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Rechtsradikale feierten auf dem Grundstück eines Allschwiler
Demeter-Betriebes. Die Anthroposophische Gesellschaft ist stinksauer.
Von Daniel Wahl
QU: Basellandschaftliche zeitung, 2. August 2002
siehe
auch: Anthroposophiekritik
Allschwil.
Auf einem Waldgrundstück des «Bioparadies» in
Allschwil fand die 1.-August-Feier 2002 der Partei
National Orientierter Schweizer (PNOS) statt. Pikant
daran: Die Firma «Bioparadies», die Grosshandel mit
Bioprodukten nach Demeter-Richtlinien betreibt, gewährte
den Rechtsradikalen Gastrecht. Und der Geschäftsführer
der Firma, Hans Krattiger aus Arbon, Einzelmitglied der Allgemeinen
Anthroposophischen Gesellschaft (AAG), ist Kassier der PNOS.
Jetzt ist bei der Anthroposophischen Gesellschaft Feuer im Dach:
«Das hat Folgen», sagt Ursa Krattiger von der Medienstelle
Anthroposophie Schweiz. Über die Tragbarkeit von Hans Krattiger,
der nicht verwandt mit ihr sei, in der AAG müsse der Vorstand
befinden. Demeter, der Verein für biologisch-dynamischen
Landbau, kläre ab, wie es um die Kontakte des Demeter-Hofes
zum «Bioparadies» und zur PNOS stehe und behalte sich
weitere Schritte vor.
PNOS-Geheimtreffen:
Polizei war dabei
Der Standort der 1.-August-Feier der PNOS hätte Geheimsache
bleiben sollen. Wer auf der «braunen» Party dabei
sein wollte, musste auf eine Handy-Nummer anrufen. Dort wurde
er über Identität und Interesse befragt. Wer schliesslich
den Organisatoren genehm war, wurde an einem bestimmten Zeitpunkt
auf die Autobahn-Raststätte Pratteln beordert, wo er weitere
Informationen erhielt. Von Pratteln gings schliesslich zum «Bioparadies».
Bereits auf der Raststätte lauerte die Polizei und überraschte
die PNOS mit einer Verkehrskontrolle. «Die Baselbieter Polizei
hat die Szene scharf im Auge behalten», sagt der stellvertretende
Mediensprecher Anand Jagtap von der Justizdirektion. Auf der Raststätte
wurden die PNOS-Mitglieder und Sympathisanten nach Waffen und
verdächtigen Gegenständen durchsucht. Es sei nichts
gefunden worden. Überhaupt habe die Party im normalen Rahmen
stattgefunden, sagt Jagtap. Auch im Allschwiler Wald tauchte die
Polizei auf und prüfte, ob das Antirassismus-Gesetz verletzt
würde. Nichts war, nur Musikkonserven und ein Chansonnier
im kleinen Rahmen.
Immer
wieder Verbindungen zu Anthroposophen
Ursa Krattiger indessen ist bemüht, die Anthroposophische
Gesellschaft vom brauen Gedankengut sauber zu halten. «Ein
PNOS-Programm mit seinen völkischen und rassistischen und
demokratiefeindlichen Vorstellungen ist unvereinbar mit anthroposophischen
Vorstellungen von Mensch, Gesellschaft und Freiheit», sagt
sie. Angesprochen darauf, dass schon der geistige Begründer
der Gesellschaft, Rudolf Steiner, zweifelhaft über Juden
und Rassen geschrieben hat, sagt sie, dass die oft zitierten Vortragsstellen
nicht Steiners wirkliche Einstellung wiedergeben. Dafür sei
seine Aussage «Rassenideale sind der Niedergang der Menschheit»
viel aussagekräftiger.
Dennoch: Verbindungen zur Anthroposophischen Gesellschaft und
auch zu Demeter lassen sich immer wieder nachweisen. So stand
auch PNOS-Chefideologe Bernhard Schaub einst im Dienste der Anthroposophen.
Laut Informationen der «Aktion Kinder des Holocaust»
hat Schaub nicht nur Anhänger bei der PNOS, sondern auch
unter rechts-konservativen anthroposophischen Aussenseiterkreisen
und der NPD in Deutschland. Unter dem Decknamen «Bioparadies»
fand auch schon eine PNOS-Versammlung in Egerkingen statt. Und
der anthroposophisch gesinnte Hans Krattiger engagierte sich für
den wegen «mehrfacher Rassendiskriminierung» verurteilten
Tierschützer Erwin Kessler.
Siehe
auch: Schweizer
Rechtsradikale feiern 1. August mit Deutschland-Lied
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