremen Dunstkreis auftauchte, hat aus der
Anzeige der AKdH bereits Lehren gezogen. «Sollte ich wieder
solche Diskussionen führen», sagt er, «dann werde
ich das nicht mehr unter meinem Namen tun.»
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