Solidaritätserklärung von

CCSI / SOS Racisme 23. März 1998

Nach Lektüre der erhaltenen Texte (Gutachten Rubeli-Guthauser; Artikel E. Stegemann; Artikel S. Erlanger; Internetseite " Der Europäer " zum "Fall Althof " erlauben wir uns folgende Stellungnahmen.

Thiebens Buch reiht sich zweifellos in die komplizierte Dialektik von Christlichem Antijudaismus und prächristlichen bzw. modernem Antisemitismus ein, die inzwischen wissenschaftlich breit aufgearbeitet ist. Wir teilen die Ansicht des Gutachters Rubeli-Guthauser, wonach heute das Problem nicht primär in den Thesen Thiebens, sondern in der nicht nur unkritischen, sondern betont affirmativen Neuauflage und Kommentierung dieses Werkes besteht. Der Rezeptionsrahmen von Thiebens Antijudaismus ist heute ein anderer als in den 30er Jahren und die von Meyer in seinem Nachwort teilweise sogar verschärften Gedankengänge Thiebens haben u.E. antisemitischen Charakter.

Mit Befremden haben wir im übrigen zur Kenntnis genommen, dass seitens des Verlages die Kritik an der Neuauflage dieses Werkes in eine persönliche Kampagne von Samuel Althof umgemünzt zu werden versucht ( vergl. Die url: http://ourworld.compuserve.com/homepages/europaeer/textaa22.htm ) und biographische Daten Althofs ins Netz eingespiesen werden, die nichts zur Sache beitragen. Dieses Indiz bietet zu berechtigten Sorge Anlass, dass die Ebene der Kritik von Seiten des Perseus Verlages noch nicht verstanden worden ist.

Es geht u.E. heute darum, dass auch die Anthroposophie ihre antisemitischen und antijüdischen Komponenten (die im übrigen keineswegs bloss auf die Ideengeschichte beschränken, wie insbes. Ihre historisch ebenfalls gut erforschte Beteiligung am Bildungswesen der NSDAP belegt) selbstkritisch aufarbeitet, wie dies ein Teil der christlichen TheologInnen (allerdings nicht die Amtskirche) seit dem zweiten Vaticanum zu tun versuchen.

Wir solidarisieren uns deshalb mit der von der Aktion Kinder des Holocaust lancierten Kampagne und teilen deren Forderungen, insbes.:

- Freiwilliger Verzicht des Perseus Verlages auf die weitere Verbreitung des Buches;

- Eine deutliche Distanzierung Meyers von seiner doppelten Parallelisierungsthese (Judentum - Deutschtum / Täter Opfer) sowie eine Entschuldigung an die Opfer der Shoah

- Teilnahme Meyers an einem öffentlichen Podium zum Thema.

In der Hoffnung, dass Ihre Öffentlichkeitsarbeit zu einer breiten Sensibilisierung für die diskursive Produktion von Rassendiskriminierung beitragen wird, grüssen wir Sie solidarisch

gez. Stephan Auerbach Sekretär des CCSI/SOS Racisme - Fribourg

 

 
 

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