|
Prof. Dr. E. L. Ehrlich, Thomas Lyssy, Pfr.
Käthy Ehrensperger, Pfr. N. Rubeli, Dr. Hans Saner, und Prof. Dr.
E. Stegemann nahmen anlässlich Absage der Allgemeinen Anthroposophischen
Gesellschaft am Streitgespräch vom 9. Juni in der Universität Basel
(Moderation Ständerat Prof. Gian Reto Plattner) wie folgt Stellung:
Stellungnahme
Basel, 9. Juni 1998
Durch Vermittlung der «Aktion Kinder
des Holocaust» war eine Diskussion mit Vertretern der Allgemeinen
Anthroposophischen Gesellschaft sowie den Unterzeichnenden für Dienstag,
den 9. Juni 1998, im Grossen Fakultätenzimmer der Universität Basel
verabredet worden. Dieses Gespräch war im Detail mit der Allgemeinen
Anthroposophischen Gesellschaft abgesprochen worden und sollte -
auch nach Auffassung der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft
- dazu beitragen, «dass antijüdische Klischees in und ausserhalb
der anthroposophischen Bewegung abgebaut werden». Am 4. Juni
wurde das Gespräch von Herrn Donald Vollen im Auftrag des Vorstandes
der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft abgesagt, da die
Vertreter der Anthroposophen den Einstieg in das Gespräch über das
neu aufgelegte Buch von Ludwig Thieben («Das Rätsel des Judentums»)
nicht für sinnvoll halten und zudem mit einem «Streitgespräch»
nicht beginnen wollen. Wir bedauern diese Absage und versichern,
dass wir gleichwohl zu einem Gespräch weiterhin bereit sind. Wir
stellen jedoch auch fest, dass uns die Begründung seitens der Allgemeinen
Anthroposophischen Gesellschaft nicht einleuchtet. Wenn die Diskussion
in der - wie erwähnt - mit der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft
verabredeten Einladung als «Streitgespräch» bezeichnet
wird, so ist damit ein Begriff gewählt worden, der für intellektuelle
Auseinandersetzungen durchaus nicht unüblich ist und keinesfalls
im Gegensatz zu einem konstruktiven und erfolgversprechenden Meinungsaustausch
steht, wie ihn die Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft anstrebt.
Wir weisen die Unterstellung zurück, als wenn wir als Teilnehmer
dieses Gesprächs irgendwelche gegenteiligen Absichten gehegt hätten.
Wir nehmen auch zur Kenntnis, dass die Allgemeine Anthroposophische
Gesellschaft sich von dem Buch von Ludwig Thieben distanziert. Wenn
es auch Gegenstand des Gespräches gewesen wäre, so sicher nicht,
weil wir die Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft mit diesem
Buch identifizieren, sondern weil es der Auslöser der Diskussionen
gewesen ist. Sicher wäre die Diskussion im wesentlichen anderen
Gegenständen gewidmet gewesen. Insgesamt können wir den Eindruck
nicht verhehlen, dass die Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft
durch ihre Absage die Möglichkeit zu einem konstruktiven Meinungsaustausch
ungenutzt gelassen hat. Die nicht unerhebliche organisatorische
Arbeit ist nun leider vergeblich gewesen. Angesichts der genannten
Gründe für die Absage erscheint uns fraglich, ob die Allgemeine
Anthroposophische Gesellschaft wirklich an einem Gespräch interessiert
ist.
Prof. Dr. E. L. Ehrlich, Thomas Lyssy, Pfr.
Käthy Ehrensperger, Pfr. N. Rubeli, Dr. Hans Saner, Prof. Dr. E.
Stegemann
| |