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War Steiner ein Rassist?*
Sonntags-Zeitung 16. Januar, 2000
(Abkürzung GA bedeutet Gesammelte Aufsätze, Bd=Band)
Dornach. War Rudolf Steiner(1861-1925), Begründer
der Anthroposophie, ein Rassist und Antisemit ?
Basels SP-Ständerat Gian-Reto Plattner jedenfalls redet Klartext:
"Wer seine Schriften als Unbeteiligter liest, entdeckt haarsträubende
Stellen". Plattner fordert, dass die Anthroposophen
analog der Schweiz bei den nachrichtenlosen Konten das Problem erkennen
und sich mit Rassismus- und Antisemitismus-Vorwürfen gegenüber
dem Werk Steiners auseinandersetzen.
Nachdem letztes Jahr eine Veranstaltung zu diesem Thema in Basel
geplatzt war,
weil Plattner ausgerechnet einen in Kritikerkreisen umstrittenen
Anthroposophen aufs Podium eingeladen hatte, bietet sich
am Dienstag die nächste Gelegenheit: Unter der Moderation Plattners
diskutieren im Dornacher Goetheanum Fachleute zum Thema Judentum
und Anthroposophie an einer öffentlichen Veranstaltung, die
von der Anthroposophischen Gesellschaft-Zweig am Goetheanum und
der christlich-jüdischen Arbeitsgemeinschaft Basel gemeinsam
organisiert wird.
Einer der Referenten ist der Basler Theologieprofessor Ekkehard
Stegemann, der betont, dass Antisemitismus und Rassismus in anthroposophischen
Schriften nachweisbar seien. Auch wenn gewisse Stellen teils aus
dem Zeitgeist heraus erklärt würden, verlangt Stegemann,
dass sich die Anthroposophen davon klar distanzierten.
Offenkundig sei, dass Steiner dem Judentum nach der Geburt von Christus
keine Existenzberechtigung mehr zuweise. So schreibt Steiner in
seinen Schriften:
"Das Judentum als solches hat sich aber längst ausgelebt,
hat keine Berechtigung innerhalb des modernen Völkerlebens,
und dass es sich dennoch erhalten hat, ist ein Fehler der Weltgeschichte"
(GA Bd.32, S. 152).
Der Münchner Journalist und Politologe Peter Bierl trägt
in seinem Buch "Wurzelrassen, Erzengel und Volksgeister"(Konkret
Literatur Verlag, 1999) weiteres Material zusammen. "Steiner
betont die Überlegenheit der Weissen und die Minderwertigkeit
nicht-weisser Menschen", erklärt Bierl und führt
Beispiele aus dessen Werk an:
"Die weisse Rasse ist die zukünftige, ist die am Geiste
schaffende Rasse"(GA Bd. 349, S.52).
"Die Negerrasse gehört nicht zu Europa, und es ist natürlich
ein Unfug, dass sie jetzt in Europa eine so grosse Rolle spielt"(GA
Bd.349, S.53).
Steiner warnt gar davor, schwangeren weissen Frauen "Negerromane"
zu geben: "... da entsteht durch rein geistiges Lesen von Negerromanen
eine ganze Anzahl von Kindern in Europa, die ganz grau sind, Mulattenhaare
haben, die mulattenähnlich aussehen werden"(GA Bd. 348.
S.186).
Gegenüber der SonntagsZeitung betonte Bierl, dass die von Steiner
und seinen Getreuen entwickelte rassistische Evolutionsvorstellung
jetzt endlich kritisch aufgebarbeitet werden sollte. Nach Ansicht
des Physikers Andreas Heertsch, Vorstandsmitglied der Anthroposophischen
Gesellschaft, kann die Anthroposophie allerdings gar nicht rassistisch
oder antisemitisch sein: "Bei uns steht der Individualismus
im Zentrum: Individuell zu werden ist das Ziel, völkische Gesichtspunkte
spielen keine Rolle".
Die Aktion Kinder des Holocaust(Akdh), welche die Debatte hierzulande
lancierte, lässt jedoch nicht locker, wie ihr Sprecher Samuel
Althof betont. Die Akdh organisiert am 1. Februar eine weitere Veranstaltung
in Basel. Titel: "Anthroposophie: Rassenlehre ohne Rassismus
?".
Iso Ambühl
*Dieser Artikel erschien leicht gekürzt in der Sonntags-Zeitung
vom 16.01.2000
Dokument
aus dem Waldorfschulunterricht:
Atlantis und die Existenz von verschiedenen "Menschenrassen"
wird noch heute an Waldorfschulen Kindern als Teil der "Weltgeschichte"
unterrichtet!
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