SonntagsZeitung;
14.11.2004
Von
jean françois tanda
Laut
Strafrechtsprofessor Marcel A. Niggli verstossen die national
orientierten Rechten gegen den Anti-Rassismus-Artikel
zürich
· Steht die rechtsextreme Partei
national orientierter Schweizer (Pnos)
vor dem Aus? Im bernischen Langenthal ist mit Tobias
Hirschi erstmals eines ihrer Mitglieder in ein Stadtparlament
gewählt worden, und bereits fordert die junge FDP Wallis
ein Verbot der «Nazi-inspirierten» Partei. Auch der
Freiburger Strafrechtsprofessor Marcel Alexander Niggli sagt nach
Durchsicht des Parteiprogramms
der Neonazis: «Ein klarer Fall für den Strafrichter».
Das sei «Nürnberg
pur», in Anspielung auf die Nürnberger
Rassengesetze.
Die Pnos, die sich als «Bewegung des eidgenössischen
Sozialismus» bezeichnet, will die schlimmsten Auswirkungen
des «entarteten Systems» bekämpfen. Dazu fordert
sie die «zügige Rückführung kulturfremder
Ausländer». Für die Pnos kann nur Staatsangehöriger
sein oder werden, wer der «eigenen oder einer verwandten
Volksgruppe» angehört. Alle anderen «leben als
Gäste hier» und unterstehen dem «Fremdengesetz».
Adolf Hitlers Nationalsozialisten sprachen von «Volksgenossen»
und «Fremdengesetzgebung».
«Die Kerngedanken dieses Programmes lassen
sich zeitlich und geografisch klar zuordnen», sagt Niggli.
Ein Vergleich zeigt: Viele Punkte ihres «20-Punk- te-Programms»
hat die Pnos dem «25-Punkte-Programm» der NSDAP von
1920 abgekupfert. So will die Pnos
· eine «Nationalisierung oder Kommunalisierung»
von Grossunternehmen. Die NSDAP sprach von «Verstaatlichung»
von Betrieben und der «Kommunalisierung der Grosswarenhäuser»;
· die Wiedereinsetzung des «alemannisch-eidgenössischen
Rechts» anstelle des «herrschenden römischen
Rechts». Die Nazis wollten das «römische Recht»
durch ein «deutsches Gemeinrecht» ersetzen;
· dass «die Zinsknechtschaft gebrochen
wird». Die Nazis sprachen von der «Brechung der Zinsknechtschaft».
Angesprochen auf die Ähnlichkeiten, sagt
Pnos-Parteipräsident Jonas Gysin: «Es bestehen gewisse
Parallelen, aber wir haben nicht abgeschrieben.»
Der
Schweizer Staatsschutz stuft die Pnos seit langem als gewaltbereite
Organisation ein, auch im diesjährigen Extremismusbericht.
Parteiprogramm, Parteizeitung und Publikationen der Pnos seien
geprägt von «fremdenfeindlicher, antidemokratischer
und rechtsextremer Rhetorik». Die Pnos vertrete Haltungen
und Werte, die «in klarer Diskrepanz zu den Grundlagen des
freiheitlich-demokratischen Rechtsstaates stehen». Pnos-Parteipräsident
Gysin sagt, seine Partei wolle ihre Ideen auf friedlichem Wege
verbreiten.
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