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Oltner Tagblatt / MLZ; 2003-03-18; Seite 10
FLUGBLATTAKTION
· Rechtsextreme wenden sich in Solothurn wieder an die
Öffentlichkeit
Letzte
Woche sind in der Region Solothurn Flugblätter aus dem rechten
Milieu aufgetaucht. Der Absender ist unklar. Die Polizei vermutet
die «Partei National Orientierter Schweizer» (PNOS)
dahinter. Diese hatte schon im Februar eine Demo in Solothurn
organisiert.
Bei
einer Kundgebung mitten in Solothurn hatten am 8. Februar rund
hundert Angehörige der rechten Szene gegen Kinderpornografie
demonstriert. Nun versuchen die Organisatoren offenbar, im Gespräch
zu bleiben. Gegen Ende der letzten Woche wurden in Solothurn,
Langendorf und Zuchwil Flugblätter verbreitet, die an die
Demo erinnern. Die Zettel fanden sich in Briefkästen und
unter den Scheibenwischern abgestellter Autos. So etwa beim Parkplatz
des «City West» in Solothurn. Der Text des Flugblattes
beginnt mit einer Anklage: «Sie unterstützen Kinderschänder!»
Denn, so weiter: «Ihr Schweigen schützt die Täter!»
Nach dem reisserischen Einstieg ist zum Thema selber nicht mehr
viel zu erfahren. Es wird lediglich die erwähnte Demo in
Erinnerung gerufen, die laut dem Flyer von der «Nationalen
Ausserparlamentarischen Opposition» (Napo) durchgeführt
worden war. Sie beschreibt sich selbst als ein «Bündnis
nationaler Kräfte, in dem verschiedene Gruppierungen und
Einzelpersonen zusammengeschlossen sind.»
«Für
nationale Anliegen»
Das
Flugblatt wirbt auch für die Ziele der Organisation: keine
Cannabis- Legalisierung, keine staatliche Heroin-Abgabe und keine
gleichgeschlechtlichen Ehen - dafür freie Bahn für rechtsextreme
Äusserungen. Oder, wie es auf den Handzetteln beschönigend
heisst: «Kampf um die Meinungsäusserungsfreiheit auch
für nationale Anliegen.»
Der
Kantonspolizei Solothurn ist die Flugblattaktion bekannt. Verwirrung
herrscht beim zuständigen Staatsschutz aber über den
Absender: die «Nationale Ausserparlamentarische Opposition»
ist den Beamten bislang unbekannt. Als Organisatoren der Demo
nennt die Polizei weiterhin die «Partei National Orientierter
Schweizer» (Pnos) mit Sitz in Liestal. Daher sei es klar,
dass auch das Flugblatt aus dieser Ecke stammen müsse. Vermutlich
wolle man das Aufsehen nutzen, das die Demo gebracht hatte.
Politik
und «Kampf um die Strasse»
Wieso
aber der andere Name? Eine Möglichkeit: die Pnos will im
Baselbiet politisch Fuss fassen und muss sich darum bei öffentlichen
Auftritten zurückhalten. In der deutschen Rechtsaussenpartei
NPD ist diese Trennung von Wahlpartei («Kampf um die Parlamente»)
und der Napo als Klammer für den aktionsbezogenen «Kampf
um die Strasse» längst Realität. Vermutlich strebt
die Pnos Gleiches an. Wahrscheinlich deshalb hat sie sich im November
2002 auch von ihrem «Propagandaleiter» (Zitat Pnos),
dem Holocaust-Lügner Bernhard Schaub getrennt. Schaub steht
der Partei jedoch immer noch für Veranstaltungen zur Verfügung.
So hat er auch an der Demo in Solothurn eine Rede gehalten.
Der
Text der nun aufgetauchten Flugblätter erinnert teilweise
stark an Schaubs damalige Äusserungen im Lokalfernsehen «IntroTV».
Dass er mit der Aktion etwas zu tun hat, ist allerdings fraglich.
Ende Januar ist Schaub aus Dornach weggezogen. Er wohnt jetzt
in Kreuzlingen. Dort war er gestern telefonisch nicht für
eine Stellungnahme zu erreichen. Auch bei der Pnos hüllt
man sich in Schweigen. Auf der Handynummer, die die Partei im
Internet angibt, meldet sich zwar eine junge Frau. Auf das Wort
Pnos reagiert sie jedoch gereizt: «Niemand gibt Auskunft.
Und vor allem nicht ich.»
Egal
ob Napo oder Pnos, der Kreis der möglichen Absender ist in
beiden Fällen etwa gleich. «Ziemlich sicher ausserkantonal»,
wie die Polizei glaubt. Was mit dem Flugblatt bezweckt werden
soll, bleibt aber im Dunkeln: es enthält weder eine Aufforderung
zu Taten noch eine Kontaktadresse. Die Polizei befürchtet
deswegen keine weiteren Aktionen und ermittelt auch nicht weiter.
Denn: Der Inhalt des Flugblattes ist gesetzeskonform. (ck)
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