Moderator:
Verlassen wir für einen Moment die Politik und wenden uns einem
anderen Thema zu: den Waldorfschulen. Hier gibt es keine Noten, dafür
gibt es manches, was in es in den anderen Schulen nicht gibt: Fremdsprachen
schon nach dem ersten Schuljahr, einen Ökogarten für die Schulküche,
Mädchen, die schreinern, Jungen, die stricken, und keiner bleibt
sitzen. So sind Waldorfschulen seit 80 Jahren ein Begriff für sanftes
Lernen.
Jetzt aber kommen sie ins Gerede.
In Frankreich beschäftigt sich die Sektenkommission des Parlaments
mit den Waldorfschulen und ihren anthroposophischen Lehren. Und auch
in Deutschland wird die Kritik an Konzepten und Unterrichtsformen immer
lauter.
Barbara Siebert und Eric Friedler berichten.
B
E R I C H T:
Waldorfschulen
in Deutschland. 12 Jahre lang kein Leistungsdruck, keine Noten, keine
Auslese. Viel Raum für Musik und Kunst.
Schlüsselfigur ist der Klassenlehrer, acht Jahre lang führt
er allein die Kinder durch den Lehrstoff - ohne Schulbücher. Diese
Pädagogik ist mit einem Mann verbunden, dessen Bild in fast jeder
Waldorfschule hängt - Rudolf Steiner. Basis der Waldorfpädagogik
ist seine Lehre. Doch die soll nun Risse haben.
Wir sprechen mit enttäuschten Müttern von Waldorfschülern
aus allen Teilen der Bundesrepublik, fragen, warum sie ihre Kinder von
der Schule nahmen.
Heute haben sie Angst. Viele werden als Verräterinnen beschimpft.
Sie wollen nur anonym aussagen.
O-Ton,
Mutter eines ehemaligen Waldorfschülers:
»Da
ist keine Durchsichtigkeit da, keine Transparenz. Wir wissen nicht,
was da eigentlich gemacht worden ist. Es ist grundsätzlich so,
dass die Eltern in diese Pädagogik nicht genügend Einblick
erhalten.«
O-Ton,
Mutter eines ehemaligen Waldorfschülers:
»Eine
Schule, die rassistisch geprägt und weltanschaulich sehr einseitig
auf Steiner ausgerichtet ist. Es ist also eine Führerfigur, die
ich eigentlich so nie für meine Kinder für meine Kinder hätte
haben wollen. Im Geschichtsunterricht wurde von Rassen gesprochen. Die
Völker wurden kategorisiert, und diese ganze Evolutionstheorie,
mir ist das alles etwas eigenartig.«
Sybille Jacobs tritt offen vor unsere Kamera. Viel zu spät sei
sie aufgewacht und nahm ihre Kinder erst Mitte der 90er Jahre von der
Waldorfschule. Seit einigen Jahren leitet sie einen Verein für
Eltern ehemaliger Waldorfschüler.
O-Ton,
Sybille Jacobs, Initiative zur Anthroposophie-Kritik, Augsburg:
»Es
wird meiner Meinung nach eindeutig rassistisches Gedankengut den Kindern
vermittelt. Zwar subtil und so, dass die Eltern das nicht unbedingt
sofort merken. Wir haben das auch nicht gemerkt, weil ich die Hefte
damals nie so genau angeschaut habe, weil die Kinder keine Schularbeiten
oder nur wenig Schularbeiten aufbekommen haben. Dann habe ich mir die
Hefte vorgenommen, und dann hat es mich fast umgehauen.«
Geschichtshefte
der fünften Klasse aus verschiedenen Waldorfschulen. alle aus den
letzten Jahren. Hier finden wir eine Entwicklungslehre der Menschen,
die im Geschichtsunterricht staatlicher Schulen unbekannt ist. Die Arier,
so heißt es dort, verliessen den untergehenden Kontinent Atlantis,
um zahlreiche Hochkulturen zu begründen.
Begriffe wie Arier, Opferfeuer oder Arierwanderungen
tauchen auf - unkommentiert. Für den Betrachter von aussen wird
hier lediglich ein wenig bekannter Mythos vermittelt.
Experten sind da anderer Meinung. Der Inhalt der Schulhefte zeige, dass
den Kindern Mythologie als geschichtliche Tatsache gelehrt werde, eine
Entwicklungstheorie, die die Arier besonders hervorhebe, sei pädagogisch
unhaltbar.
O-Ton,
Klaus Prange, Pädagoge, Universität Tübingen:
»Diese
Konstruktion hat die Funktion, in den einzelnen ein Bewusstsein zu erzeugen,
dass in ihnen selbst die ganze Geschichte- so wie Steiner sie liest,
mit ihren Merkwürdigkeiten - in jedem Menschen diese Geschichte
präsent ist. Mit einem deutlichen Vorrang unserer Zugehörigkeit
oder angeblicher Zugehörigkeit, muss man ja sagen, zur arischen
Rasse, die da nach wie vor wie etwas behandelt wird, das es wirklich
gegeben hat.«
In einigen Heften werden Eigenschaften ganzer Völker beschrieben.
Vermittelt wird dabei: Russen sind unbeherrscht und unpünktlich,
Franzosen oberflächlich, und sogenannte Buschmänner haben
Hohlkreuze und starke Hinterteile.
Hildegard Ernst bildet Geschichtslehrer für staatliche Schulen
aus. Ihr legen wir die Waldorfhefte vor.
Den Inhalt hält sie für fatal.
O-Ton,
Hildegard Ernst, Historikerin, Universität Mainz:
»In
einigen Kapiteln werden Völker mit Stereotypen überzogen,
die, wenn sie unkritisch so stehen bleiben, zu rassistischen Vorstellungen
führen müssen.«
Nach Meinung einiger Eltern finden sich diese Einstellungen auch im
Schulalltag - mit schlimmen Konsequenzen.
O-Ton,
Mutter eines ehemaligen Waldorfschülers:
»Behinderte,
Ausländer und alles, was nicht in die Schublade, in die gewisse
Schublade gepasst hat, ist diskriminiert worden. Und unsere Kinder haben
da ganz große Probleme damit gehabt, weil wir sehr weltoffen,
sehr tolerant sind. Letztendlich ist es einer der grossen Gründe
gewesen, warum wir unser Kind von der Waldorfschule genommen haben.«
O-Ton, Samuel Althof, Aktion Kinder des Holocaust, Basel:
»Seit
circa 2 Jahren werden Geschichten uns zugetragen aus der Bundesrepublik
Deutschland von antisemitischen Vorfällen an Waldorfschulen. Diese
Vorfälle sind verschiedener Art, sie beinhalten zum Teil Gewalt
gegenüber Kindern, sie beinhalten aber auch verbale Gewalt: Du
darfst nicht jüdisch sein, du sollst besser aufhören, Hebräisch
zu lernen. Überhaupt: Gehe nicht in den jüdischen Religionsunterricht,
der Holocaust war eine Notwendigkeit, um das Karma abzutragen, die Opfer
sind nötig gewesen, und damit ist der Holocaust legitimiert.«
Rassismus
und Antisemitismus in der Waldorfpädagogik?
Ein Rückblick.
1919 Rudolf Steiner soll für die Arbeiterkinder der Waldorf-Astoria-Zigarettenfabrik
eine Schule gründen. Daher der Name Waldorf. Steiner entwickelte
dafür eine neue Pädagogik. Grundlage bis heute - die Anthroposophie.
Wiedergeburt und Karma stehen dabei im Vordergrund.
Mit Hilfe von Anthroposophie und Waldorfpädagogik soll der Mensch
im nächsten Leben eine höhere geistige Stufe erlangen.
Doch
in Steiners Lehre findet sich auch Folgendes: Die weisse Rasse
ist die zukünftige, ist die am Geiste schaffende Rasse. Der
Neger hat also ein starkes Triebleben. So könnten die
Juden also nichts besseres vollbringen, als aufgehen in der übrigen
Menschheit, so dass das Judentum als Volk einfach aufhören würde,
das ist dasjenige, was ein Ideal wäre.
Drei von vielen Zitaten dieser Art aus Steiners Gesamtwerk. Wissenschaftler
und Eltern kritisieren, dass die Waldorfbewegung sich bis heute nicht
von diesen Aussagen distanziert habe.
Und: Viele Zeitgenossen Steiners vertraten ähnliche Thesen, doch
nur Steiners Lehre sei bis heute Grundlage eines pädagogischen
Systems. Die Kritiker sehen daher die Gefahr, dass diese Inhalte noch
heute an Waldorfschulen gelehrt werden könnten.
Die Waldorfbewegung bildet ihre eigenen Lehrer aus. Mittelpunkt dabei
- Steiners Gesamtwerk. Dass manche Waldorflehrer sogenannte Arierwanderungen
und Völkerstereotypen im Unterricht vermitteln, muss der Bund der
Freien Waldorfschulen eingestehen.
O-Ton, Walter Hiller, Bund der Freien Waldorfschulen,
Stuttgart:
»Wir
haben aber ganz sicherlich verstärkt die Diskussion zu pflegen
oder auch zu provozieren, was ist denn berechtigt Bestandteil der Waldorfschule
und was hat in der Schule nichts zu suchen, weil es auch wirklich zu
Irritationen und vielleicht auch zu Abschweifungen führen kann,
die mit einer persönlichen Ambition einer Lehrkraft vielleicht
zu tun hat, aber nichts mit dem, was Waldorfschule insgesamt sein soll.«
Persönliche Ambitionen einer Lehrkraft?
Einzelfälle?
Gegenüber REPORT Mainz berichten ehemalige Waldorflehrer, es komme
immer wieder vor, dass umstrittene Inhalte unreflektiert in den Unterricht
einflössen. Und da es im Unterricht keine Bücher gäbe,
seien die Kinder auf das angewiesen, was der Lehrer ihnen erzähle.
O-Ton,
Norbert Biermann, ausgestiegener Waldorflehrer:
»Jeder
Waldorflehrer fühlt sich den Lehren Steiners verpflichtet, und
solange es für mich keine öffentliche Distanzierung von diesen
rassistischen Thesen gibt, ist es für mich unbegreiflich, dass
solche Schulen diese Ideologie im ausgehenden 20. Jahrhundert noch verbreiten
und dafür auch noch staatliche Förderung beanspruchen.«
Heiner Ullrich beginnt demnächst die erste empirische Studie zu
den Waldorfschulen. Er will den Unterricht in der Praxis beobachten.
Doch schon jetzt fordert er mehr Pluralität in der Ausbildung von
Waldorflehrern. Weniger Steiner könnte bedeuten,
O-Ton,
Heiner Ullrich, Pädagoge, Universität Mainz:
»...
dass man sich von nationalistischen, rassistischen, antisemitischen
Vorurteilen in dieser Pädagogik ein für alle mal frei machen
könnte.«
Abmoderation Bernhard Nellessen:
Es geht uns wohlgemerkt nicht darum, die Waldorfschulen generell in
eine falsche, braune Ecke zu rücken. Wir glauben aber, dass es
für die Verantwortlichen höchste Zeit wäre, sich kritisch
mit dem Vater der Waldorfschule, Rudolf Steiner, auseinanderzusetzen.
Moderation:
Bernhard Nellessen
Bericht:
Eric Friedler
Barbara Siebert
Kamera:
Helmut Hörber
Harald von Hellborn
Schnitt:
Roland Rossner
Literaturliste:
Badewien, Jan
Die Anthroposophie Rudolf Steiners
München, 1994
Bierl,
Peter:
Wurzelrassen, Erzengel und Volksgeister. Die Anthroposophie Rudolf Steiners
und die Waldorfpädagogik
Hamburg, 1999
Kayser
Martina, Wagemann Paul Albert:
Wie frei ist die Waldorfschule. Geschichte und Praxis einer pädagogischen
Utopie
Berlin, 1993
Prange,
Klaus:
Erziehung zur Anthroposophie. Darstellung und Kritik der Waldorfpädagogik.
Bad Heilbrunn,1987
Rudolph,
Charlotte:
Waldorf-Erziehung. Wege zur Versteinerung.
Darmstadt, 1987
Steiner,
Rudolph:
Allgemeine Menschenkunde als Grundlage der Pädagogik
Dornach 1992
Aus der Akasha-Chronik
Basel 1955
Treiber,
Christine:
Mein Eigenwesen fühl` ich kraftend zur Klarheit sich wenden
Bericht aus einem Waldorflehrerseminar
aus: PÄD Forum; Nummer 6; Dezember 1997; S.531-548
Ullrich,
Heiner:
Waldorfpädagogik und okkulte Weltanschauung. Eine bildungsphilosophische
und geistesgeschichtliche Auseinandersetzung mit der Anthroposophie
Rudolf Steiners
Weilheim und München, 1986
Weibring,
Juliane:
Die Waldorfschule und ihr religiöser Meister
Waldorfpädagogik aus feministischer und religionskritischer Perspektive
Oberhausen, 1998
Rat,
Hilfe und Informationen:
Dr.
Klaus-Peter Meyer-Bendrat, Pädagoge; Evangelische Fachhochschule
Hannover.
Dr. Meyer-Bendrat berät Eltern und Schüler, die Probleme mit
der Waldorfschule haben oder die Waldorfschule verlassen wollen.
Meyer-Bendrat@efh-hannover.de
Dr.
Jan Badewien; Sektenbeauftragter der Evangelischen Kirche Baden
Dr. Jan Badewien hat sich auf das Thema Anthroposophie spezialisiert.
Er berät unter anderem Eltern, deren Kinder Probleme an der Waldorfschule
haben bzw. einen Schulwechsel für ihre Kinder erwägen.
badewien@ev-akademie-baden.de
Initiative
zur Anthroposophie Kritik; Die IzAK ist eine Initiative von Eltern ehemaliger
Waldorfschüler, die negative Erfahrungen mit der Waldorfschule
gemacht haben.
Sybille Jacobs; IzAK Büro Augsburg
IzAK@gmx.de
Aktion Kinder des Holocaust: www.akdh.ch
Die selbstredende Replick von Detlef Hardorp
(veröffentlicht am 28.2. 2000 auf der Internetsite von Ifo3,
AKdH Archiv)
(...)
Schade, daß sich die Verantwortlichen der Report Sendung vor den Dreckkarren
einiger hartgesottener Anti-Waldorf Missionare hat spannen lassen.
Zugegeben: was diese den Waldorfschulen vorwerfen, ist derzeit das
Skandalträchtigste.
Detlef Hardorp Zur Report-Sendung vom 28. Februar
Detlef Hardop ist Sprecher der Waldorfschulen in Berlin und Brandenburg
Paul
Spiegel bestätigt Recherchen des ARD-Magazins
REPORT Mainz
Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland: „Seit circa eineinhalb
Jahren sind mir antisemitische Vorfälle an Waldorfschulen bekannt“
In der Sendung „Wortwechsel“ des Südwestfernsehens (SWR) äußert sich
der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland u.a. zu antisemitischen
Vorfällen an Waldorfschulen.
Paul Spiegel wörtlich: „Seit ungefähr eineinhalb Jahren wird mir von
antisemitischen Vorfällen berichtet, aus verschiedenen Städten. Bisher
konnte ich nicht aktiv werden, weil die Eltern, die mir davon erzählt
haben, nicht bekannt werden wollten.“
Auf die Frage, wie der Zentralrat der Juden künftig mit der Thematik
umgehen werde, kündigte Spiegel an, zunächst noch mehr Fakten zu sammeln.
„Wenn wir die Fakten beisammen haben, überlegen wir was wir machen.“
Auf jeden Fall werde man an dem Thema dranbleiben. „Ich bin schon sehr
erschüttert über das, was ich da gehört habe“, so Paul Spiegel, der
mit seiner Stellungnahme Recherchen des ARD-Magazins REPORT Mainz bestätigte.
REPORT Mainz hatte am 28.2.2000 in der ARD unter anderem über rassistische
Lehrinhalte und antisemitische Vorgänge an deutschen Waldorfschulen
berichtet. Betroffene Eltern und ein Vertreter einer jüdischen Organisation
aus der Schweiz hatten über solche Lehrinhalte und Vorfälle informiert.
In dem Magazinbeitrag äußerten sich auch Pädagogik-Experten kritisch
über einzelne Aspekte der Waldorf-Pädagogik.
Das gesamte Gespräch zwischen dem Präsidenten des Zentralrats der
Juden in Deutschland, Paul Spiegel und Fritz Frey ist zu sehen im Südwestfernsehen
am Sonntag, 19.3.2000, um 22.35 Uhr.
dpa:
22.03.2000
Rassismus-Vorwürfe zurückgewiesen
Der Bund der Freien Waldorfschulen hat Rassismus- und Antisemitismus-Vorwürfe
vehement zurückgewiesen. "Dies hat weder etwas mit unserem Lehrplan
noch mit unserer Lehrerausbildung zu tun'', sagte die Vorsitzende des
Landesverbandes der freien Waldorfschulen, Gise Kayser-Gantner, am Dienstag
in Stuttgart. Eine Umfrage an allen Schulen habe keine Anhaltspunkte
für die Verbreitung rassistischen oder antisemitischen Gedankengutes
oder Vorfälle in dieser Richtung ergeben. "Das ist nicht der Alltag
in den Waldorfschulen'', sagte sie.
Damit reagierte sie auf die jüngsten Aussagen des Präsidenten des Zentralrats
der Juden in Deutschland, Paul Spiegel. Spiegel hatte im Südwestfernsehen
(SWR) gesagt, dass ihm seit etwa anderthalb Jahren aus verschiedenen
Städten von antisemitischen Vorfällen berichtet werde. Die Eltern, die
ihm davon erzählt hätten, wollten anonym bleiben. Deshalb sei er noch
nicht aktiv geworden. Er werde zunächst noch mehr Fakten sammeln. Kayser-Gantner
betonte, der Bund der Freien Waldorfschulen versuche Kontakt zu Spiegel
aufzunehmen. Zuvor war in der ARD-Sendung "Report'' über rassistische
Lehrinhalte und antisemitische Vorgänge an Waldorfschulen berichtet
worden.
Gegendarstellungsbegehren
abgewiesen:
Bund der Freien Waldorfschulen im Rechtsstreit mit „REPORT Mainz“ in
wesentlichen Punkten gescheitert
Am 28.2. 2000 sendete das ARD-Polit-Magazin des Südwestrundfunks
(SWR) Report Mainz einen Beitrag mit dem Titel: Waldorfschulen,
enttäuschte Eltern berichten. Der Film setzte sich u.a. kritisch
mit den Unterrichtsinhalten an einigen Waldorfschulen auseinander.
Eltern
von Waldorfschülern berichteten, dass sie den Unterricht an Waldorfschulen
als rassistisch geprägt erlebt hätten. Darüber
hinaus zeigte der Beitrag Schulhefte aus dem Geschichtsunterricht einzelner
Waldorfschulen, in denen stereotype Beschreibungen verschiedener Völker,
sowie Begriffe wie Arier, Arierwanderungen und
Arieropferfeuer auftauchten. Experten äußerten
Kritik an diesen Inhalten.
Darüber
hinaus berichtete Samuel Althof, der Sprecher der Schweizer Initiative
Aktion Kinder des Holocaust, dass jüdische Kinder an
manchen Waldorfschulen unter antisemitischen Diskriminierungen zu leiden
hätten.
Der
Beitrag führte zu heftigen Reaktionen bei Anhängern und offiziellen
Vertretern der Waldorfschulen. Unmittelbar nach der Sendung leitete
der Bund der Freien Waldorfschulen juristische Schritte gegen den SWR
ein und verlangte mehrere Gegendarstellungen sowie die Unterlassung
unterschiedlichster Aussagen.
Am 5.4.2000 hat das Landgericht Stuttgart das Begehren auf Gegendarstellung
in allen Punkten abgelehnt.
Wenige Tage vorher, am 22.3.2000, entschied das Landgericht Frankfurt
über die nachfolgend aufgeführten Aussagen:
a.
Rassismus und Antisemitismus gehöre zu der Pädagogik der Waldorfschule
b. jüdische Eltern nähmen vermehrt ihre Kinder von der Waldorfschule
c. es käme zu antisemitischen Vorfällen an Waldorfschulen
und dabei würden u.a. folgende Äußerungen verbreitet
werden:
Du darfst nicht jüdisch sein, Du sollst besser aufhören
hebräisch zu lernen. Überhaupt: Gehe nicht in den jüdischen
Religionsunterricht, der Holocaust war eine Notwendigkeit um das Karma
abzutragen, die Opfer sind nötig gewesen, und damit ist der Holocaust
legitimiert ( Zitat: Sprecher Initiative Kinder des Holocaust
)
Mit diesem Ansinnen sind die Vertreter der Freien Waldorfschulen nun
vor dem Landgericht in Frankfurt im wesentlichen gescheitert. Mit Beschluss
vom 23.3.2000 wies das Landgericht Frankfurt einen Antrag des Bundes
der Freien Waldorfschulen auf Erlass einer einstweiligen Verfügung
gegen den SWR bezüglich der Punkte a) und c) zurück. Begründung:
die Sendung habe keine falschen Tatsachen über die
Waldorfschulen behauptet.
Hier einige Sätze aus der Begründung des Frankfurter Beschlusses:
Die Behauptung Rassismus und Antisemitismus gehöre
zu der Pädagogik der Waldorfschule hat die Antragsgegnerin
( also der SWR ) nicht aufgestellt. Sie hat vielmehr im Rahmen ihrer
Reportage, nachdem einige Mütter von ehemaligen Waldorfschülern
und der Sprecher einer schweizer Bürgerinitiative Aktion
Kinder des Holocaust zu Wort gekommen waren, die Frage aufgeworfen:
Rassismus und Antisemitismus in der Waldorfpädagogik?
Die Fragestellung erfolgt in dem Beitrag in neutraler und sachlicher
Form und legt es nicht nahe, dass es sich bloß um eine rhetorische
Frage handelt, die Antwort für die Antragsgegnerin schon feststeht.
Darüber
hinaus erklärte das Gericht, dass keine Anhaltspunkte dafür
vorlägen, dass die Äußerung von Herrn Samuel Althof
nicht der Wahrheit entspricht. Das Gericht stellte ferner ausdrücklich
fest, dass es nicht völlig unwahrscheinlich erscheint, dass
es an einzelnen Schulen von einzelnen Lehrern Äußerungen
gegeben hat, wie von Herrn Althof berichtet. Da Herr Althof mit seinen
Ausführungen nicht den Eindruck erweckt, die von ihm geschilderten
Vorgänge seien in den Waldorfschulen quasi an der Tagesordnung,
sind seine Äußerungen nicht zu beanstanden.
Nach Auffassung von SWR-Chefredakteur und Report-Moderator Bernhard
Nellessen wird damit die Report-Berichterstattung nachdrücklich
bestätigt.
Einzig
die unter Punkt b) aufgeführte Aussage darf vorläufig vom
SWR nicht mehr verbreitet werden. Dagegen wird der SWR jedoch Widerspruch
einlegen, weil ihm Stellungnahmen von Vertretern jüdischer Organisationen
vorliegen, die die von den Waldorfschulen angegriffene Aussage belegen.
Diese Unterlagen wurden dem Gericht bei der Antragstellung vom Bund
der Freien Waldorfschulen bislang vorenthalten.
Quelle:
http://www.swr-online.de/report/aktuell/index.html
Und
so sieht der Bund der Freien Waldorfschulen die Sache:
"SWR leugnet den bisher erreichten Stand der gerichtlichen Auseinandersetzung
um die umstrittene Report-Sendung".
Es ist erstaunlich mit welcher Überheblichkeit der Bund der Freien
Waldorfschulen die Arbeit des Gerichtes abqualifiziert.
Bund
der Freien Waldorfschulen verliert Verfahren
gegen AKdH
Das Gesuch des Bundes der Freien Waldorfschulen um Erlass einer provisorischen
Verfügung gegen den Sprecher der AKdH Samuel Althof wurde vom Bezirksgericht
Arlesheim am 5. Juni 2000 vollumfänglich abgewiesen.
Das Gesuch um Erlass einer superprovisorischen vorsoglichen Massnahme
wurde bereits am 24. März 2000 vom Bezirksgericht Arlesheim abgewiesen.
In der Sendung "Waldorfschulen - enttäuschte Eltern berichten" vom
28. Februar 2000 bei "Report" (ARD) berichtete Samuel Althof über
Schwierigkeiten jüdischer SchülerInnen an Waldorfschulen.
Die
AKdH betont, dass sie nur im Dialog und nicht in juristischen Streitereien
Wege zur Lösung der anstehenden Probleme sieht!
(das Urteil zip öffnen mit imaging
for windows)
Anthroposophen unterlagen
QU. Tages-Anzeiger, 06 14 2000
Zürich. - Anthroposophen sind mit ihrer einstweiligen Verfügung
gegen einen Kritiker beim Bezirksgericht Arlesheim BL unterlegen.
Der Basler Samuel Althof von der Aktion Kinder des Holocaust hatte
den deutschen Waldorfschulen (Steiner-Schulen) in der Fernsehsendung
"Report" (ARD) vom 28. Februar vorgeworfen, sie würden
psychische und physische Gewalt gegenüber jüdischen Kindern
anwenden (TA vom 10. Mai). Ausserdem werde an den Schulen versucht,
den Holocaust zu rechtfertigen. Nachdem der deutsche Bund der Freien
Waldorfschulen erfolglos eine superprovisorische Verfügung beantragt
hatte, versuchte er es mit einer einstweiligen Verfügung.
In seinem
Entscheid hält das Bezirksgericht Arlesheim fest, dass Althof
seine Aussagen "nicht ohne hinreichenden Grund von sich gegeben
hat". Schriftliche Erklärungen von betroffenen Personen
hätten Althofs Aussagen bestätigt. Es sei davon auszugehen,
dass es ihm nicht bloss um eine Verunglimpfung der Steiner-Schulen
gegangen sei, sondern um eine für berechtigt gehaltene Kritik.
Das Gericht hob aber ausdrücklich hervor, dass damit noch nichts
über den Wahrheitsgehalt von Althofs Aussagen gesagt sei. Der
Bund der Waldorfschulen hat noch nicht entschieden, ob er den Fall
weiterziehen will. (sta.)
_______________________________________________________________________________________________
Die
Berichte der TaZ vom 13. Mai 2000
Quelle:
http://www.taz.de/tpl/2000/05/13.nf/text?Tname=a0150&list=TAZ_txt&idx=108
Editorial:
Die Anthroposophie-Seiten der taz sind umstritten wie die Anthroposophie
selbst. Weder sind die Anhänger Rudolf Steiners immer glücklich
mit den Inhalten, noch sind alle taz-Leser damit einverstanden, daß
"diesen Spinnern" auch noch Platz eingeräumt wird. Eine
eventuelle Leserbriefflut wird dennoch nicht gefürchtet sondern
mit Freude erwartet: Der Schwerpunkt dieser Ausgabe liegt auf dem Thema
"Waldorfpädagogik und Antisemitismus ?"
taz Nr. 6141 vom 13.5.2000 Seite 35 25 Zeilen
Antisemitismus an der Waldorfschule?
UMGEDREHTE HAKENKREUZE
Quelle: http://www.taz.de/tpl/2000/05/13.nf/text?Tname=a0153&list=TAZ_txt&idx=99
Die
Berliner Rudolf-Steiner-Schule steht zur Zeit stellvertretend für
den Bund der Freien Waldorfschulen vor Gericht, und zwar mit der Allgemeinen
Jüdischen Wochenzeitung, herausgegeben vom Zentralrat der Juden
in Deutschland.
Stein des Anstoßes ist ein Artikel des Blatts vom 30. März
dieses Jahres: "Waldorf-Unterricht rassistisch
geprägt? Kritiker werfen den Rudolf-Steiner-Schulen Antisemitismus
vor". Die Waldorfpädagogen fordern nun eine Gegendarstellung.
Ausgelöst wurde die aktuelle Diskussion um Rassismus und Antisemitismus
in der Waldorfschule durch die SWR-Sendung "Report Mainz"
vom 28. Februar (auch hier folgte ein Rechtsstreit
siehe auch Artikel Tages-Anzeiger,
Zürich). In einem Beitrag über Waldorfschulen kritisierten
Eltern deren "rassistische Prägung" und eine auf "Rudolf
Steiner als Führerfigur" ausgerichtete Pädagogik. Darüber
hinaus zeigte der Beitrag Schulhefte aus dem Geschichtsunterricht
einzelner Waldorfschulen, in denen stereotype Beschreibungen verschiedener
Völker sowie Begriffe wie "Arier", "Arierwanderungen"
und "Arieropfer" auftauchten. Die in der Tat schwierige
und umstrittene zweite Seite der Anthroposophie und damit auch der
Waldorfpädagogik, ihre okkult-esoterische Weltsicht, ist schon
lange ein Streitthema. Auch der Antisemitismus-Vorwurf ist nicht neu.
In dem "Report"-Beitrag berichtete jedoch Samuel Althof,
Sprecher der Basler Initiative "Aktion Kinder des Holocaust",
ihm werde zunehmend über antisemitische Diskriminierung an Waldorfschulen
berichtet.
Die Aussagen Althofs wurden später von Paul
Spiegel, dem Präsidenten des Zentralrats der Juden, bestätigt.
In der SWR-Sendung "Wortwechsel" vom 19. März sagte
Spiegel in Bezug auf die Waldorfschulen: "Seit ungefähr
anderthalb Jahren wird mir von antisemitischen Vorfällen berichtet,
aus verschiedenen Städten. Bisher konnte ich nicht aktiv werden,
da die Eltern, die mir davon erzählt haben, nicht bekannt werden
wollten."
Die daraufhin losgetretene Diskussion bot genug Anlass für einen
Artikel in der Allgemeinen Jüdischen Wochenzeitung, der das Thema
der "Report"-Sendung aufgriff und sich darüber hinaus
eingehender mit der Problematik Rudolf Steiner und Antisemitismus
befasste: Zitiert wurde Steiner unter anderem mit dem Satz "Das
Judentum als solches hat sich aber längst ausgelebt, hat keine
Berechtigung innerhalb des modernen Völkerlebens, und dass es
sich dennoch erhalten hat, ist ein Fehler der Weltgeschichte."
Findet, wie in dem Artikel kritisiert, tatsächlich keine sachliche
Auseinandersetzung mit dem Thema innerhalb der Waldorfbewegung statt,
oder handelt es sich um "diffamierende Meinungsmache", wie
der Bund der Freien Waldorfschulen meint?
Letzterer Ansicht ist auch Evelyn Hecht-Galinski. Die Tochter des
langjährigen Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland,
Heinz Galinski, hat sich zu Wort gemeldet. Sie gründete die "Vereinigung
gegen die Verunglimpfung der Waldorfpädagogik" und schaltete
Anzeigen unter anderem in der Zeit und der Süddeutschen. Die
taz hat für diese Ausgabe ein Interview mit ihr geführt.
Auch der Sprecher der Berlin-Brandenburgischen Waldorfschulen, Detlef
Hardorp, bekommt hier Gelegenheit, sich zu Rudolf Steiner und seinem
Verhältnis zu Judentum und Zionismus zu äußern.
Eine öffentliche Diskussion des sensiblen Themas muss auch ohne
Mitwirkung des Gerichts möglich sein, die Waldorfschulen laufen
ohnehin Gefahr, sich mit einer Klage gegen die vom Zentralrat der
Juden herausgegebene Zeitung mehr Schaden als Nutzen zuzufügen.
Die geforderte Gegendarstellung kommt über philosophische Spitzfindigkeiten
und Korrektur falscher Zahlenangaben kaum hinaus, auf der anderen
Seite erschien in der Jüdischen Allgemeinen Wochenzeitung bereits
eine Leserbriefseite mit der Überschrift "Der antisemtische
Anzug passt nicht": Sämtliche Schreiber hatten sich hier
mit der Waldorfpädagogik solidarisiert.
MARTIN REICHERT
____________________________________________________________________________
"Verbale Diffamierungen"
http://www.taz.de/tpl/2000/05/13.nf/text?Tname=a0156&list=TAZ_txt&idx=92
Evelyn Hecht-Galinski, die Tochter des langjährigen Vorsitzenden
des Zentralrats der Juden, Heinz Galinski, verteidigt die Waldorfschulen
gegen den Verdacht des Antisemitismus
Frau
Eveline Hecht-Galinskis und Herrn M. Barkhoffs (Medienbeauftragter
der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland) selbstredendes
Schreiben an die Mitglieder des Patronatskomitees
der Aktion Kinder des Holocaust. (tif ) Das Schreiben ist eine Reaktion
auf die Aussagen S. Althofs bei Report und ein Versuch das Patronatskomitee
von der AKdH abzuspalten. Der Versuch scheiterte!
Frau Hecht Galinski verteidigt in ihrem Schreiben an das Patronatskomitee
sogar das von Experten als antisemitisch bezeichnete Buch Das
Rätsel des Judentum von Ludwig Thieben, veröffentlicht
im anthroposophischen Perseus Verlag in Basel.
Das im Schreiben gewählte Niveau der Auseinandersetzung entspricht
nicht unseren sachlichen Interessen und in keiner Weise der ethischen
und moralischen Haltung der AkdH. Aus diesem Grund und um unnötige
Verhärtungen und Verletzungen zu vermeiden, entschied sich die
AKdH, trotz des nachweislich ehrverletzenden und erlogenen Inhalts,
vorerst keine rechtlichen Schritte gegen Frau Hecht-Galinski und Herrn
Barkhoff zu unternehmen.
taz: Frau Hecht-Galinski, Sie waren selbst Waldorfschülerin
in Berlin. Wie sind Ihre Erfahrungen aus dieser Zeit? Können
Sie sich an antisemitische Vorkommnisse erinnern, oder wurden Sie
als Jüdin irgendwie diskriminiert?
Evelyn Hecht-Galinski: Ich habe nur die besten Erinnerungen
an meine Schulzeit in der Waldorfschule. Niemals wurde ich als jüdische
Schülerin anders behandelt als meine Mitschüler. Auch ausländische
Kinder in meiner Klasse wurden nie diskriminiert. Im Gegenteil, es
wurde großer Wert darauf gelegt, dass ich den jüdischen
Religionsunterrricht in der Jüdischen Gemeinde besuchen konnte.
Man war auch interessiert an jüdischen Riten und Feiertagen.
Genauso interessierte auch ich mich immer schon für andere Konfessionen
und Bräuche. Dieses tolerante Miteinander fördert die Waldorfpädagogik.
Gerade deshalb hat mich mein Vater auch sehr bewusst auf die Waldorfschule
geschickt.
Haben Sie sich nach der Schulzeit mit der Anthroposophie beschäftigt?
Sind Sie selbst Anthroposophin?
Ich kann nur sagen: Während meiner Schulzeit habe ich sehr wenig
mit Anthroposophie zu tun gehabt, denn im Unterricht wird sie ja nicht
vermittelt.
Dies steht ganz im Gegensatz zu dem, was unwissende Leute jetzt in
den Medien darstellen. Da wird nämlich so getan, als ob auf der
Waldorfschule anthroposophieverseuchte Rassisten erzogen würden!
Dagegen verwahre ich mich ganz entschieden!
Nach meiner Schulzeit habe ich mich auch nicht mit der Anthroposophie
beschäftigt. Mir hat nur immer die Farbenlehre gut gefallen,
die mir später beruflich in unserer Textilfirma sehr hilfreich
war. Außerdem mag ich den biologisch-dynamischen Landbau von
Demeter
sehr gerne. All diese Sachen sind ja erst heute zu ihrer Blüte
gekommen. Aber um diese gut zu finden, muss man ja keine Anthroposophin
sein. Auch die Esoterik liegt mir völlig fern.
Wie weit sind Sie mit der Jüdischen Gemeinde oder dem Judentum
verbunden, und gibt es nach Ihrer Erfahrung grundsätzlich negative
Einstellungen den Waldorfschulen gegenüber?
Ich bin erziehungsmäßig und traditionell mit dem Judentum
verbunden, aber nicht im religiösen Sinne. Nach meinen Erfahrungen
gibt es keine negativen Einstellungen der Juden
der Anthroposophie gegenüber. Während der Amtszeit meines
Vaters als Vorsitzender des Zentralrates der Juden in Deutschland
jedenfalls nie. (Brief von Ignatz Bubis
an AKdH)
Insofern haben mich die pauschalen und unbewiesenen Äußerungen
des derzeitigen Vorsitzenden Paul Spiegel im Interview des SWR verwundert.
Es gab ja diese "Report"-Sendung, und auch die Allgemeine
Jüdische Wochenzeitung hat in der Ausgabe vom 30. März dieses
Jahres einen negativen Artikel über die Waldorfschulen veröffentlicht,
der die Vorwürfe der Fernsehsendung wiederholt, sie jedoch auch
nicht belegt.
Wie ist Ihre Auffassung dazu?
Nach der "Report"-Sendung aus Mainz vom 28. Februar war
ich so entsetzt über diese gezielten Diffamierungen und unbewiesenen
Behauptungen, auch noch mit anonymen Äußerungen! Durch
die Telefonate mit Herrn Friedler von "Report" Mainz [ARD-Fernsehen],
Mariette Schäfer, einer unter Pseudonym schreibenden Journalistin
und Verfasserin des schlecht und falsch recherchierten Artikels in
der Jüdischen Allgemeinen Wochenzeitung, und Herrn Klaus Werry,
der im Deutschlandfunk Köln einen hasserfüllten Kommentar
zum 75. Todestag Rudolf Steiners gesprochen hatte, habe ich erst den
unvorstellbaren Hass - für mich überhaupt nicht nachvollziehbar
- zu spüren bekommen.
Mit diesen Leuten ist überhaupt keine normale Diskussion möglich,
da sie nur verbale Diffamierungen loslassen.
Wie kamen Sie auf die Idee, mit einem Aufruf an die Öffentlichkeit
zu treten?
Weil ich diese Angriffe diffamierend und ohne konkrete Beweise fand
und weil ich von meinem Vater so erzogen worden bin, zu solchem Unrecht
nicht zu schweigen.
Hat Ihr Aufruf bereits Wirkung gezeitigt?
Glücklicherweise ja! Ich bekomme täglich Briefe von jüdischer
und nichtjüdischer Seite. Die Leute berichten mir von ihren guten
Erfahrungen und sind genau wie ich entsetzt. Erstaunlicherweise sind
bisher keine anonymen oder negativen Briefe dabei gewesen. Die Menschen,
die mir schreiben, haben es nicht nötig, ihre Namen geheim zu
halten. Das hat mich sehr ermutigt und bestärkt, weiterzumachen.
Interview: ACHIM HELLMICH
Bund
der Freien Waldorfschulen unterliegt auf ganzer
Linie gegen den SWR
Das Oberlandesgericht Frankfurt hat mit seinem Urteil vom 14.12.2000
(Az: 16 U 138/00) eine Entscheidung des Landgerichts Frankfurt vom 22.3.2000
aufgehoben. Das LG Frankfurt hatte es seinerzeit dem SWR untersagt,
die Behauptung zu verbreiten, dass jüdische Eltern vermehrt ihre
Kinder von der Waldorfschule nähmen. Der Beschluss bezog sich auf
die Berichterstattung des ARD-Magazins REPORT Mainz. Die Sendung vom
28.2.2000 hat unter anderem kritisch über Waldorfschulen berichtet,
insbesondere antisemitische Vorfälle wurden öffentlich gemacht.
Hiergegen
hatte der Bund der Freien Waldorfschulen zunächst versucht, diverse
Gegendarstellungen zu erwirken; war damit aber sowohl beim Landgericht
als auch beim Oberlandesgericht Stuttgart gescheitert.
Zwei
weitere Unterlassungsbegehren hatte das Landgericht Frankfurt bereits
am 22.3.2000 zurückgewiesen.
Mit
der jetzigen Entscheidung des Oberlandesgerichts Frankfurt ist der
Bund der Freien Waldorfschulen nunmehr in allen Rechtsstreitigkeiten
dem SWR unterlegen. Der Redaktionsleiter von REPORT Mainz, Fritz Frey,
sieht damit die REPORT-Berichterstattung in vollem Umfang bestätigt.
Oberlandesgericht:
SWR gewinnt Rechtsstreit gegen Waldorfschulen
QU: Frankfurter Rundschau, 18. Dezember 2000
In einem
Rechtsstreit zwischen dem Bund der Freien Waldorfschulen und dem Südwestrundfunk
(SWR) über Probleme mit jüdischen Schülern hat das
Oberlandesgericht (OLG) Frankfurt zu Gunsten der Rundfunkanstalt entschieden.
Mit seiner Entscheidung (Az.: 16 U 138/00) hat das OLG einen Antrag
des Bundes Freier Waldorfschulen auf Erlass einer einstweiligen Verfügung
gegen den SWR zurückgewiesen. Mit der Verfügung sollte dem
Sender die Behauptung verboten werden, jüdische Eltern nähmen
vermehrt ihre Kinder von den Waldorfschulen.
Der
SWR hatte diese Behauptung in der Fernsehsendung Report Mainz aufgestellt
und sich zum Beweis auf Äußerungen unter anderem des Präsidenten
des Zentralrats der Juden in Deutschland sowie auf zwei eidesstattliche
Versicherungen von Eltern berufen. Damit bestand nach Feststellung
des Gerichts eine überwiegende Wahrscheinlichkeit für die
Richtigkeit der Behauptung, die von dem Bund der Freien Waldorfschulen
bestritten wurde.
Am 28.
Februar diesen Jahres hatte der SWR in dem Beitrag Report Mainz über
vermeintlich antisemitische Vorfälle an Waldorfschulen berichtet
und gefragt, ob Rassismus und Antisemitismus zur Pädagogik der
Waldorfschule gehörten. Der Bund der Freien Waldorfschulen hatte
daraufhin die Unterlassung einiger Aussagen des Films gefordert. dpa