Wittinsburg:
Absender unklar Antirassismusstrafnorm nicht verletzt
Quelle:
volksstimme.ch 08.04.2003
Vergangene
Woche wurde in diversen Wittinsburger Briefkästen ein Flugblatt
mit rechtsextremen Inhalt eingeworfen. Der Absender ist unklar
laut Polizei ist die Gruppe «Nationale Ausserparlamentarische
Opposition» noch nie im Baselbiet in Erscheinung getreten.
Philipp
Loser
Romy
Herzig war leicht geschockt, als sie Anfang vergangener Woche
früh mor-gens den Briefkasten öffnete. «Schweiz
in Ge fahr» stand auf dem Flugblatt, das sie unter ihren
Zeitungen fand. Dass Blatt muss in der Nacht deponiert worden
sein am Abend zuvor schaute Herzig in den Briefkas-ten
und am anderen Morgen war das Flugblatt da unter den Zeitungen,
die schon um kurz nach sechs geliefert werden.
Unter
dem nebulösen Ab sender «Nationale Ausserpar la mentarische
Opposition» (NAPO) wird in völkischem Deutsch gegen
das Antirassismusgesetz geschossen, das Parteiensystem diskreditiert
und zum Kampf gegen die Überfremdung aufgerufen. Für
den angeblichen «Niedergang der Schweiz» seien die
abgelehnte Schwarzenbach-Initiative in den 70er-Jahren und die
angenomme Antirassismusstrafnorm verantwortlich. Das Flugblatt
en det mit der Aufforderung «Auf Wiedersehen am 1. August
auf dem Rütli!»
Nicht
alle Wittinsburger ha ben ein solches Flugblatt er halten. Manfred
Fink, Gemeindepräsident von Wittinsburg, hat von den Flublättern
gehört, aber selber keines im Briefkasten gefunden: «Anonyme
Flugblätter sind grundsätzlich eine Sauerei.»
Er bezeichnet die Aktion als punktuell und gezielt; kann aber
nichts unternehmen, solange die Urheberschaft nicht geklärt
ist: «Wir werden die Augen offen halten und bei weiteren
Aktionen eventuell etwas unternehmen», so Fink.
Nicht
im Baselbiet aktiv
Auch
für die Baselbieter Polizei besteht momentan kein Handlungsbedarf.
«Die Sprache des Flugblatts stammt zwar eindeutig aus dem
dritten Reich eine Strafrassismusnorm wird aber nicht verletzt»,
sagt Barbara Umiker, Leiterin der Abteilung Kommunikation in der
Justiz-, Polizei- und Militärdirektion gegenüber der
«Volksstimme». Laut Umiker ist die NAPO der Polizei
bekannt, aber die Gruppierung sei mit Ausnahme des Wittinsburger
Flugblatts noch nie im Baselbiet aktiv geworden. Bislang lägen
auch keine Meldungen von Flugblättern in anderen Gemeinden
vor.
Bis
heute ist die «Nationale Ausserparlamentarische Opposition»
erst in den Kantonen Aargau und Solothurn in Erscheinung getreten,
wo die Gruppierung je eine Demonstration gegen den Irak-Krieg
und gegen Kinderpornografie organisiert hat. In der Stadt Solothurn
sind im Nachgang der Demonstration ebenfalls Flugblätter
verteilt wor den.
PNOS
als Absender vermutet
Die
Kantonspolizei Solothurn vermutet nach einem Bericht der «Mittellandzeitung»
als Absender hinter der NAPO die «Partei
National Orientierter Schweizer» (PNOS) des Ba selbieters
Sacha Kunz. Tatsächlich finden sich im Parteiprogramm der
PNOS Forderungen, die beinahe im Wortlaut identisch auch auf dem
Flugblatt der NAPO zu finden sind. So der Aufruf zum Kampf gegen
das «Maulkorbgesetz» oder der Aufruf zum «Kampf
allen volksfeindlichen Logen und Geheimbünden». Für
eine Verflechtung spricht weiter, dass an beiden Demos, die die
NAPO bis dato organisiert hat, die PNOS mit Delegationen vertreten
war.
«Kampf
um die Parlamente»
Es
gibt weitere Anhaltspunkte, die für einen Zusammenhang der
PNOS und der NAPO sprechen. Die deutsche Rechtsaussen-Partei NPD
propagiert die scharfe Trennung zwischen dem «Kampf um die
Parlamente» und dem «Kampf um die Strasse».
In der deutschen Partei wird eben dieser Kampf um die Strasse
mit der «Nationalen Ausserparlamentarischen Opposition»
geführt. Weitere Ähnlichkeit: die Schweizer PNOS will
auch in den Kampf um die Parlamente eingreifen. Auf ihrer Homepage
sind Nationalratskandidaturen für den kommenden Herbst in
den Kantonen Aargau und Basel-Stadt angekündigt. Ob die PNOS
noch in weiteren Kantonen antreten wird, konnte nicht eruiert
werden. Von der Partei war niemand innert nützlicher Frist
zu erreichen.
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