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  Presseerklärung der Aktion Kinder des Holocaust vom 13. Oktober 2002 zu
 


Ärger um Sportschuh "Zyklon" im SonntagsBlick vom 13.10 2002
Der Artikel  ...hier

Als Organisation, die am Freitag 11. Oktober 2002 vom SonntagsBlick in der Angelegenheit Sportschuh "Zyklon" kontaktiert wurde, distanzieren wir uns ausdrücklich von den Absichten im Artikel Lukas Metzler: Ärger um Sportschuh "Zyklon" , erschienen im SonntagsBlick vom 13. Oktober 2002.

Hauptabsicht dieses Artikels - um eine Angelegenheit, die sich europaweit im August 2002 zugetragen hat - ist nicht die Sorge um das Gedenken der Opfer und die Beleidigung der Überlebenden des Holocausts.

Als Organisation, die sich seit einigen Jahren intensiv mit der Bekämpfung des Rechtextremismus' beschäftigt, Prävention - insbesondere bei jugendlichen, symptomatischen Rechtsextremen - und Ursachenforschung betreibt, machen wir darauf aufmerksam, dass ein Werbekonzept* keine verstärkende Wirkung in Bezug auf rechtsextreme Machenschaften und Inhalte hat, da die Ursachen einer rechtsextremen Radikalisierung meist in psychosozialen Zusammenhängen zu suchen sind.

Die vom SonntagsBlick präsentierte Informationen um den "Zyklon"-Sportschuh (CNN-Italien berichtete am 30. August 2002 darüber) stellt keinen relevanten Bezug zum Holocaust dar, noch liefert sie einen sinnvollen Beitrag in der aktuellen Rechtsextremismus-Debatte. Im Gegenteil, sie stellt unsachliche Zusammenhänge her.

Der Einsatz des Holocausts und des Rechtsextremismus, beides äusserst komplexe und aufwühlende Themen, ist hier, so scheint uns, Zweck entfremdet und missbräuchlich.

* [Denn darum handelt es sich: Der Schuh selbst trägt nicht den Namen "Zyklon" - was übrigens ohne den Zusatz B (Das zur Vergasung von Juden im WWII verwendete Gas hiess "Zyklon B") im Deutschen auch einfach "Wirbelsturm" heissen könnte!]


Mit freundlichen Grüssen

Aktion Kinder des Holocaust, AKdH
Samuel Althof, Sprecher
Postfach 413
CH-4142 Münchenstein
Switzerland

Internet: www.akdh.ch und www.shoah.de


Quellen:

Was ist Zyklon B?
Scarpa chiamata Zyklon. Gaffe della Umbro
Anger over shoe with Nazi gas name
Umbro 'regrets' Holocaust blunder
Fury over Nazi gas sports shoe name
Bosch, Siemens und die Zyklon-Panne

 

Lukas Metzler: Ärger um Sportschuh «Zyklon»
© SonntagsBlick; 2002-10-13; Seite A7; Nummer 41

MALANS GR / PARIS - Jetzt hat auch der Ehemann von Bundesrätin Ruth Metzler Ärger: Lukas Metzler ist Leiter der Schweizer Umbro-Filiale. Die Sportbekleidungsfirma vertreibt den Schuh «Zyklon» - so heisst auch das Gas, mit dem Millionen von Juden getötet wurden.

«Zyklon» - so heisst ein Wirbelsturm. Aber so heisst auch das berüchtigte Nazi-Gas. Wegen dieser unglücklichen Namensgebung ist Umbro Sportswear GmbH England schon im August unter Druck geraten. «Der grobe Missbrauch des Holocaust ist eine Beleidigung der Opfer und Überlebenden», schrieb Shimon Samuels, Direktor des Wiesenthal Zentrums Europa in einem Schreiben an Umbro. Er forderte, der Zyklon-Schuh müsse sofort vom Markt verschwinden, Umbro sich öffentlich entschuldigen, und gegen die Leute hinter der Marketing-Strategie sei eine Untersuchung einzuleiten.

Die Umbro-Zentrale in England lenkte sofort ein: Die Entschuldigung erfolgte bereits. Ein Sprecher meinte, die Namensgebung sei rein zufällig. Umbro-Chef Peter McGuigan hat versprochen, sämtliche Zyklon-Schuhe vom Markt zu nehmen und vernichten zu lassen. Das war im letzten Monat.

Nur: In der Schweiz ist der Zyklon-Schuh immer noch in den Läden. Umbro Schweiz hat einen prominenten Leiter seiner Zweigstelle in Malans GR - Lukas Metzler, Ehemann von Bundesrätin Ruth Metzler.

Shimon Samuels vom Wiesenthal-Zentrum hat bereits reagiert. Höchstpersönlich hat er Lukas Metzler diese Woche einen Brief geschrieben. Darin erwähnt er die Rolle der Schweiz im Zweiten Weltkrieg. Dass ausgerechnet in diesem Land der Zyklon-Schuh verkauft werde, sei «ein öffentlicher Skandal». Samuels fordert Metzler auf, persönlich dafür zu sorgen, dass «der Schuh unverzüglich vom Schweizer Markt genommen wird».

Lukas Metzler sagt auf Anfrage, ihm sei bisher «nichts bekannt» vom Zyklon-Schuh und dem Protest seitens jüdischer Organisationen. Er ist verärgert, dass er von der Zentrale in England nicht informiert wurde. «Ich werde bei Umbro intervenieren.» Lukas Metzler betont, dass ihn das Schicksal der Juden während des Zweiten Weltkrieges nicht kalt lasse.

Zu seinem Mandat bei Umbro hält Metzler fest: «Seit einem Jahr ist die Zweigstelle inaktiv und ich habe dessen Liquidation in die Wege geleitet.» Laut aktuellem und beglaubigtem Auszug des Handelsregisters ist er indes nach wie vor zuständig für «den Handel mit und den Verkauf von Sportartikeln, Sporttextilien und Sportschuhen» von Umbro. Dazu Metzler: «Eine Liquidation ist administrativ gesehen eine langwierige Sache, das dauert halt.»

Von Beat Kraushaar und Yvonne Kummer




© Aktion Kinder des Holocaust